Zwei Chancen, kein Tor: Nicolas Gonzalez spielt mit dem VfB Stuttgart 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf Foto: Baumann

Wieder kein Sieg, erst zwei Punkte auf dem Konto – nun aber zwei weitere Chancen innerhalb einer Woche. Die kommenden Spiele in Leipzig und gegen Werder Bremen haben für den VfB Stuttgart plötzlich eine riesige Bedeutung.

Stuttgart - Es lief die 87. Minute im Spiel des VfB Stuttgart gegen Fortuna Düsseldorf. Es gab noch einmal einen Eckball, dieser Eckball wurde zur Großchance – allerdings nicht für die Hausherren und den eigentlichen Favoriten. Kaan Ayhan stieg hoch, traf den Ball per Kopf, und wenn da nicht der Mann mit dem gelben Shirt und den rosa Schuhen einen Sahnetag erwischt hätte – der VfB hätte wohl die dritte Niederlage im vierten Ligaspiel der Saison hinnehmen müssen. Aber Ron-Robert Zieler hatte einen Sahnetag erwischt. Was man von seinen Mitspielern nicht unbedingt behaupten konnte.

In einem Spiel, dass der VfB unbedingt gewinnen wollte, stand es am Ende 0:0 – ein Ergebnis, das vor allem die Gastgeber mehr schmerzte als dass sich das Team des Trainers Tayfun Korkut hätte darüber freuen können. Im Gegenteil: Die Stuttgarter mussten sich nach dem Abpfiff sogar Pfiffe der Zuschauer anhören. „Wir wollten gewinnen, haben es aber nicht hinbekommen“, sagte der Coach, versicherte aber: „Das wird uns nicht umhauen.“

Auf einer Position hatte der Trainer seine Startaufstellung verändert im Vergleich zum 3:3 in Freiburg. Statt Dennis Aogo durfte Chadrac Akolo von Beginn an ran – damit honorierte Korkut die bessere zweite Hälfte, als der VfB beim Sportclub in Freiburg zweimal in Führung gegangen war.

Korkut wählt eine offensivere Variante

Der Trainer also wählte die etwas offensivere Variante, ließ seine Mannschaft wechseln im 4-4-2- und im 4-2-3-1-System agieren, erzielte die erhoffte Wirkung zunächst aber ganz und gar nicht. Chadrac Akolo war zwar sichtlich bemüht, seine ersten Pässe aber landeten beim Gegner, weshalb der Kongolese erst einmal nicht so recht ins Spiel fand. Doch damit war er nicht allein. Engagiert, aber weitestgehend einfallslos – so ließ sich zumindest die erste halbe Stunde im Spiel der Stuttgarter beschreiben – bevor dann doch noch Akolo das Signal zum Aufbruch setzte.

Es lief bereits die 34. Minute, beide Teams hatten sich bis dahin aneinander abgearbeitet, da zog der Stürmer mit der Nummer 19 von der Strafraumgrenze aus ab. Der Ball flog, Fortuna-Torhüter Michael Rensing tat es ihm gleich, fing die Kugel erst, ließ sie dann aber noch einmal fallen – was erst Mario Gomez und dann Nicolas Gonzalez die jeweils erste Situation mit Torgefahr ermöglichte. Doch der Routinier kam nicht an den Ball, der junge Argentinier bekam ihn nicht unter Kontrolle. Vorbei war die Chance, das Spiel wurde dennoch munterer. Vor allem nach der Pause.

Korkut ließ seine Spieler nun noch mehr die Positionen variieren, die Verwirrung in der Düsseldorfer Defensive wurde zumindest ein bisschen größer, die Tormöglichkeiten wurden zahlreicher. Allerdings: Nicht nur aufseiten des VfB. Der brachte zwar wechselweise Gomez und Gonzalez in Position, vor allem der Youngster hätte aus zwei Szenen, in denen er frei zum Kopfball kam, aber mehr machen müssen. Viel zu selten kamen die Stuttgarter ansonsten zu klaren Abschlussaktionen. Und die Düsseldorfer?

Reschke: Lage „nicht dramatisch“

Schalteten immer wieder schnell um, spielten ihre Konter zwar unzureichend zu Ende, hatten in der 51. Minute (bei drei aufeinanderfolgenden Eckbällen) und in der 62. Minute aber sehr gute Möglichkeiten. Dank starker Paraden von Ron-Robert Zieler geriet der VfB nicht in Rückstand – so wie noch einmal in der 81. und der 87. Minute. Es blieb also zunächst beim 0:0 – was dem VfB-Trainer nicht genug war.

Nicht nur der Sportvorstand Michael Reschke hatte ja einen Sieg gegen den Aufsteiger aus Düsseldorf gefordert, auch das Publikum giert nach Punkten und ein wenig Spektakel. Also brachte Korkut in der 74. Minute nach Erik Thommy auch noch Anastasios Donis, den schnellen Griechen und später Berkay Özcan.

Den Versuch, die ersten drei Punkte der Saison einzufahren, konnte man also weder dem Trainer noch seinen Spielern absprechen. „Wir haben bis zum Schluss alles versucht, das haben auch die Fans gespürt“, sagte Kapitän Christian Gentner. Die Mittel allerdings, um den Aufsteiger zu knacken, hatte der VfB nicht – weshalb sich die Bilanz nach vier Bundesligaspielen ernüchternd liest. „Der Saisonstart ist bei weitem nicht optimal“, sagte Reschke, „aber auch nicht dramatisch.“

Doch lediglich zwei Pünktchen hat das zweitbeste Team der Rückrunde der vergangenen Saison erst gesammelt, entsprechende Bedeutung kommt der kommenden Woche mit den Spielen in Leipzig (Mittwoch) und gegen Werder Bremen (Samstag) zu. „Wir nehmen einen neuen Anlauf“, sagte Korkut. „Wir müssen versuchen zu punkten“, ergänzte Zieler. Es hat ihm keiner widersprochen.