Sebastian Turner. Foto: Michele Danze

Niederlagen machen schweigsam. So war es nicht erstaunlich, dass sich in der CDU-Spitze am Montag niemand lange mit den Stuttgarter Verhältnissen aufhalten wollte.

Berlin - Niederlagen machen schweigsam. So war es nicht erstaunlich, dass sich in der CDU-Spitze am Montag niemand lange mit den Stuttgarter Verhältnissen aufhalten wollte. Im Kanzleramt hieß es, das Ganze sei doch eine Parteisache. Zuständig sei also der Generalsekretär. Hermann Gröhe aber beeilte sich, das Thema rasch abzuhaken. Ja, das Wahlergebnis sei „bedauerlich“ für die CDU, räumte er ein. Es folgte ein knapper Dank an Sebastian Turner und der eher pflichtschuldige Widerspruch zur These, die Union habe in Großstädten ein grundsätzliches Problem.

Dieses hastige Übergehen gefällt nicht jedem in der Union. Einer sagt das auch laut. Wolfgang Bosbach ist ein alter Fahrensmann. Er fordert die Union auf, sich dem Thema zu stellen: „Nach dem Verlust des Frankfurter Rathauses ist das eine erneute bittere Niederlage“, nennt Bosbach die Dinge beim Namen. „Da kann man nicht einfach sagen, das seien lokale Ereignisse ohne darüber hinausreichende Bedeutung. Jedenfalls treffen sie auf bundespolitische Beachtung.“ Was ihn stört, ist eine Antwort, mit der man in der Union schnell bei der Hand ist, dass nämlich die Partei „moderner“ und für städtisches Publikum attraktiver werden solle. Bosbach: „Ich warne davor, dass wir uns in eine Union für die Metropole und eine ländliche Union auseinanderdividieren lassen.“ Wer das wolle, solle sagen, wo sich die Union denn für die Großstädter verändern solle. An einer Stelle jedenfalls nicht, findet Bosbach. „Die Union wäre gut beraten, nach dem Ergebnis in Stuttgart keine grüne Fantasien zu pflegen. Die Bürger wählen das Original, nicht das Plagiat.“ Die Union müsse sich treu bleiben und „nicht auf der Suche nach dem Wechselwähler den Stammwähler vergessen“.

Eine Debatte über Schwarz-Grün will man sich nicht aufdrängen lassen

In der Grünen-Bundesspitze indes freut man sich darüber, gut im Geschäft zu sein. Den Schwung will man in die Bundespolitik mitnehmen, wo die Grünen angesichts des wuchtigen Duells Steinbrück – Merkel mangelnde Beachtung fürchten. Bloß eine Debatte über Schwarz-Grün will man sich nicht aufdrängen lassen. Man reiche den Unionswählern die Hand, formulierte Grünen-Chef Cem Özdemir am Montag. „Ich sehe aber nicht, wie wir auf Bundesebene zusammenkommen sollten.“

Die SPD ist bei diesen Debatten nur Zaungast, immerhin setzt man aber bei den Landtagswahlen in Niedersachsen und Bayern ganz auf populäre Spitzenkandidaten, die in Hannover und München beliebte Oberbürgermeister sind. Sorgen, die die FDP nicht hat. Dort war Stuttgart am Montag gar kein Thema.