125 Jahre VfB Stuttgart – an diesem Wochenende wird in Bad Cannstatt gefeiert. Foto: Pressefoto Baumann

Die Mannschaft des VfB Stuttgart will sich von dem verpatzten Saisonstart nicht verrückt machen lassen – und auch Präsident Wolfgang Dietrich mahnt vor den bevorstehenden 125-Jahr-Feierlichkeiten zur Ruhe.

Stuttgart - Wie man sein Heimspiel zum Jubiläum in den Sand setzen kann, hat der VfB Stuttgart schon 1993 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Damals feierte der stolze Club aus Cannstatt sein Hundertjähriges. Begleitet von einer bitteren 1:2-Heimpleite gegen den Tabellenletzten Bayer Uerdingen. Unsere Zeitung schrieb von einer „grotesken Vorstellung“ des amtierenden Deutschen Meisters. Hinterher flogen von der Haupttribüne Sitzkissen auf die Spieler.

25 Jahre später steht der 1893 gegründete Verein vor den nächsten großen Feierlichkeiten. An diesem Sonntag wird der VfB 125 Jahre alt. Und erneut hat sich die Mannschaft mit ihrer Leistung beim 0:3 gegen den FC Bayern München als Stimmungstöter erwiesen. Zumindest hat sie die aufgekommene Euphorie bei den Fans schon nach dem zweiten Bundesligaspieltag abgewürgt. Sitzkissen fliegen zwar keine mehr, dafür Spielern und Trainer die Kommentare in den sozialen Netzwerken um die Ohren.

Gute Laune im Trainingsbetrieb bei den Roten

Die sich davon aber gänzlich unbeeindruckt zeigen. Business as usual, lautet die Devise von Tayfun Korkut, als er am Mittwoch zum Training bittet. Zweikämpfe üben, Eins-gegen-Eins-Situationen, Torabschlüsse – das ganz normale Programm. Gelacht werden darf natürlich auch, genauso wie in der letzten Ferienwoche die vielen Autogrammwünsche erfüllt werden.

Von Krise keine Spur. Das Wort will noch nicht einmal in den Mund genommen werden – nicht nach drei verlorenen Spielen. Auch der Präsident Wolfgang Dietrich ist guter Dinge, als er am Nachmittag die Öffentlichkeit über die bevorstehenden Feierlichkeiten in Kenntnis setzt. Am 9. September, dem Datum der Gründung des Vorgängervereins FV Stuttgart, eröffnet im Mercedes-Benz-Museum eine große Ausstellung zur Geschichte der Weiß-Roten, am Abend zuvor gibt es an gleicher Stelle einen Festakt. Dietrichs Ansage: Was ist schon ein verpatzter Ligastart im Vergleich zu dieser ruhmreichen Historie!

„Wir wissen, dass die ersten drei Spiele nicht so verlaufen sind wie erwünscht. Unser Worst-Case-Szenario ist leider eingetreten,“ sagte der 70-Jährige. Der Fehlstart bereite ihm aber keine Sorgen. „Ich weiß, dass die Mannschaft und der Trainerstab wissen, was sie zu tun haben, dass wir wieder in die Erfolgsspur kommen“, sagte Dietrich und mahnte zur Besonnenheit: „Wir werden jetzt erst recht ruhig bleiben. Ich glaube, wir haben alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielen wird.“

Gespräche mit potenziellen Investoren laufen an

Als Clubboss will Dietrich das aktuelle Tagesgeschäft nicht zu hoch hängen. Der frühere Unternehmer hat das große Ganze im Blick – den VfB fit für die Zukunft zu machen, wie Dietrich sagt. Dazu zählt vor allem die Suche nach weiteren Investoren. Bis Mitte 2019, also nach Ende dieser Saison, sollen ein oder mehrere Geldgeber gefunden sein, die neben Daimler in die Stuttgarter Fußball AG Geld investieren. Und dem VfB einen „finanziellen sowie einen strategischen Mehrwert“ bieten, wie Dietrich sich ausdrückt. Letzteres zielt zum Beispiel auf das Thema Vermarktung. Dietrich wiederholte sein Versprechen an die mittlerweile 66 000 Mitglieder, „keine verrückten Dinge zu machen. Wir werden den VfB nicht verkaufen!“ Erste Gespräche mit möglichen Geldgebern sollen bald beginnen, auf einen exakten Zeitplan will sich die Clubführung nicht festlegen. Dietrich: „Wir haben alle Zeit der Welt.“

Der Verein für Bewegungsspiele hat sich seinen Namen in 125 Jahren mehr als verdient. Weil er auch und vor allem viele Menschen in der Region bewegt. Hoffentlich bald wieder freudig bewegt.