Auch während der Umbauphase der Bücherei will der Kulturamtsleiter Benedikt Stegmayer große Namen wie T.C. Boyle nach Esslingen locken. Foto: Rudel/Archiv

So soll nach dem Bürgerentscheid die Sanierung und der Ausbau der Stadtbücherei vorangetrieben werden.

Esslingen - Das Ergebnis ist eindeutig: 15 326 Esslinger, also fast 22 Prozent aller Wahlberechtigten in der Stadt, haben beim Bürgerentscheid am Sonntag für die Sanierung und die Erweiterung der Stadtbücherei am bisherigen Standort im Bebenhäuser Pfleghof gestimmt. Damit ist das für die Rechtsverbindlichkeit eines Bürgerentscheids geforderte Quorum von 20 Prozent aller Wähler deutlich erfüllt – und der Esslinger Gemeinderatsbeschluss für einen Neubau zwischen der Küferstraße und der Kupfergasse Makulatur. Doch wie geht es jetzt weiter?

Der nächste Schritt

Im Rathaus hatte man im Vorfeld beide Varianten – Neubau oder Sanierung – durchgespielt und hat sich auf die Situation vorbereitet. Bereits am 25. Februar werden mehrere Gemeinderatsausschüsse in einer gemeinsamen nichtöffentlichen Sitzung das weitere Vorgehen beraten. Geplant ist, in der Gemeinderatssitzung am 11. März erste konkrete Schritte zu beschließen. Dabei geht es nicht nur um die formale Anerkennung des bindenden Ergebnisses des Bürgerentscheids.

Bürgerdialog und Raumprogramm

Geplant ist ein zweistufiger Bürgerdialog in der Zeit von Mitte März bis Mitte/Ende April. In einer ersten Arbeitsgruppe soll ein Expertengremium die wünschenswerten und erforderlichen Rahmenbedingungen auf der Grundlage der im vergangenen Jahr vorgestellten Büchereikonzeption entwickeln. In einem zweiten Schritt werden dann Vertreter der Öffentlichkeit, des Fördervereins und des Gemeinderats die Gelegenheit bekommen, ihre Vorstellungen einzubringen. Parallel dazu sollen Fachleute ein plausibles und nachvollziehbares Raumprogramm entwickeln.

Der Architekturwettbewerb

All diese Vorüberlegungen fließen dann in einen Architekturwettbewerb ein, der voraussichtlich in einer Sondersitzung des Gemeinderats am 20. Mai, also sechs Tage vor der Kommunalwahl in Baden-Württemberg, auf den Weg gebracht werden soll. Der Wettbewerb soll Ende des dritten Quartals 2019 ausgelobt werden. Die Ergebnisse des Wettbewerbs, der bei einem Bau dieser Größenordnung europaweit ausgeschrieben werden muss, sollen Ende des ersten Quartals 2020 vorliegen.

Der Denkmalschutz

Teil dieses Wettbewerbs werden auch erste Erkenntnisse des Landesamts für Denkmalschutz sein. Im zweiten und dritten Quartal sollen die Denkmalschutzexperten eine erste Einschätzung geben, was im Bebenhäuser Pfleghof möglich ist – und was nicht. Auch im weiteren Lauf der Planung und Umsetzungen der Großprojekts wird die Stadt immer wieder eng mit den Denkmalschutzbehörden zusammenarbeiten.

Der Baubeginn

Noch ist es reichlich früh, dazu konkrete Aussagen zu machen. Denn nachdem der Wettbewerb abgeschlossen ist, müssen die Bebauungspläne rund um den Bebenhäuser Pfleghof modifiziert oder erneuert werden. Auch der Denkmalschutz wird dann noch einmal eine gewichtige Rolle spielen, darüber hinaus wird die Konkretisierung der Planungen erhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb wird es voraussichtlich bis ins Jahr 2022 dauern, ehe der Um- und Ausbau beginnt – und die Bücherei dann höchstwahrscheinlich für mindestens vier Jahre komplett geschlossen werden muss. Die Einweihung der erweiterten und sanierten Bücherei – so die aktuelle interne Planung der Verwaltung – könnte im Jahr 2026 gefeiert werden.

Die Interimslösung

Voraussichtlich von 2022 an wird dann die Stadt für die Bücherei eine Interimslösung suchen müssen. Von der Größe her soll sie mit 2000 Quadratmetern in etwa der Fläche entsprechen, die die Bücherei aktuell hat. In einer internen Sitzung hat der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger die Kulturverwaltung beauftragt, nach Optionen für eine solche Interimslösung zu suchen. Bevorzugt sollen dabei städtische Flächen geprüft werden. Allerdings, so heißt es übereinstimmend aus den verschiedenen Abteilungen im Rathaus, sei aktuell vollkommen offen, wo sich eine solche Fläche anbieten könnte.

Ideen des Kulturamtsleiters

Der scheidende Esslinger Kulturamtsleiter Benedikt Stegmayer betont, wie wichtig es ist, dass die Stadtbücherei während der voraussichtlich mehrjährigen Schließungsphase in der Stadt eine wichtige und sichtbare Rolle spielt. Deshalb möchte er das ohnehin schon umfangreiche Veranstaltungsprogramm der Kulturinstitution in dieser Zeit eher noch ausbauen. Gesucht seien, so Stegmayer, dabei pfiffige Lösungen. Noch sei es zu früh, in der Sache konkret zu werden. Vorstellen könnte er sich aber, den einen oder anderen städtischen Platz für diese Idee zu nutzen. Aus seiner Sicht ist es auch nicht zwingend erforderlich, dass die Veranstaltungsflächen und das eigentliche Kerngeschäft der Esslinger Stadtbücherei, das Verleihen von Medien und Büchern, während der Interimszeit an einem Ort gebündelt werden.

Die Kosten

Im Raum stehen momentan für die Sanierung und Erweiterung immer noch Baukosten in Höhe von 25 Millionen Euro. Darin eingerechnet sind bereits jährliche Preissteigerungen in Höhe von fünf Prozent bis ins Jahr 2026. Ob diese Summe aber reichen wird, ist vollkommen offen.