Leeres Wahllokal bei den Wahlen am 12. Dezember 2019 in Algier. Die Wahlurne ist gläsern, die Vorhängeschlösser sind geschlossen, aber die Schlüssel stecken. Foto: Katharina Eglau

Das Regime in Algier hat Abdelmadjid Tebboune als Präsident durchgesetzt. Der Protest gegen das korrupte System wächst – aber auch die Ratlosigkeit.

Algier - Plötzlich hält es Louisa Ait Hamadouche nicht mehr auf ihrem Stuhl. „Ich muss los“, sagt die zierliche Frau mit Kopftuch und schlüpft in ihren Mantel. Von draußen dringen die Rufe „Wir wählen keinen dieser Wölfe“ und „Ab in die Mülltonne mit den Generälen“ in das kleine Café Le 404 in der Rue Bessa Ahmed, nahe der breiten Didouche Mourad, der allwöchentlichen Protestmeile der algerischen Hauptstadt. Die Professorin an der Universität Algier, die als gewichtige Stimme der Protestbewegung Hirak gilt, will wenigstens noch die letzte halbe Stunde mit dabei sein. Denn an diesem Freitag kocht der Volkszorn besonders hoch, nachdem das Regime wenige Stunden zuvor Ex-Premierminister Abdelmadjid Tebboune als Sieger bei den umstrittenen Präsidentenwahlen ausgerufen hatte. Der 74-Jährige gilt als altes Schlachtross des Regimes und als Favorit des Militärs. Kein Wunder, dass er gleich im ersten Wahlgang mit 58,1 Prozent um Längen vor seinen vier ebenfalls handverlesenen Konkurrenten landete, was den Algeriern die Demütigung eines zweiten, ähnlich gefälschten Wahlgangs erspart.