Ines Kutzli (li.) und Inna Zhuravlova retten auch privat regelmäßig Essen. Foto: Julia Bosch

Zwei Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen der Universität Hohenheim stellen aus aussortierten Bananen Frühstücksflocken her. Supermärkte und potenzielle Käufer sind begeistert – doch es gibt ein Problem.

Hohenheim - Gedankenverloren durch den Supermarkt streifen und dann ohne großes Nachdenken irgendetwas aus dem Obst- oder Gemüseregal greifen – das können Ines Kutzli und Inna Zhuravlova schon lange nicht mehr. „Seit ich weiß, wie viel weggeschmissen wird, kaufe ich nur noch die Bananen, die nicht perfekt aussehen und die einzeln im Regal liegen. Denn die meisten Menschen wählen die grün-gelben Bananen aus, bei denen noch ganz viele an einem Bund sind“, sagt Inna Zhuravlova.

Gemeinsam mit der Hohenheimer Lebensmitteltechnologie-Doktorandin Ines Kutzli (29) hat die 25-jährige Bioökonomie-Masterstudentin Inna Zhuravlova das Start-up BanaBooms gegründet. Die beiden hatten 2018 an einem Projekt des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie im Bereich Food, also Nahrung, teilgenommen. Dabei hatte eine belgische Supermarktkette dazu aufgerufen, Lösungen für die massenhaften Lebensmittelabfälle zu entwickeln – im Speziellen für Brot, Kartoffeln und Bananen, welche im europäischen Einzelhandel besonders oft weggeworfen werden.

Innovativer als Smoothies

Den Hohenheimerinnen wurden Bananen als Thema zugeteilt. Zuerst dachten sie darüber nach, Smoothies aus dem aussortierten Obst zu machen. „Aber wir wollten etwas Innovatives entwickeln. Und etwas, das nicht so schnell verderblich ist – schließlich geht es genau darum: dass Lebensmittel nicht weggeworfen werden müssen, weil sie nicht mehr verkauft werden können“, sagt Ines Kutzli. Im Laufe ihres Brainstormings landeten sie bei Frühstücksflocken, die nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft hergestellt werden: Die von Supermärkten aussortierten Bananen werden preiswert angekauft, zu Frühstücksflocken verarbeitet und als neues Produkt verkauft.

Mit ihrer Idee zu dem Müsli namens BanaBooms setzten sich die Hohenheimerinnen gegen die anderen Studierendenteams durch, erhielten den Förderpreis des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie sowie einen weiteren Innovationspreis in Höhe von 25 000 Euro. Mit diesem Geld sind die beiden in die Produktion eingestiegen. Und am Anfang ging – so wie es sich für ein Start-up gehört – alles schief.

Anfangs sah es aus wie Fischfutter

„Bei unserem ersten Versuch kam ausschließlich Bananenmatsch raus, der ein bisschen wie Fischfutter aussah“, berichtet Ines Kutzli lachend und kopfschüttelnd zugleich. Beinahe die gesamte folgende Nacht haben die beiden dann noch einmal alles überdacht und das Rezept deutlich verändert – bis das Ergebnis schließlich gut wurde. Nun sind in dem Müsli mehr als 40 Prozent frische Bananen enthalten, außerdem ist es knusprig, vegan sowie zucker- und glutenfrei. „Und es ist mehr als ein Dreivierteljahr lang haltbar“, sagt Ines Kutzli.

Doch es gibt einen Haken an der Sache: Zwar haben die beiden mit ihrer Idee bereits mehrere Supermärkte und auch potenzielle Käufer überzeugt, jedoch haben sie noch keinen Produzenten gefunden, der die nötige Menge so produzieren könnte, dass es wirtschaftlich wäre. „Das Problem ist, dass viele der älteren Maschinen nicht mit frischen Bananen arbeiten können“, erläutert Ines Kutzli. Und auf keinen Fall wollen die beiden das Obst vorher zu Pulver verarbeiten: „Unser Ansatz ist Nachhaltigkeit – und die Verarbeitung würde viel Energie benötigen. Das wollen wir nicht.“

Noch dieses Jahr soll BanaBooms auf den Markt gehen

Aufgeben kommt für sie aber auch nicht in Frage: „Das letzte Jahr war zweifelsohne heftig, wir haben zeitweise mehr Zeit für BanaBooms verwendet als für die Promotion und den Master“, sagt Ines Kutzli. „Aber das macht auch viel Spaß, wir haben etliche inspirierende Leute kennengelernt – und das alles hilft, weiterzumachen und nach einem Produzent zu suchen.“ Der Plan ist: Noch in diesem Jahr wollen die beiden mit BanaBooms auf den Markt gehen.