Kandidiert OB Schuster angesichts des Ergebnisses der Volksabstimmung erneut? 

Stuttgart - Viele Beobachter waren sich vor der Volksabstimmung einig: Bei einer klaren Mehrheit für den Ausstieg des Landes aus S21 würde Stuttgarts OB Wolfgang Schuster (CDU) in wenigen Wochen auf eine erneute Kandidatur verzichten. Sollte es eine Zweidrittelmehrheit für das Projekt geben, würde er sich als Befürworter von S21 verpflichtet fühlen, noch ein paar Jahre im Rathaus dranzuhängen.

Als das Ergebnis am Sonntagabend endlich feststand, schwieg Schuster trotzdem weiter eisern dazu, was das für seine Zukunft bedeutet. Das Stadtoberhaupt - monatelang von Projektgegnern ausgepfiffen, zuletzt bei Bürgerversammlungen durchaus freundlich behandelt - zeigte sich jedoch erfreut über den Ausgang. Seine Position sei durch die Volksabstimmung bestätigt. Auch die Gegner des Projekts sollten das Ergebnis akzeptieren, forderte er. Der Protest müsse friedlich bleiben. Es gebe andere wichtige Themen wie die Energiewende, für die er jetzt hoffentlich wieder mehr Zeit haben werde.

Letzte Signale aus Umfeld waren widersprüchlich

Das Rätselraten um Schuster geht also verstärkt weiter - nicht nur, wie früher angekündigt, bis zum 7.Januar, weil dies ein Samstag ist. Schuster will jetzt zwei Tage später verkünden, was er vorhat.

Die letzten Signale aus seinem Umfeld waren widersprüchlich. Der Leiter seiner Stabsstelle sowie der Leiter der Stabsabteilung Kommunikation würden bereits heftig an einer Liste von Themen arbeiten, die Schuster bis zur OB-Wahl platzieren könnte, berichtete einer. Ein anderer meinte, Schuster werde nicht mehr antreten. Der Rückhalt in der CDU sei viel zu schlecht, obwohl der OB beruflich voller Fleiß die richtigen Themen bearbeitet habe. Andere in Schusters Umgebung beteuerten, der Chef spreche auch mit ihnen darüber nicht. Es stehe wohl 50:50.

Hätte Schuster nicht relativiert, was er nach seiner ersten Wiederwahl 2004 unserer Zeitung gesagt hatte, wäre das Rätselraten überflüssig: Er habe sich entschieden, in acht Jahren, wenn er 63 sei, keine Wiederwahl mehr anzustreben - "und dabei wird es bleiben". 16 Jahre seien genug.