In dem Laden sollen sich die Kunden ihre Waren abfüllen können. Foto: Ganz ohne

Drei Frauen haben ein Crowdfunding-Projekt für einen Unverpackt-Laden in Herrenberg gestartet – mit überraschend großem Erfolg.

Herrenberg - Wenn wir es jetzt nicht machen, dann macht es jemand anders.“ Das sagten sich drei Frauen aus dem Kreis Böblingen, die die Idee hatten, den ersten Unverpackt-Laden in Herrenberg zu eröffnen. Das Thema Umweltschutz liegt Susanne Golzheim, Melanie Kupi und Clarissa Doll schon länger am Herzen. Spätestens seit sie alle in dem Start-up von Susanne Golzheim mitarbeiten. Bee Food Wraps heißt das Unternehmen in Herrenberg-Kuppingen, in dem Susanne Golzheim einen Frischhaltefolien-Ersatz aus handgefertigten Bienenwachstüchern herstellt. „Es war von Anfang an ein Selbstläufer“, erzählt die 40-Jährige, die konsequent auf ökologisch und nachhaltig produzierte Zutaten – von den Stoffen über das Bienenwachs bis hin zur Verpackung aus Graspapier setzt. Und die Nachfrage nach den Bee Food Wraps wird immer größer.

„Es lag nahe, dass man sie mit anderen dazu passenden Produkten kombiniert“, ergänzt Melanie Kupi, die Cousine von Susanne Golzheim. Doch die Produktionsstätte in Herrenberg-Kuppingen ist dafür zu klein. „Ich selbst hatte in der Fastenzeit angefangen, auf Plastik zu verzichten. Doch im Gäu ist es schwierig, plastikfrei einzukaufen – und ich möchte mich nicht ins Auto setzen und nach Stuttgart dafür fahren. Das wäre auch nicht umweltfreundlich“, sagt Melanie Kupi. Aus der positiven Erfahrung mit den Bienenwachstüchern schlossen sie und ihre Mitstreiterinnen, dass auch andere Kunden ein Interesse an einem plastikfreien Laden haben könnten.

Crowdfunding-Projekt gestartet, um fehlendes Kapital zu bekommen

Doch für einen Unverpackt-Laden – also einen Laden, in dem sich die Kunden die Waren ohne Verpackungen selbst abfüllen können – fehlte das nötige Kapital. Deswegen richteten die drei Frauen kurzentschlossen eine Facebook-Seite und eine Homepage ein und starteten Ende April ihr Crowdfunding-Projekt „Ganz ohne“. Auf diese Weise wollten sie bis Mitte Juni mindestens 30 000 Euro zusammenbekommen, um den Laden zu eröffnen.

„Das ist auch eine tolle Möglichkeit um zu testen, ob unsere Idee wirklich funktionieren kann. Wenn sich genügend Unterstützer finden, gibt es auch eine potenzielle Kundschaft in Herrenberg“, erklärt Melanie Kupi. Schnell zeigte sich: Die potenzielle Kundschaft war da und sie war bereit, für einen Unverpackt-Laden in Herrenberg zu bezahlen. Die Aktion sprach sich schnell herum, die Beiträge bei Facebook wurden verbreitet. Um ihre Aktion möglichst transparent zu halten, posteten die drei Frauen Neuigkeiten und zeigten den Unterstützern auch, wer sich hinter dem Projekt verbirgt. Clarissa Doll wohnt in Nufringen und engagiert sich sowohl in der Kirchengemeinde, als auch in der Schule ihrer Kinder. Melanie Kupi wohnt in Ehningen und arbeitet nach ihrem BWL-Studium bei der Mercedes-Benz Consulting GmbH. Und Susanne Golzheim, die Gründerin der Bee Food Wraps, ist ursprünglich Wirtschaftsinformatikerin. „Wir bringen unterschiedliche Fähigkeiten mit, die perfekt zu unserem Unternehmen passen“, sagt Melanie Kupi.

Erstes Ziel bereits vor Ablauf der Frist erreicht

Das finden offenbar auch die potenziellen Kunden: „Die Begeisterung ist riesig – damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt Melanie Kupi. Und so war das erste Funding-Ziel bereits vor Ablauf der Frist erreicht. Bis zum Stichtag haben die Frauen die stolze Summe von 40 850 Euro gesammelt. Damit steht fest: Sie werden im Herbst den Unverpackt-Laden in der Herrenberger Innenstadt eröffnen. Dort wollen sie zunächst mit einem kleinen Sortiment starten – geplant sind Produkte wie Nudeln, Reis, Hülsenfrüchte oder Müsli. Ergänzt werden soll das Sortiment mit plastikfreien Kosmetikprodukten oder auch mit Obst und Gemüse, das in Supermärkten wegen Schönheitsfehlern aussortiert werden würde.

Nun sind die Frauen auf der Suche nach einem geeigneten Laden. „Unser Wunsch ist ein Laden mit Werkstatt für die Bee Food Wraps, damit wir beide Unternehmen zusammenlegen können“, sagt Melanie Kupi. Ideen für die Zukunft haben sie noch viele: Zum Beispiel schwebt ihnen ein Laden mit gläserner Produktion der Bee Food Wraps vor.