Die Orang-Utan-Dame Moni lebt nun in einem belgischen Zoo. Foto: Knut Krohn

Die beiden Orang-Utans aus der Stuttgarter Wilhelma haben sich in einem belgischen Zoo eingelebt. In Planckendael gibt es zunächst Blickkontakt zu den Artgenossen.

Schwäbisch verlernt man nie, auch ein Orang-Utan nicht. Auf ein freundliches „Grüß Gottle“, hebt die 48 Jahre alte Karo langsam den Kopf und blickt auf die Besucher vor der Scheibe. Man könnte meinen, sie habe den Gruß aus der fernen Heimat verstanden, während ihre Freundin Moni (44) einfach ungerührt weiterdöst. Erst vor wenigen Wochen sind die beiden Menschenaffen aus der Stuttgarter Wilhelma in den Zoo Planckendael nahe der belgischen Stadt Mechelen umgezogen. Doch die beiden alten Damen scheinen sich bereits sehr gut eingelebt zu haben.

Auch Amanda Wielemans ist zufrieden. „Karo und Moni waren sehr ruhig, als sie bei uns ankamen“, sagt die Sprecherin des Zoos. „Sie haben sich sehr schnell angepasst.“ Anfangs hätten sie ihr Nachtgehege kaum verlassen, doch inzwischen kämen sie immer öfter ins Innengehege. Bald werden die Orang-Utans dann auch den neuen, großzügigen Außenbereich inspizieren können. Das sind vier kleine Inseln, auf denen bis zu 14 Meter hohe Baumstämme stehen. Darauf können die Tiere ihren Kletterdrang auch unter freiem Himmel ausleben.

Schon am Eingang des Zoos Planckendael wird mit großen Plakaten auf die neuen Bewohner aus dem fernen Schwaben und die anderen Orang-Utans hingewiesen. Der Stolz ist berechtigt, denn das gesamte Gehege ist mit großem Aufwand neu gestaltet worden. Der Weg zu den Menschenaffen führt auf einem verschlungenen Weg durch ein riesiges Gewächshaus mit einem Dschungel aus Bambus, Kokospalmen, Bananenstauden und Orchideen mit leuchtenden Blüten. Vorbei an einem Wasserfall geht es dann zu den Innengehegen. In einem davon hat es sich Vilmos bequem gemacht, ein junges Männchen aus Bratislava (Slowakei), auch er ein Neuzugang. Mit ihm hätten sich Karo und Moni bereits angefreundet, sagt Sarah Lafaut, Kuratorin des Zoos. Mit der angestammten Familie von Orang-Utans, die der Zoo seit vielen Jahren beherbergt, hätten alle bereits Blickkontakt. Allen Tieren werde genügend Zeit gegeben, sich aneinander zu gewöhnen, versichert Amanda Wielemans.

In Stuttgart nach 60 Jahren keine Haltung der Menschenaffen mehr

Mit den neuen Orang-Utans möchte der Zoo Planckendael in ein Zuchtprogramm für diese gefährdete Tierart einsteigen. Keine leichte und vor allem eine langwierige Aufgabe, denn die Weibchen werden erst im Ater von 15 Jahren geschlechtsreif. Nach der Geburt kümmern sie sich dann acht Jahre lang um ihren Nachwuchs, bevor sie wieder trächtig werden können.

In Stuttgart ist mit dem Auszug von Moni und Karo die 60 Jahre lange Haltung von asiatischen Menschenaffen zu Ende gegangen. Die Anlage in der Wilhelma wurde zuletzt auf die Haltung von Flachlandgorillas ausgelegt, doch ist das keine artgerechte Umgebung für Orang-Utans. Aus diesem Grund hatte man sich schweren Herzens entschlossen, für die beiden in Stuttgart geborenen Menschenaffen in Belgien ein neues Zuhause zu suchen. Gelindert wird der Trennungsschmerz durch die Gewissheit, dass Moni und Karo ihren Lebensabend nun in einer neuen, aber für sie angepassten Umgebung und im Kreis einer großen Familie verbringen.