Die Verschuldung der Stuttgarter Straßenbahnen AG steigt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Verschuldung des städtischen Nahverkehrsunternehmens steigt wegen dringender Erneuerungen der abgenutzten Infrastruktur an.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) wird sich bis 2022 um zusätzliche rund 100 Millionen auf dann 372 Millionen Euro verschulden. Anders sei die Grunderneuerung der teils 30 Jahre alten Infrastruktur nicht machbar, sagten die Vorstandsmitglieder Stefanie Haaks (Finanzen) und Sabine Groner-Weber (Personal) am Dienstag bei der Vorstellung des Wirtschaftsplanes für 2019. Ersatzinvestitionen werden, anders als Neubauten, nicht oder nur marginal gefördert. „Das schlägt durch“, sagte Haaks.

Defizit aus Betrieb wächst

Auch das Defizit aus dem Betrieb wächst. Der Gemeinderat hatte den Ausgleichsbedarf der SSB auf 25 Millionen Euro gedeckelt. Nun sollen es 2020 rund 31, im Folgejahr 30 und 2022 dann 32 Millionen Euro sein. Ob die Stadt diese Summen aus der schmalen Rendite von Geldanlagen und dem Gewinn des Hafens und der Stadtwerke decken kann, scheint fraglich.

Mit der im Bau befindlichen Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 vom Fasanenhof zum Flughafen und der geplante U 19 (vom Mercedes-Stadion zum Daimler-Werk) weite man das Angebot aus, entlang der U 1 sollen die Bahnsteig- und damit Zuglängen auf 80 Meter verdoppelt werden. „Jede Ausweitung wird unser Ergebnis zusätzlich belasten“, sagte Haaks, die bald als Vorstandschefin zu den Kölner Verkehrsbetrieben wechselt. Dazu komme die Erneuerung von Stellwerken, der dann vierte Stadtbahn-Betriebshof (in Weilimdorf) und drei insgesamt acht Millionen Euro teure neue Zahnradbahnen, die 2021 auf eine Strecke mit barrierefrei umgebauten Haltestellen gehen sollen.

96 neue Stellen

2019 sollen 105 Millionen Euro investiert werden, davon 60,5 Millionen allein in die Stadtbahn, 14,4 Millionen in Fahrzeuge. Bis 2022 werden laut Plan eine halbe Milliarde Euro in die Grunderneuerung der Nahverkehrsanlagen fließen müssen, 348 Millionen davon will die SSB selbst finanzieren. Den Kostendeckungsgrad will der Betrieb mit rund 90 Prozent weiter hoch halten. Im Bundesvergleich liegt die SSB damit in der Spitzengruppe.

Trotz der Abgabe von Außenbuslinien soll die Zahl der Beschäftigten in dem Nahverkehrsbetrieb 2019 um 96 Stellen wachsen. Aktuell gibt die SSB 3199 Menschen Arbeit, rund 1500 davon sind im Fahrdienst beschäftigt, 2019 soll deren Ausbildung mit einem neuen Simulator verbessert werden. „Wir brauchen ständig Fahrer, haben aber hohe Anforderungen“, sagte Groner-Weber. Jährlich melden sich bis zu 900 Bewerber. Vor dem Busführerschein stehen vier bis sechs Monate intensive Ausbildung.