Zahlreiche Menschen in Freiburg demonstrieren gegen eine Instrumentalisierung des Verbrechens. Foto: dpa

Noch sind die Hintergründe des Verbrechens in Freiburg nicht vollständig aufgeklärt. Acht Männer sitzen wegen der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Untersuchungshaft. Die AfD ruft zu einer Demonstration auf, gleichzeitig zieht eine Gegendemonstration durch die Stadt.

Freiburg - Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Freiburg sind am Montagabend zwei Demonstrationen durch die Stadt gezogen. Die AfD hatte zu einer Versammlung aufgerufen - an ihr nahmen nach Angaben eines Polizeisprechers 300 bis 500 Menschen teil. Mehrere Gruppen bildeten eine Gegendemonstration, um vor einer Instrumentalisierung des Verbrechens zu warnen. Hier zählte die Polizei rund 1500 Menschen.

Polizisten hielten die beiden Gruppen auseinander. Allerdings musste der AfD-Zug über eine andere Strecke umgeleitet werden, nachdem Gegendemonstranten ihn auf der geplanten Route blockiert hatten. Immer wieder kam es laut Augenzeugen zu Rangeleien zwischen Polizisten und Gegendemonstranten, die versuchten, den AfD-Zug aufzuhalten. Über Verletzte war zunächst nichts bekannt.

Freiburgs Oberbürgermeister ruft zu Besonnenheit auf

Der parteilose Oberbürgermeister Martin Horn hatte zuvor zur Besonnenheit aufgerufen. Er wünsche sich Freiburg als weltoffene und tolerante Stadt. „Ich hoffe, dass die Demonstrationen friedlich bleiben und nicht weitere Gewalt und Hass nach sich ziehen. Es gibt in Freiburg keinen Raum für Straftäter und so furchtbare Straftaten“, sagte Horn. Aber es gebe auch keinen Raum für Menschen, die solche grausigen Straftaten dann politisch instrumentalisieren.

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Nach einem Disco-Besuch soll die junge Frau in der Nacht zum 14. Oktober von mehreren Männern vergewaltigt worden sein. Die Polizei nahm acht Männer fest, die jetzt in Untersuchungshaft sitzen. Gegen sieben Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren und einen 25 Jahre alten Deutschen bestehe dringender Tatverdacht. An Spekulationen über mögliche weitere Täter beteilige man sich nicht, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Gegen einen Verdächtigen hatte bereits ein Haftbefehl wegen eines anderen Deliktes bestanden, bestätigte das Innenministerium in Stuttgart. Dieser war aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht vollstreckt worden. Dies sei aber zeitnah vorgesehen gewesen.

Berauschende Mittel im Blut des Opfers

Das Opfer hatte nach eigenen Angaben in einer Diskothek mit einer Freundin gefeiert und von einem unbekannten Mann ein Getränk erhalten. Gegen Mitternacht habe die Frau den Club mit dem Mann verlassen. Durch eine unbekannte Substanz in dem Getränk sei sie wehrlos gewesen. In einem nahen Gebüsch kam es dann nach Darstellung der Frau zu einem sexuellen Übergriff durch einen der mutmaßlichen Täter. Nach ihm sollen sich auch seine Begleiter an ihr vergangen haben. Die Polizeisprecherin bestätigte, dass im Blut des Opfers berauschende Mittel nachgewiesen werden konnten.

Die Fernsehmoderatorin Dunja Hayali äußerte auf Facebook Anteilnahme und Mitgefühl für die junge Frau. „Bereits auffällige Asylbewerber oder Flüchtlinge werden straffällig, manche tauchen unter, manche radikalisierten sich.“ Die Gründe, warum und wie das passiere, seien vielfältig, auch darüber müsse gesprochen und es müsse gehandelt werden. Aber mindestens genauso wichtig sei die Frage, „was lernen wir daraus, wie reagieren wir, welche Konsequenzen müssen endlich gezogen werden?“

Die Verdächtigen sollen den Behörden wegen anderer Straftaten bereits bekannt sein. Die meisten von ihnen lebten in Flüchtlingsunterkünften in und um Freiburg, hieß es.

Die rund 230 000 Einwohner zählende Stadt war schon nach dem Mord an einer Studentin vor rund zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten. Deswegen war ein junger Flüchtling festgenommen und im März verurteilt worden.