Die Polizei fahndet im Rems-Murr-Kreis nach einem mutmaßlichen Gewalttäter (Symbolbild). Foto: Phillip Weingand / STZN

Die Fahndung nach einem 20-Jährigen läuft auf Hochtouren. Der Schorndorfer OB Klopfer nimmt Stellung zum Fall des Mannes, der 2015 als minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen war.

Plüderhausen/Schorndorf - Der 53 Jahre alte Mann, der am Donnerstag in Plüderhausen (Rems-Murr-Kreis) mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden ist, wurde inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen. „Die Familie befindet sich an einem sicheren Ort, es laufen Schutzmaßnahmen“, erklärt der Polizeisprecher Ronald Krötz.

Nachdem die Polizei Bilder des 20-jährigen Tatverdächtigen veröffentlicht hat, sind bei den Ermittlern mehrere Hinweise eingegangen. „Eine heiße Spur haben wir aber noch nicht“, so Krötz. In einem Punkt muss sich die Polizei relativieren: Am Donnerstag hatte es geheißen, der Gesuchte sei bereits „polizeilich in Erscheinung getreten“. „Er war damals Beschuldigter – es hat sich aber herausgestellt, dass der Vorwurf unglaubwürdig war“, so Krötz.

Der 20-jährige Afghane wird durch DNA-Spuren belastet

In der Nacht auf Sonntag hatte der 53-jährige Plüderhausener einen Eindringling im Zimmer seiner 19-jährigen Tochter ertappt, während sie nicht zu Hause war. Der Täter griff den 53-Jährigen mit einem Messer an und verletzte ihn schwer. Die Polizei verdächtigte daraufhin den 20 Jahre alten Exfreund der Tochter – er war bereits am Sonntag vorläufig festgenommen, aus Mangel an Beweisen jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Bis laut Darstellung der Polizei belastbare Beweise gegen ihn vorlagen, war der 20-jährige Tatverdächtige, der zuletzt in Schorndorf gewohnt hat, schon untergetaucht. „Der Täter hat am Tatort einen Gegenstand verloren. Daran konnten wir eine DNA-Spur sichern. Das Ergebnis haben wir am Donnerstag erhalten“, berichtet Krötz.

Der 20-jährige Tatverdächtige war im Dezember 2015 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. „Als solcher wurde er intensivst betreut“, sagt der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Doch sobald sie volljährig seien, seien Menschen wie dieser schwerer zu erreichen. Das Asylverfahren des 20-Jährigen sei noch nicht abgeschlossen; laut Klopfer hat der Afghane gegen einen angeblich fehlerhaften Bescheid geklagt. Der OB geht davon aus, dass der junge Mann mit der Gewalttat nun „seine Zukunft komplett verbaut“ hat.

OB Klopfer warnt davor, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen

In den sozialen Netzwerken und im Stadtgespräch sorgt der Fall für Aufregung – und für ausländerfeindliche Kommentare. Klopfer warnt davor, nun alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. „Die meisten von ihnen arbeiten und integrieren sich. Ich würde mir wünschen, dass alle, die ihren Hass derart ausschütten, sich in Vereinen für die Allgemeinheit einsetzen würden.“

Verbrechen, an denen Ausländer beteiligt waren, würden auf viel mehr Aufmerksamkeit stoßen als andere Probleme: „Bei meinem Kampf gegen Prostitution zum Beispiel erfahre ich kaum Unterstützung – dabei findet in Bordellen täglich Gewalt gegen Frauen statt“, bedauert Klopfer.

Dennoch sei es nicht von der Hand zu weisen, dass der „Umgang zwischen den Geschlechtern in Afghanistan ein anderer ist als bei uns“. Daran müsse gearbeitet werden: „Wir werden jetzt alle Strukturen der Flüchtlingsarbeit auf den Prüfstand stellen“, kündigt Klopfer an. „Wir müssen unsere Angebote noch besser machen, damit mehr Menschen sie annehmen.“