Das Areal liegt nahe der A-81-Anschlussstelle Stuttgart-Feuerbach. Foto: factum/ Simon Granville

Mit der Annäherung der Großen Kreisstadt und dem Land bei der Erweiterung der Siemensstraße wird auch der Umzug der Beamten aus Stuttgart in den Landkreis überlegt.

Ditzingen - Die Autobahnpolizei bekommt wieder einen Standort im Landkreis Ludwigsburg. Die Beamten waren im Zuge der baden-württembergischen Polizeireform von Ditzingen nach Stuttgart gezogen. Nun kehrt die Verkehrspolizei offenbar zumindest mit Teilbereichen wieder zurück: „Der Verkehrsdienst wird nach dem heutigen Stand im Raum Ditzingen angesiedelt“, sagt die Sprecherin der Ludwigsburger Polizeidirektion, Yvonne Schächtele.

Das dürfte all jene bestätigen, welche die Verlegung der Autobahnpolizei nach Stuttgart-Vaihingen durch die von der grün-roten Landesregierung initiierten Polizeireform 2014 für wenig sinnvoll hielten. Doch mit einer Rolle rückwärts haben die Überlegungen im Landkreis wenig zu tun. Denn der Bereich Verkehrspolizeiinspektion soll weiterhin wie geplant mittelfristig nach Böblingen in die Wildermuth-Kaserne umziehen. „Das wird frühestens 2023 der Fall sein“, sagt die Polizeisprecherin. Die Beamten sind für die Kreise Ludwigsburg und Böblingen zuständig. Seit der Reform rücken sie von Stuttgart-Vaihingen aus.

Vom Kugelschreiber bis zur Munition

Die Verkehrspolizeiinspektion umfasst die Unfallaufnahme, die Verkehrskontrollen, die Fahndung und den Tagesdienst. Welche Bereiche – zusammengefasst als Verkehrsdienst – in welchem Umfang in den südlichen Landkreis umgesiedelt werden, ist offen. Allerdings soll gewährleistet werden, dass die Beamten schnell zur Unfallaufnahme auf der A 81 sind. „Der Landkreis Ludwigsburg wird nicht unterversorgt sein“, sagt Schächtele über die Zeit nach dem Umzug nach Böblingen.

Der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU) ließ im Ausschuss für Umwelt und Technik keinen Zweifel daran, dass Ditzingen der geeignete Standort für die Autobahnpolizei wäre. Im Gespräch ist die Fläche des Logistikzentrums. Auf dem Areal befand sich die Autobahnpolizei auch schon früher. Das Logistikzentrum ist der Versorgungsbetrieb für die Landesbediensteten von Baden-Württemberg und Hessen. Vom Kugelschreiber über Dienstbekleidung bis hin zu Munition wird dort alles beschafft. Das Gebäude soll modernisiert und umgebaut werden. In diesem Zusammenhang soll auch die Siemensstraße verbreitert werden.

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Diese Pläne für die Straße verfolgen die Ditzinger bereits seit vielen Jahren. Durch den Ausbau soll die Siemensstraße entlastet werden. Auf dem Zubringer zur Autobahn-Anschlussstelle Stuttgart-Feuerbach staut sich morgens und abends der Berufsverkehr, vor allem, wenn die A 8 rund um den Engelbergtunnel dicht ist. Autofahrer aus der Richtung Pforzheim fahren dann über Heimerdingen zur A 81. Wegen des Ausbaus der Straße muss das Logistikzentrum neu gestaltet werden.

Besuch von Verkehrsminister Hermann

Weil das Land einen zweiten Ditzinger Autobahnanschluss kritisch sieht, hat der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) dem Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) 2014 schriftlich die Unterstützung seines Hauses bei der Ertüchtigung der Siemensstraße signalisiert. Danach gab es Gespräche mit den Landesbehörden, doch es tat sich wenig, das Land sah keinen Bedarf für die Modernisierung des Logistikzentrums.

2018 folgte ein Spitzengespräch von Vertretern der Stadt und des Landes. Inzwischen liegt eine Absichtserklärung vor, mit der sich die Ditzinger Stadträte am Dienstag befassten. Bei aller Zuversicht blieb Bahmer auch zurückhaltend: Er erinnerte daran, dass das Land zunächst die Corona-Zeit finanzieren müsse und nach der Landtagswahl im kommenden Jahr möglicherweise andere Prioritäten setze. Doch vom Tisch ist damit offenbar die Forderung des Landes nach einer finanziellen Beteiligung der Ditzinger an der Modernisierung des Logistikzentrums. Statt dessen wird die Stadt eine höhere Bebauung als bisher auf dem 1,3 Hektar großen Grundstück ermöglichen – was eine Wertsteigerung bedeute, so Bahmer.

Der Grünen-Rat Ulrich Steller stieß sich an der Idee eines Gebäudekomplexes mit sechs Vollgeschossen: „Das ist doch sehr hoch, dicht und kompakt“. Im Umfeld befinden sich bereits drei- bis fünfstöckige Gebäude. Mit der verdichteten Bebauung bliebe neben Logistikzentrum und Autobahnpolizei Platz für das Ditzinger Polizeirevier. „Das Revier ist mehr als suboptimal untergebracht“, sagt Bahmer. Dort arbeiten rund 80 Beschäftigte.