Bundeskanzlerin Angela Merkel teilte nach einer Videokonferenz mit den Staatschefs der Europäischen Union mit, dass die Wirtschaftssanktionen gegen Russland verlängert werden. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Wegen des andauernden Ukraine-Konflikts sollen die Wirtschaftssanktionen gegen Russland um sechs Monate verlängert werden.

Brüssel - Die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland werden angesichts mangelnder Fortschritte im Friedensprozess für die Ostukraine um ein halbes Jahr verlängert. Darauf einigten sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Freitag bei einer Videokonferenz, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag mitteilte.

Merkel drohte Russland zudem wie schon zuvor Außenminister Heiko Maas mit Strafmaßnahmen wegen des vermuteten Auftragsmordes an einem Georgier in Berlin. „Da behalten wir uns Reaktionen vor“, sagte sie. Die Bundesanwaltschaft hatte zuvor die russische Regierung für das Tötungsdelikt verantwortlich gemacht und Anklage gegen den kurz nach dem Mord festgenommenen Tatverdächtigen erhoben.

Die EU hatte die Handels- und Investitionsbeschränkungen trotz Milliardenverlusten für heimische Unternehmen zuletzt im Dezember bis zum 31. Juli verlängert. Sie sollen nun bis zum 31. Januar 2021 gelten.

Kämpfe in den Gebieten Donezk und Luhansk seit 2014

Nach einem Gipfel in Paris im vergangenen Dezember hatte es eigentlich nach jahrelangem Stillstand die Hoffnung auf Fortschritte im Friedensprozess gegeben. Zuletzt war die Umsetzung der Beschlüsse des Treffens im sogenannten Normandie-Format aber ins Stocken geraten.

Von den Vereinbarungen wurden bisher zwei Gefangenenaustausche zwischen Kiew und den abtrünnigen Gebieten Donezk und Luhansk vollzogen. Zu der Übereinkunft zählten aber auch eine neue Waffenruhe sowie die Festlegung von drei neuen Frontabschnitten für einen Truppenabzug.

Seit 2014 kämpfen in den Gebieten Donezk und Luhansk Truppen der Regierung gegen von Russland unterstützte Separatisten. Nach UN-Schätzungen sind seitdem rund 13 200 Menschen getötet worden.

Nach der aktuellen EU-Beschlusslage kann Russland erst auf eine Aufhebung der Wirtschaftssanktionen hoffen, wenn die Vereinbarungen des Minsker Friedensplanes zum Ukrainekonflikt komplett erfüllt sind. Mit der Koppelung der Sanktionen an den Friedensplan wollen die EU-Staaten den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu bewegen, seinen Einfluss auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine stärker für eine Beilegung des Konfliktes zu nutzen.

Auch europäische Konjunktur leidet unter den Sanktionen

Experten gehen nach Angaben von Diplomaten davon aus, dass die Sanktionen Russland bereits einen dreistelligen Milliardenbetrag gekostet haben. Doch auch die europäische Konjunktur wird in Mitleidenschaft gezogen, da die Strafmaßnahmen den Handel vieler EU-Unternehmen mit Russland erschweren und Moskau im Gegenzug Einfuhrverbote für westliche Agrarprodukte wie Obst und Fleisch verhängt hat.

Eingeführt wurden die EU-Strafmaßnahmen nach dem Absturz eines malaysischen Flugzeugs mit 298 Menschen an Bord über der Ostukraine im Juli 2014. Es soll nach Angaben westlicher Ermittler von prorussischen Separatisten abgeschossen worden sein.