Robert Lewandowski lieferte ein Doppelpack. Foto: AFP/KARIM JAAFAR

Von wegen Müdigkeit: Bayern München trotzt dem Reise-Chaos und greift dank Doppelpacker Robert Lewandowski bei der Klub-WM nach dem erträumten sechsten Titel.

ar-Rayyan/München - Robert Lewandowski lächelte mit nacktem Oberkörper für ein Selfie in die Handykamera eines Gegenspielers, sein Trikot hatte der Matchwinner nach seinem Doppelpack einem anderen Kontrahenten geschenkt. Der hellwache Weltfußballer, wer sonst, hat seinen FC Bayern nach dem ermüdenden Anreise-Chaos beim völlig verdienten 2:0 (1:0) gegen den ägyptischen Spitzenklub Al Ahly SC per Doppelpack (17. und 86.) ins Endspiel der Klub-WM in Katar geschossen.

Dort trifft die Mannschaft von Trainer Hansi Flick am Donnerstag (19.00 Uhr/DAZN) auf UANL Tigres aus Mexiko, das überraschend den brasilianischen Vertreter Palmeiras ausgeschaltet hatte (1:0). Mit dem zweiten Triumph beim Turnier der Kontinente nach 2013 wären die Bayern nach dem FC Barcelona 2009 erst der zweite Klub, der das „Sextuple“ holt.

Die Kulisse im für die WM 2022 neu erbauten Ahmed Bin Ali Stadion in Al Rayyan bei Doha war ungewohnt für die Bayern: Erstmals seit dem europäischen Supercup Ende September gegen Sevilla (2:1 n.V.) spielten sie vor Publikum. Die 12.000 Fans, darunter auch Frauen und der Bayern-Fanklub „Pack ma’s Doha“ feuerten mehrheitlich den Außenseiter an, doch davon ließen sich Lewandowski und Co. zu keiner Phase beeindrucken.

Bayern nur selten vor Problemen

An der Seite von FIFA-Präsident Gianni Infantino fieberte auf der Ehrentribüne bei frühlingshaften Temperaturen auch Klubboss Karl-Heinz Rummenigge mit. Der Ärger über die verspätete Anreise, betonte er bei Bild live, sei inzwischen „verraucht“.

Der neunmalige afrikanische Champions-League-Sieger (Rekord) stellte die Münchner nur selten vor Probleme. Flicks Taktik, gegen die schnellen und technisch beschlagenen Ägypter mit einer Doppel-Sechs um Geburtstagskind Joshua Kimmich (26) und Marc Roca „ein bisschen kompakter“ zu stehen, erwies sich als goldrichtig.

Und seine Stars waren wie von ihm gefordert „von der ersten Sekunde an hellwach“. Serge Gnabry (8.), Kingsley Coman und Thomas Müller (beide 16.) hatten gute Chancen zur Führung, ehe Lewandowski nach Gnabrys Zuspiel aus sieben Metern an fünf Ägyptern vorbei zur Führung traf.

Verlust an Tempo, aber nicht Kontrolle

„Das zeigt wieder seine Stärke, dass genau er das Tor macht“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff und lobte, die Bayern hätten „gleich Druck gemacht. Man hat direkt gemerkt, wie sie das Spiel für sich entscheiden wollen.“

Kurz nach der Führung musste Manuel Neuer bei einem der seltenen Angriffe von Al Ahly gegen Sturmspitze Taher Mohamed (21.) erstmals eingreifen, doch die Bayern waren sofort wieder am Drücker. Der defensiv wenig geforderte Roca hätte ebenso erhöhen können (24. und 27.) wie Lewandowski (37.).

Nach der Pause verloren die Münchner etwas an Tempo, aber nicht die Spielkontrolle. Flick versuchte, mit offensiven Wechseln wieder Schwung zu bringen. Joker Eric Maxim Choupo-Moting (70.) ließ eine weitere Gelegenheit ungenutzt. Kurz vor dem Abpfiff machte Lewandowski nach Flake des eingewechselten Leroy Sane völlig freistehend per Kopf alles klar.