Bundesfamilienministerin Katarina Barley fordert, dass die beteiligten Institutionen besser zusammenarbeiten. Foto: dpa

Der Fall Missbrauchsfall eines Neunjährigen im Raum Freiburg hat auch zu Kritik an Justiz und anderen Behörden geführt. Jetzt fordert Familienministerin Katarina Barley, dass es verpflichtende Fortbildungen zum Thema Missbrauch und Gewalt am Gericht geben soll.

Berlin - Nach dem jahrelangen Missbrauch eines Neunjährigen im Raum Freiburg fordert Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) „mehr Sachverstand an den Gerichten“. „Dazu gehören auch verpflichtende Fortbildungen, die sich konkret auf das Thema Missbrauch und Gewalt beziehen“, sagte sie der „Bild“ (Mittwoch). „Es muss darüber hinaus sichergestellt werden, dass alle beteiligten Institutionen effizient zusammenarbeiten. Dafür brauchen wir verbindliche Kooperationsstrukturen zwischen allen Akteuren.“

Der Fall des Neunjährigen war vergangene Woche bekannt geworden und hatte auch zu Kritik an Justiz und anderen Behörden geführt. Den Ermittlungen zufolge hatten die Mutter und ihr Lebensgefährte den Jungen übers Internet für Vergewaltigungen angeboten. Dabei hätte der einschlägig vorbestrafte Mann gar keinen Kontakt zu Minderjährigen haben dürfen.

Auch der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion sieht Nachholbedarf bei Gerichten und Verwaltung. „Bei Kinderschutzfällen sollten Familiengerichte zukünftig nach dem Sechsaugenprinzip entscheiden“, sagte Marcus Weinberg zu „Bild“.

Kindesmissbrauchsbekämpfungsgesetz gefordert

Die CSU-Politikerin Dorothee Bär kritisierte mit Blick auf Täter eine „jahrzehntelange Resozialisierungs-Romantik“. „Der garantierte Schutz von Kindern vor Missbrauch muss aber das Ziel sein - egal, ob durch Sicherungsverwahrung, Meldeauflagen oder Fußfesseln“, sagte sie. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, sprach sich erneut für ein Kindesmissbrauchsbekämpfungsgesetz aus.

Rörig forderte in der „Rhein-Neckar-Zeitung“ zudem mehr Personal in den Jugendämtern: Die Mitarbeiter seien für viel zu viele Fälle zuständig. „Wenn es schwierig ist, Personal zu finden, sollte die Vergütung erhöht werden.“