Michael Reschke hat sich durch den Terodde-Abgang selbst unter Zugzwang gesetzt. Foto: dpa

Trotz des Abgangs von Simon Terodde beim VfB Stuttgart bewahrt Michael Reschke die Ruhe. „Wir haben Ideen und arbeiten an allen Ecken und Enden“, sagt der VfB-Sportdirektor. Die Fans bleiben allerdings irritiert zurück.

Stuttgart - Wie schnell sich die Zeiten ändern. Da stand er nun am Mittwochvormittag in der Spielerkabine des VfB, der Aufstiegsheld des vergangenen Sommers, der von den Stuttgartern erst im Juni unter dem Jubel der Fans mithilfe eines besser dotierten Vertrags zum Bleiben bewegt worden war. Als sich Simon Terodde nun von seinen Mitspielern verabschiedete, da stockte dem Stürmer kurz die Stimme – und die Augen wurden leicht wässrig. „Simon Terodde ist ein charakterlich feiner Kerl“, das wollte der VfB-Sportvorstand Michael Reschke anschließend keinesfalls unerwähnt lassen. „Er verlässt den Verein erhobenen Hauptes – und kann sich hier immer wieder sehen lassen.“

Lesen Sie in unserem Transfer-Ticker: Wer kommt und wer geht beim VfB?

Zunächst einmal ist der große Blonde, der den VfB in der Vorsaison mit 25 Toren maßgeblich in die erste Liga geschossen hatte, aber weg. Denn der Transfer zum 1. FC Köln ist in trockenen Tüchern, wo Terodde für eine Ablösesumme von knapp vier Millionen Euro bis 2021 unterschrieb. Dies tat er nach der offiziellen Verlautbarung auch, „weil sich für meine Familie und mich mit diesem Wechsel neue sportliche und private Perspektiven ergeben“.

Einige Fans kommen nicht mehr mit

Zurück bleibt also der VfB mit einigen ziemlich irritierten Fans, die sich aufgrund des Transfers etwas ungläubig die Augen reiben. Da verlor ihr Herzensclub also gerade beim Pokal-Aus in Mainz (1:3) das fünfte Spiel in Serie, trat dabei in Rheinhessen bedingt durch eine Verletzungsmisere in der Offensive quasi mit dem letzten Aufgebot an, um nun den besten Torjäger der Vorsaison an den 1. FC Köln abzugeben? Zum mit sechs Punkten abgehängten Liga-Schlusslicht zwar, aber irgendwie doch zu einem Stuttgarter Konkurrenten im Ringen um den Klassenverbleib. Viele Fans kommen da nicht mit.

Klar ist, dass es keine Klausel im neuen Terodde-Vertrag gibt, die dem 29-Jährigen verbieten würde, am 3. April gegen den VfB aufzulaufen. „Wenn uns Köln noch einholen sollte, dann hätten wir so wenig Punkte geholt, dass wir ohnehin absteigen“, sagt Michael Reschke zu dem Argument, man würde einen Rivalen im Abstiegskampf stärken.

Vielmehr sei Terodde mit dem klaren Wunsch an ihn herangetreten, gehen zu dürfen. Zu viel sei für den Stürmer schiefgelaufen, zu hoch war offenbar der Erwartungsdruck seit dem Aufstiegsfest im Mai – und am Ende wäre bei Terodde das Selbstvertrauen nicht mehr da gewesen.

Da der VfB seinerseits ad hoc keinen neuen Stürmer präsentieren kann, sind für Michael Reschke die vielen emotionalen Reaktionen rund um den Terodde-Transfer zu diesem Zeitpunkt verständlich. „Uns war klar: Das wird einen Aufschrei geben!“, sagt der Manager, der in der eifrig diskutierten Frage, wen der Club nun als Ersatz für Terodde und Ergänzung zum bestehenden Personal holen will, um weitere Geduld bittet. „Es ist klar“, sagt Reschke, der sich selbst unter zusätzlichen Erfolgsdruck gesetzt hat, „dass wir in der Offensive dringend etwas tun müssen.“ Allerdings muss der 60-Jährige einräumen, dass noch nichts spruchreif ist: „Mit Namen neuer Stürmer kann ich heute nicht dienen. Wir haben Ideen und arbeiten an allen Ecken und Enden.“

Es kristallisiert sich allerdings immer mehr heraus, dass der VfB nicht nur einen, sondern zwei neue Stürmer präsentieren will. „Ob dies bis zum Beginn des Trainingslagers am 3. Januar klappt, ist noch unklar“, erklärt Reschke, der obendrein aber auch große Hoffnungen in das vorhandene Offensivpersonal setzt.

Stürmer Cenk Tosun ist zu teuer

„Daniel Ginczek, Anastasios Donis und Carlos Mané werden häufiger spielen als in der Vorrunde – davon erwarten wir uns im Angriff einen deutlichen Qualitätssprung“, sagt Reschke, der auf dem Transfermarkt grundsätzlich „in allen Kategorien“ denkt. Allerdings seien Schwergewichte wie Stürmer Cenk Tosun von Besiktas Istanbul für den VfB nicht finanzierbar. „Das ist bei mindestens 20 Millionen Euro Ablöse unrealistisch“, sagt Reschke, der dennoch zuversichtlich ist, bald Namen nennen zu können.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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