Boris Palmer ist vom Gemeinderat heftig kritisiert worden. Seine Aussagen legten nahe, dass das Leben älterer Menschen weniger wert sei, heißt es in der am Donnerstag verabschiedeten Erklärung. Foto: dpa/Christoph Soeder

Der Tübinger Gemeinderat verabschiedet am Donnerstagabend mehrheitlich eine Resolution gegen die umstrittene Aussage von Boris Palmer zur Behandlung von Covid-19-Patienten. Nur die Grünen distanzieren sich von der Erklärung.

Tübingen - Es ist eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche Sitzung, die der Tübinger Gemeinderat am Donnerstagabend absolviert. Zum einen ist die Unistadt die erste Kommune in Baden-Württemberg, in der das Gremium per anfangs etwas wackeliger Videokonferenz tagt und Beschlüsse fällt. Ein neues Gesetz hat dies in Corona-Zeiten möglich gemacht. Zum anderen rechnen die Räte mit ihrem grünen Oberbürgermeister Boris Palmer ab und stimmen mehrheitlich für eine Resolution, in der sie seine umstrittenen Aussagen zur Pandemie klar missbilligen. „Das Grundgesetz gilt auch in Tübingen. Seine Werteordnung findet Anwendung auf Menschen jeden Alters unabhängig von bestehenden Erkrankungen oder der Lebenserwartung“, heißt es in dem interfraktionellen Antrag, von dem sich lediglich die Grünen distanziert haben. Palmers Aussage lege nahe, dass das Leben älterer oder kränkerer Menschen weniger wert sei als das junger Menschen. Sie lasse jegliche Empathie vermissen.