Die Anwohner der Merkurstraße sind sich einig: Sie halten nichts von dem neuen Bebauungsplan, den die Stadt aufstellen möchte. Foto: Georg Linsenmann

Die Anhörung zur Nachverdichtung Merkurstraße trifft auf eine geschlossene Front der Ablehnung.

Rohr - Fast zu klein ist der Sitzungssaal des Bezirksrathauses für diese Veranstaltung gewesen. Denn 60 Bürger waren gekommen. Dicke Luft herrschte aber auch so. Und den Ton bei der Anhörung zur geplanten Weiterentwicklung an der Merkurstraße hatte zuvor schon ein Flugblatt vorgegeben, in dem zur Teilnahme aufgerufen worden war: „Bürger, wehrt Euch gegen die geplante Nachverdichtung und Versiegelung der Gärten!“ Einen dementsprechend schweren Stand hatten Michael Hausiel und Jan Ferenz vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Sie hatten schon damit zu kämpfen, überhaupt mit ihrer Präsentation zu Ende zu kommen.

Das lag auch an einem magischen Datum, denn zum erfolgten Aufstellungsbeschluss können nur noch bis zum 12. März „rechtskräftige Einwendungen“ gemacht werden. Ein Begriff, der wie mit dem Skalpell präpariert wurde – verbunden mit dem Vorwurf, dass die Grundstückseigentümer „über den Tisch gezogen“ werden könnten, weil eventuelle Stellungnahmen der Grundstückseigentümer“ im weiteren Beteiligungsverfahren nicht diese rechtliche Qualität hätten, da sie nicht einklagbar seien.

Das rote Rechteck ist ein rotes Tuch

Doch auch hinsichtlich der Nachverdichtungspläne der Stadt ging es zur Sache, wobei Hausiel zunächst gegen den Vorwurf zu kämpfen hatte, dass „alles schon beschlossen“ sei: „Das ist nicht der Fall. Wir befinden uns vom Verfahren her erst bei der frühzeitigen Beteiligung.“ Es gehe darum, „die Bandbreite der Möglichkeiten von Nachverdichtung zu erörtern“. Etwa eine künftige Zweigeschossigkeit, Anbauten oder Erweiterungen der Baufenster. Letzteres würde bedeuten, dass Gartenflächen versiegelt werden, mithin mit bis zu 40 Prozent der Grundstücksfläche.

Als Knackpunkt erwies sich die visuelle Gestaltung der Präsentation: Wie ein rotes Tuch, wirkte das rote Rechteck, mit dem in der projizierten Darstellung der große Gartenbereich belegt war. Dieser charakterisiert den Innenbereich des rundum mit etwa 20 Eigenheimen bebauten Areals. „Sie wollen eine zweite Baureihe im inneren Block“, brachte ein Zuhörer den allgemeinen Eindruck auf den Punkt. Dem fügte Peter Heiner, einer der Anführer der Gegenwehr, hinzu: „Dass Sie da durchbrechen wollen, liegt auf der Hand. Und dieser Durchbruch liegt wie ein Damoklesschwert über dem Viertel.“ Andere befürchteten, dass in dem Bereich „eine Straße durchgezogen“ werden soll. Hausiel räumte ein, dass die Darstellung „missverständlich“ sei.

Anwohner wollen lieber einen Spielplatz

Heftig kritisiert wurde auch der Plan, den der Stadt gehörenden Zwickel im westlichen Teil der Merkurstraße mit Wohnbau zu versehen und dabei auch einen Teil der Straße einzubeziehen. Stattdessen, so der wiederholte Vorschlag, soll dort ein Spielplatz eingerichtet werden. Und schließlich hallte Ferenz diese Frage entgegen: „Waren Sie jemals vor Ort?“ Dass er dies mit einem Kopfschütteln verneinte, verbesserte nicht eben seinen Stand, sodass der Bürger nachlegte: „Sie sitzen in Ihrem Büro und quetschen ein paar Flächen raus, mit denen Sie was anstellen möchten.“

Dass die Eigentümer nicht gezwungen wären, von erweiterten Möglichkeiten eines neuen Bebauungsplanes Gebrauch zu machen, konnte die Gemüter auch nicht beruhigen, denn die Befürchtung ist laut Heiner diese: „Dass Erben Gartenflächen in Bauland umwandeln und aus Profitgier an Bauträger verkaufen.“

In Varianten wurde wiederholt diese Frage gestellt: „Will die Stadt über unseren Willen hinweg eine Nachverdichtung durchsetzen?“ Inhaltlich stets gleichlautend war, was Ferenz dazu betonte: „Wenn wir Widerstand wahrnehmen, müssen wir darauf reagieren. Wir nehmen alle Ihre Argumente und Hinweise auf und packen dies in einen Zwischenbericht für den Gemeinderat. Dort wird entschieden, ob es zu einer Nachverdichtung kommt oder nicht.“

Die Stadt braucht Wohnraum

Ein Punkt, an dem sich CDU-Stadtrat Carl-Christian Vetter in die Debatte einschaltete, wobei er zunächst auf den Ausgangspunkt der Überlegungen hinwies: „Die Stadt braucht Wohnraum, dafür werden Potenziale geprüft.“ Im Übrigen wolle er „die Sorge ausräumen, dass hier Blockbebauung entstehen soll; das wäre nicht mehrheitsfähig“. Er fügte hinzu: „Für meine Entscheidung war es hilfreich, Ihre Positionen direkt zu hören und zu sehen, wie intensiv Sie das diskutieren.“

Dann brach der Stadtrat eine Lanze für die beiden Planer, die „in Extrastunden ihre Arbeit machen“. Und als er sagte: „Keiner mag nur mit Prügeln nach Hause gehen“, gab es erstmals Beifall. Hausiel ermunterte darauf: „Schicken Sie uns alle Einwände, damit wir sehen, in welchem Lösungsspektrum wir uns bewegen können. Das ist auch in Ihrem Interesse, denn es werden Anfragen für Veränderungen kommen. Und dann brauchen wir Rechtssicherheit. Die haben wir mit der alten Satzung nicht.“