Große Mengen Bargeld sind zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit aus einer Stuttgarter Sicherheitsfirma verschwunden. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Stuttgarter Polizei sucht nach einer Mitarbeiterin einer Sicherheitsfirma, die über eine Million Euro abgezweigt haben soll. Noch während es in diesem Fall Hinweise nur so hagelt, gibt es bereits einen neuen – bei demselben Unternehmen.

Da hat sich jemand möglicherweise ein schlechtes Beispiel an einer Ex-Kollegin im eigenen Haus genommen: Erneut ist in einer Stuttgarter Sicherheitsfirma ein großer Geldbetrag verschwunden.

Diesmal sind es 135 000 Euro, die fehlen. Wieder soll ein Mitarbeiter der Firma sich bedient haben. Besonders außergewöhnlich daran: Laut Stuttgarter Polizei soll es sich um dasselbe Unternehmen handeln, dem vor einigen Wochen bereits eine Millionensumme auf ganz ähnlichem Wege abhandengekommen ist. Doch einen Unterschied weisen die beiden Fälle auf. Denn diesmal gibt es eine Festnahme.

Es handelt sich um einen 27 Jahre alten Mitarbeiter der Firma. Der Verdächtige soll in der Nacht auf Heiligabend rund 135 000 Euro gestohlen haben. Aufgefallen ist das erst einige Tage später, am darauffolgenden Mittwoch. Das Stuttgarter Unternehmen erstattete daraufhin Anzeige bei der Polizei. Ermittlungen führten offenbar rasch auf die Spur des 27-jährigen Tatverdächtigen.

„Bei einer anschließenden Wohnungsdurchsuchung konnte weder der Mann angetroffen noch das Diebesgut aufgefunden werden“, sagt eine Polizeisprecherin. Doch die Suche nach dem mutmaßlichen Täter währte nicht lang. Der 27-Jährige stellte sich schließlich am Freitag von allein der Polizei. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde der türkische Staatsangehörige am selben Tag einem Haftrichter vorgeführt. Hinter Gittern sitzt der 27-Jährige freilich nicht: Der Haftbefehl ist gegen eine Meldeauflage außer Vollzug gesetzt. Und das, obwohl das Geld offenbar noch fehlt. „Die Ermittlungen zum Verbleib dauern an“, teilt die Polizei mit.

Und doch ist sie in diesem Fall schon deutlich weiter als beim ersten, noch spektakuläreren Diebstahl in derselben Geldtransportfirma vor einigen Wochen. Denn da fehlen sowohl das Geld als auch der mutmaßliche Täter. In diesem Fall eine Frau. Eine 42-jährige Stuttgarterin soll mehr als eine Million Euro abgezweigt haben. Wie sie ihre Beute am Nachmittag des 14. Oktobers unbemerkt aus den Geschäftsräumen der Sicherheitsfirma in Stuttgart bringen konnte, darüber machen die Ermittler keine Angaben. Auch nicht darüber, ob es womöglich Mithilfe gegeben haben könnte.

In ein Balkanland abgesetzt?

Weil die Beschuldigte verschwunden blieb, ging die Polizei schließlich kurz vor Weihnachten mit Fotos der optisch auffälligen Frau an die Öffentlichkeit. Sie ist alles andere als dezent geschminkt und hat viele Tätowierungen. Fest steht bisher nur, dass die Frau erst seit sechs Monaten bei der Firma gearbeitet hatte. Zuvor war die deutsche Staatsbürgerin polizeilich nie in Erscheinung getreten. Es gibt keine Vorstrafen oder Verurteilungen. Die Staatsanwaltschaft hat einen internationalen Haftbefehl erwirkt. Denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Frau sich mit dem Geld ins Ausland abgesetzt hat.

An Anrufen fehlt es seit der öffentlichen Fahndung nicht. „Wir haben inzwischen etwa 150 Hinweise bekommen“, sagt die Stuttgarter Polizeisprecherin Ilona Bonn. Die Hinweise würden sowohl das In- als auch das Ausland betreffen. Derzeit verdichteten sich die Anzeichen darauf, dass die Gesuchte sich in einem Land auf dem Balkan aufhalten könnte. „Das muss aber alles aufwendig überprüft werden“, so die Sprecherin. Verwunderlich sei die große Resonanz nicht – angesichts der Tatsache, dass die Frau ein auffälliges Erscheinungsbild habe und 37 500 Euro Belohnung ausgesetzt ist.

Anmerkung der Redaktion: Die mutmaßliche Millionendiebin wurde am 24. Januar festgenommen.