Bei den Protesten von ehemaligen Bewohnern des Lagers Moria auf Lesbos setzte die Polizei Tränengas ein. Foto: dpa/Petros Giannakouris

Hunderte ehemalige Bewohner des durch Feuer zerstörten Lagers Moria, die seit vier Tagen im Freien ausharren müssen, protestierten nahe der Inselhauptstadt Mytilini gegen ihre verzweifelte Lage. Die Polizei setzt Tränengas ein.

Lesbos - Nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria ist die griechische Polizei am Samstag mit Tränengas gegen protestierende Migranten auf der Insel Lesbos vorgegangen. Wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete, hatten Migranten zuvor Steine auf Polizisten geworfen. Hunderte ehemalige Lagerbewohner, die seit vier Tagen im Freien ausharren müssen, protestierten nahe der Inselhauptstadt Mytilini gegen ihre verzweifelte Lage.

Das Lager Moria war bei Bränden am Dienstag und Mittwoch fast völlig zerstört worden. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) wurden 11.500 Menschen obdachlos, darunter 4000 Kinder.

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Die griechische Regierung schickte Schiffe nach Lesbos, um vor allem Familien und besonders bedürftigen Menschen neue Schlafmöglichkeiten zu geben. Versuche der griechischen Armee, ein Zeltlager zu errichten, scheiterten bislang an heftigen Protesten von Flüchtlingen und Einwohnern. Tausende Asylsuchende harren daher auch vier Tage nach der Katastrophe weiter im Freien aus. 

„Wir schlafen im Dreck oder auf der Straße“, berichtete eine Gruppe ehemaliger Lagerbewohner auf Facebook. „Wir haben nichts, womit wir uns bedecken können, nicht einmal eine Jacke, die uns vor der nächtlichen Kälte und dem Wind schützt.“ Einige Flüchtige schliefen sogar unter den Bäumen des örtlichen Friedhofs. 

Viele Flüchtlinge wollen vor allem nach Deutschland

Hinzu komme die Sorge vor einer Verbreitung des Coronavirus durch infizierte Lagerbewohner, die immer noch nicht gefunden worden seien, erklärte die Gruppe. Nach Angaben der griechischen Nachrichtenagentur ANA wurden die Feuer am Dienstag nach Protesten einiger Bewohner des Lagers gelegt, die nach einem positiven Corona-Test unter Quarantäne gestellt werden sollten.

Viele der Flüchtlinge wollen nicht länger auf Lesbos bleiben, sondern vor allem nach Deutschland. Aber auch viele Inselbewohner sowie der Bürgermeister der davon betroffenen Hafenstadt Mytilini lehnen die Errichtung eines neuen Lagers ab.

Angesichts der chaotischen Lage warnte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Samstag vor „wachsenden Spannungen zwischen Anwohnern, Asylsuchenden und der Polizei“.