Bei der Hardware-Nachrüstung wird ein Katalysator eingebaut. Foto: dpa

Die Autohersteller haben die Nachrüstung von Dieselautos mit Rückendeckung der Politik viel zu lange blockiert, meint Harry Pretzlaff

Stuttgart - Endlich hat das Bundesverkehrsministerium die technischen Richtlinien für die Nachrüstung von Dieselautos veröffentlicht. Zugleich jedoch schüren die deutschen Autohersteller erneut die Verunsicherung. Bernhard Mattes, der Präsident des Branchenverbands VDA, warnt davor, dass die Hersteller keine Garantie übernehmen, falls es Probleme geben sollte, und VW rät ausdrücklich von einer Nachrüstung ab. Dies erweckt den Eindruck, dass die Branche alles tut, um den Umbau der Autos zu torpedieren.

VW beschränkt sich auf billige Software-Updates

Gerade VW hätte allen Grund, den vom Abgasskandal ausgelösten Vertrauensschaden wiedergutzumachen und nach Kräften dafür zu sorgen, dass die Luft in den Städten so schnell wie möglich verbessert wird und Fahrverbote womöglich vermieden werden können. Stattdessen hat der Wolfsburger Konzern sich ebenso wie die anderen Hersteller viel zu lange auf Software-Updates beschränkt, die für das Unternehmen billiger sind, aber den Ausstoß von Schadstoffen bei Weitem nicht so stark senken können wie eine Nachrüstung des Abgassystems mit Hardware.

Das Kraftfahrzeuggewerbe teilt die Bedenken der Hersteller nicht

Es ist ein Armutszeugnis, dass die Manager der Autoriesen mit ihren Heerscharen von Ingenieuren immer nur auf die Probleme hingewiesen haben, während sich eine Reihe von Mittelständlern zutraute, diese Aufgabe in recht kurzer Zeit zu schultern. Erste Entwürfe schnitten in einem Pilotversuch des ADAC gut ab und auch das Kraftfahrzeuggewerbe, das sich in Sachen Technik ja gut auskennt, teilte die Bedenken der Hersteller nicht. Die mittelständischen Hersteller dieser Systeme wurden jedoch daran gehindert, rasch zu starten, weil die Bundesregierung der PS-Branche Rückendeckung gab.

Erst als Gerichte in immer mehr Städten Fahrverbote verlangten, wurde der politische Druck so groß, dass Berlin schließlich eine Kurskorrektur vollzog. Damit ist viel zu viel Zeit verloren gegangen. Ohne die gemeinsame Blockade von Politik und Industrie könnten die nachgerüsteten Autos heute schon auf der Straße sein.