Nach der Absage von Carles Puigdemont wollen die Separatisten bis Montag einen neuen Regierungschef gewählt haben. Foto: dpa

Nach dem Verzicht Puigdemonts soll es nun schnell gehen: Der von ihm empfohlene Torra soll bereits am Samstag gewählt werden. Da ein Erstrundensieg nicht zu erwarten ist, soll die zweite Runde am Montag die Entscheidung bringen.

Madrid - Die katalanischen Separatisten wollen bis Montag einen neuen Regierungschef für die nach Unabhängigkeit strebende Region wählen und damit eine erneute Neuwahl vermeiden. Wie das Regionalparlament am Freitag mitteilte, soll der erste Wahlgang bereits am Samstag stattfinden. Da der von Unabhängigkeitsführer Carles Puigdemont empfohlene Quim Torra in der ersten Runde wahrscheinlich nicht die erforderliche Mehrheit bekommt, soll die zweite mit geringeren Anforderungen am Montag die Entscheidung bringen.

Seit der von Madrid nach dem umstrittenen Unabhängigkeitsvotum angesetzten Neuwahl im Dezember ist in Katalonien keine neue Regierung gebildet worden. Die Separatisten, die bei der Wahl im Dezember eine knappe Mehrheit behaupteten, wollten ihren ins Ausland gegangenen und von Madrid abgesetzten Regierungschef Puigdemont erneut in das Amt wählen.

Die spanische Zentralregierung, die Puigdemont bei einer Rückkehr verhaften und vor Gericht stellen will, wollte das unbedingt verhindern. Sie bekam Unterstützung vom Verfassungsgericht für ihre Argumentation, ein Kandidat für das Amt müsse bei der Wahl in Barcelona persönlich anwesend sein und sein Regierungsprogramm vorstellen. Die Separatisten hatten versucht, Puigdemont in Abwesenheit zu wählen. Ohne neue Regierung in Katalonien wäre am 22. Mai eine weitere Neuwahl fällig.

Puigdemont schlägt Schriftsteller Torra vor

Am Donnerstag erklärte der sich in Deutschland gegen einen spanischen Auslieferungsantrag wehrende Puigdemont seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Regierungschef. Über die Internetplattform YouTube schlug er den Schriftsteller und Abgeordneten Torra als seinen Nachfolger vor. Dieser habe genug Rückhalt im katalanischen Parlament, um gewählt zu werden und die monatelange politische Blockade zu beenden, sagte Puigdemont. Torra führte früher Omnium Cultural, eine Graswurzelorganisation, die sich für eine Abspaltung von Spanien einsetzt. Vor seiner Ankündigung hatte sich Puigdemont mit proseparatistischen Gruppen abgesprochen.

Ein Unvermögen, sich auf einen Kandidaten für das Amt des Regionalpräsidenten zu einigen, hätte die Separatisten womöglich in ein ungünstiges Licht gerückt. Anders als bisherige Aspiranten läuft gegen Torra kein Strafverfahren. Puigdemont dankte Torra „für dessen Bemühungen und Opfer, die er mit der Annahme des Postens unter den schwierigen Umständen für Katalonien“ bringe.