Nach der Lektüre des Buchs „Die Welle“ liefen die Dinge an einer Schule in Österreich aus dem Ruder. Foto: dpa

Ein 15-Jähriger ließ sich als „Führer“ verehren, „SS-Männer“ beschimpften, schubsten und drangsalierten „die Juden“: Das Rollenspiel einer Schulklasse in Österreich musste schließlich von der Polizei gestoppt werden. Jetzt ermittelt die Justiz.

Wien - Im österreichischen Burgenland ermittelt die Justiz gegen fünf Schüler, die in den Pausen den Film „Die Welle“ nachgespielt hatten. Die Ermittlungen liefen wegen möglichen Verstoßes gegen das Verbotsgesetz, das „NS-Wiederbetätigung“ untersagt, bestätigte Staatsanwalt Johann Fuchs am Mittwoch einen Bericht der Zeitung „Kurier“. Bei ihrem „Spiel“ schlüpften manche der 14-Jährigen in die Rollen von SS-Männern, während andere die Rolle von Juden übernahmen.

In dem Buch „Die Welle“ geht es um den blinden Gehorsam gegenüber einem totalitären System. Die Schüler aus Zurndorf hatten im Unterricht sowohl das Buch von Morton Rhue gelesen als auch die Verfilmung gesehen. Danach sollen sie im März tagelang in den Pausen ihr eigenes System errichtet haben, in dem sich einer von ihnen als „Führer“ verehren ließ. Die „Juden“ seien von den „SS-Männern“ beschimpft, geschubst, und in einen Lagerraum für Turngeräte gebracht worden. Die Vize-Direktorin alarmierte schließlich die Polizei.

Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt leitete Ermittlungen gegen insgesamt zehn Schüler ein, fünf von ihnen waren aber unter 14 und damit nicht strafmündig. Der 15-jährige mutmaßliche Anführer, der sich mit dem Hitler-Gruß begrüßen ließ, sagte dem „Kurier“: „Es war ein großer Blödsinn. Keiner hat das Ganze ernst genommen.“ In Österreich regiert die konservative ÖVP gemeinsam mit der rechtspopulistischen FPÖ, die in den fünfziger Jahren von ehemaligen Nazis gegründet worden war.