Die Bewohner von Musberg verfolgen den Streit, der die beiden Vereine derzeit spaltet, mit großem Interesse. Foto: Thomas Krämer

Zwischen den Ringern und dem Sportverein in Musberg (Leinfelden-Echterdingen) ist ein Streit entbrannt, der bizarre Züge annimmt. Ein Stimmungsbild von der Straße eines Ortes, zu dem das Ringen gehört wie das Kraut zu den Fildern.

Musberg - Der Streit der Musberger Sportler hat hohe Wellen geschlagen. Im Ort, aber auch drumherum. Nachdem sich die Ringer im vergangenen Sommer aus dem TSV Musberg herausgeschält hatten, hat dieser reagiert und vor Kurzem den noch recht neuen Ringerverein KSV aus den Trainingsräumen ausgesperrt. Ein Ende des Konflikts ist derzeit nicht in Sicht. Das unversöhnliche Klima zwischen dem TSV Musberg unter der Leitung des Vereinsvorsitzenden Joachim Beckmann und dem KSV unter Andreas Stäbler – nicht verwandt mit dem Musberger Weltmeister Frank Stäbler – dürfte in Musberg an fast keinem vorbeigegangen sein. Geht nun ein Riss durch den Ort, zu dem das Ringen gehört wie das Kraut zu den Fildern?

Ein Vormittag in Musberg. Die Geschichte eines gespaltenen Dorfs wartet hier nicht auf den, der auf der Straße nachfragt. Die Leute, die unterwegs sind, verfolgen die Sache zwar mit Interesse, alle wissen Bescheid. Doch die allermeisten von ihnen wollen keine Partei ergreifen, verstehen irgendwie beide Seiten. „Ich glaube schon, dass der Herr Beckmann sich da jeden Vorteil nimmt, den der kriegen kann“, sagt ein Mann, der namentlich nicht genannt werden will. „Die Ringer sind aber auch nur ausgetreten, weil sie nicht bekommen haben, was sie wollten.“ Eine Frau sagt: „Die schaden sich alle selbst, wer geht denn schon nach so einem Streit noch gerne in einen der beiden Vereine zum Trainieren.“ Und sie setzt nach: „Da kann man nur den Kopf schütteln.“

Die Menschen sorgen sich um den Ruf des Orts

Andere sorgen sich um den Ruf des Orts, der Zwist sei kein Aushängeschild. „So ein Streit macht vor allem Musberg lächerlich, dass es der Politik nicht gelingt, da zu vermitteln oder ein Machtwort zu sprechen, wundert mich schon“, schimpft ein Musberger. Fast die Hälfte der Passanten war allerdings auch der Ansicht, dass sie mit dem Konflikt unter den Sportlern nichts zu schaffen haben. „Die ganze Vereinsmeierei finde ich vor allem abstoßend“, sagt ein Mann aus Oberaichen.

Viele der Musberger Ringer kommen aber auch von außerhalb. So etwa der Steinenbronner Gemeinderat Roland Kißling, er war früher bei den Ringern und wendet sich in einem Schreiben an seine kommunalpolitischen Kollegen in Leinfelden-Echterdingen. Ihn ärgert, dass der TSV der Bestimmer über die Hallen ist. „Der Gemeinderat muss die Entscheidung, dem TSV die Schlüsselgewalt über die Hallen zu übertragen, auf demokratischem Weg rückgängig machen, der TSV hat gezeigt, dass er damit nicht umgehen kann“, sagt Kißling. Er findet, dass es für Unterstützer und Sponsoren möglich sein muss, den Ringern direkt etwas Gutes zu tun, ohne dass der TSV von den finanziellen Zuwendungen neue Federbälle kaufe.

Der OB will zwischen den Streithähnen schlichten

Es ist durchaus denkbar, dass der Gemeinderat in die Sache eingreift. Seit dieser Woche zeichnet sich jedoch noch eine Alternative ab. Denn der Oberbürgermeister Roland Klenk hat sich in die Debatte eingeschaltet und will unter den Streithähnen vermitteln. Deshalb hat er den beiden Vereinschefs Stäbler und Beckmann am Mittwochnachmittag vorgeschlagen, die Frage nach der Zukunft des Ringens in Musberg an die Mitglieder des TSV zu geben. „Beide Vereine sollten ihre Pläne zur Zukunft des Ringens schriftlich ausarbeiten und diese einer Mitgliederversammlung vorstellen, die dann basisdemokratisch entscheidet, was passiert“, sagt Klenk.

Der Oberbürgermeister glaubt, dass viele KSVler noch Mitglied im TSV sind und so auch deren Position vertreten ist. Seine Motivation ist es, den Streit sauber von persönlichen Befindlichkeiten der Beteiligten zu trennen, sagt er. „Ich habe mittlerweile schon Zweifel daran, dass die bisher Handelnden die Fähigkeit haben, den Konflikt zu beenden.“