Ein Rollstuhlfahrer ist am Wochenende nicht am Türsteher des Stuttgarter Clubs Zwanglos vorbei gekommen. (Symbolfoto) Foto: Lichtgut/Kovalenko

Ein Lokalpolitiker will mit einem behinderten Freund im ehemaligen Club Schocken, heute Zwanglos, an der Hirschstraße in Stuttgart feiern. Doch der Club verweigert dem Rollstuhlfahrer den Eintritt.

S-Mitte - Als echt schwach bezeichnet der Zuffenhäuser Bezirksbeirat Alexander Mak die Entscheidung des ehemaligen Clubs Schocken an der Hirschstraße, der jetzt Club Zwanglos heißt, einem mit ihm befreundeten Rollstuhlfahrer keinen Einlass gewährt zu haben. Er respektiere das Hausrecht, meint er. Einem Behinderten den Zugang zu einem Lokal zu verwehren, nennt er gleichwohl ein „starkes Stück“.

Der SPD-Politiker hat sich in einem Post in dem sozialen Netzwerk „Facebook“ an die Öffentlichkeit gewandt. Er schildert darin die Begebenheit, die ihn verärgert hat. Mak und sein Bekannter wollten den Club an der Hirschstraße in einer Gruppe besuchen. Die Türsteher verwiesen dann aber auf Sicherheitsbedenken und versicherungsrechtliche Konsequenzen für den Club, sollte der rollstuhlfahrende Gast darin zu schaden kommen. „Die Sicherheitsexperten des Clubs meinten, es könne ja ein Betrunkener auf ihn fallen. Und im Fußballstadion würde es ja auch extra Bereiche für behinderte Menschen geben“, fasst Mak die Begründung der Türsteher des Szeneclubs aus seiner Sicht zusammen. Die Diskussion habe dann mit dem Satz geendet: „Der Chef will das nicht“, erklärt der Bezirksbeirat auf Facebook.

Im Internet gibt es Kritik

Viele Kommentatoren hinterlassen Zeilen unter dem Post des Politikers. „Barrieren im Kopf sind, wie auch Dein Erlebnis zeigt, schwieriger zu beseitigen als bauliche Barrieren“, schreibt ein Leser. Ein anderer bemerkt, dass er den Club künftig meiden wolle.

Der Club selbst hat sich gleichfalls auf Facebook zu den Vorwürfen Maks geäußert. Er verweist auf ein hohes Gästeaufkommen an dem besagten Abend. Dies hätte dazu geführt, dass weitere Gäste vorerst keinen Einlass finden konnten, heißt es in der Stellungnahme. Der Club räumt ein Fehlverhalten seines Türstehers ein. „Der Türsteher hat falsch reagiert und hätte lediglich auf eine längere Wartezeit für den Einlass hinweisen sollen“, heißt es dazu in dem Facebook-Post.

Clubbetreiber entschuldigt sich

Der Sprecher der Club-Betreiber erklärt, dass er dies mit den Türstehern bei einer Besprechung nach dem Vorfall deutlich gemacht habe. „Wir wehren uns gegen den Vorwurf, diskriminierend aufzutreten“, erklärt er. Rollstuhlfahrer seien in dem Club seit dessen Gründung willkommen. Für die aus seiner Sicht missglückte Kommunikation an der Eingangstür macht der Sprecher die Umstände mitverantwortlich. Der Clubbetreiber nennt die Zeit zwischen ein und drei Uhr „Primetime“. Da würden an Wochenenden die meisten Gäste anstehen um Einlass zu finden, erklärt er. „Die Türsteher stehen unter Druck“, erklärt der Clubbetreiber.

Politiker bleibt bei Kritik

Der SPD-Politiker Mak widerspricht der Aussage, es sei zu dem Zeitpunkt viel vor der Tür los gewesen. „Da war keine Schlange“, betont er. Er hätte sich im Nachgang gewünscht, dass die Betreiber persönlich auf den Betroffenen zugehen. „Ich finde es schade, dass er das nicht aus dem Weg geräumt hat, in dem er sagt, komm doch noch mal vorbei“, meint er. Immerhin habe sich der Club zu dem Vorfall auf Facebook geäußert. „Das ist anerkennenswert“, sagt Mak.

Die Behindertenbeauftragte der Stadt, Simone Fischer, ist sich nicht sicher, ob die Entschuldigung genügt. „Je nachdem wie die Wortwahl war, kann das schon den Sachverhalt einer Diskriminierung erfüllen“, sagt sie. Eine solche ist in Deutschland strafbar. Sie habe sich in die Sache eingeschaltet, nachdem der Bezirksbeirat aus Zuffenhausen sich an sie gewandt hat, erklärt Fischer. „Ich habe mit dem Club Kontakt aufgenommen und ein Gespräch angeboten“, sagt sie.

Beauftragte lobt Clubs

Generell sei das Nachtleben voller Hürden für Menschen mit Behinderungen. Clubs lägen oft in Kellern, die nur über Treppen erreichbar sind. Der Besuch eines Rollstuhlfahrers werde oft zu einer nur mit Muskelkraft zu behebenden Herausforderung für das Personal. Sie habe immerhin das Gefühl, dass Clubs in Stuttgart für die Belange ihrer behinderten Gäste sensibilisiert seien, meint sie.

Die UN-Konvention zu den Behindertenrechten aus dem Jahr 2006 bekräftigt behinderte Menschen darin, Einschränkungen beim Besuch eines Clubs nicht hinzunehmen. Fischer verweist auf gesetzliche Vorstöße auf europäischer Ebene, dies in den Mitgliedsstaaten umzusetzen. In Sachen Sicherheit gebe es derzeit eine Grauzone, meint Fischer. Nur für Neubauten gebe es eine Verpflichtung zur Barrierefreiheit. Betreiber bestehender Clubs dürften im Prinzip Menschen mit Behinderungen nicht den Zutritt verwehren, können aber meist keinen barrierefreien Fluchtweg garantieren. Fischer findet das heikel. Sie setzt auf die barrierefreien Clubs der Zukunft. „Das ist ein Riesenfortschritt“, sagt sie.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes haben wir vom Club Schocken berichtet. Der Name hat sich geändert. Der Club heißt mittlerweile Zwanglos. Wir haben das im Artikel geändert.