Notre-Dame soll originalgetreu wieder aufgebaut werden. Foto: dpa/Michel Euler

Was kursierten nicht alles für Ideen, wie Notre-Dame künftig aussehen könnte. Ein Garten auf dem Dach - oder ein Schwimmbad. Dass viele der Ideen keine Realisierungschancen haben, war klar. Nun folgt Frankreich einem ganz anderem Motto: Keine Experimente.

Paris - Die berühmte Pariser Kathedrale Notre-Dame soll möglichst originalgetreu wieder aufgebaut werden. Damit hat sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von seinen Plänen verabschiedet, beim Wiederaufbau auf eine „zeitgenössische architektonische Geste“ zu setzen. Der Präsident fügt sich damit den Plänen seiner Chef-Restaurierer. Notre-Dame solle so weit es geht in der bisher bekannten Form restauriert werden, hieß es aus dem Élyséepalast.

Die Kathedrale war bei einem Brand im April 2019 schwer beschädigt worden. Seitdem gab es in Frankreich heftige Diskussionen darüber, ob die Kathedrale originalgetreu oder in moderner Form restauriert werden soll. Im Zentrum des Streits stand der charakteristische Vierungsturm, der bei dem Feuer eingestürzt war. Es kursierten die wildesten Ideen für den Wiederaufbau: von einem begrünten und begehbaren Dach bis zu einem hochmodernen Spitzturm aus Glas, der an einen kleinen Wolkenkratzer erinnert oder an eine riesige Flamme - als Mahnmal für den Brand.

Nachhaltigkeit beim Material

Chefarchitekt Philippe Villeneuve hatte immer wieder betont, dass er für einen originalgetreuen Wiederaufbau des Spitzturms sei. Auch die breite französische Öffentlichkeit war dafür, das Gebäude so zu restaurieren, wie es war. Villeneuve legte nun am Donnerstag bei der Sitzung des Beratergremiums für den Wiederaufbau seine Pläne für den Wiederaufbau vor. Diese Restaurierungsmaßnahmen würden die Authentizität, Harmonie und Kohärenz dieses Meisterwerks der gotischen Kunst gewährleisten, hieß es vom für den Wiederaufbau zuständigen Etablissement Public.

„Ich freue mich, dass Franzosen, Pilger und Besucher aus der ganzen Welt in die Kathedrale zurückkehren können, die sie lieben. Heute ist ein wichtiger Schritt getan worden“, reagierte der Sonderbeauftragte für den Wiederaufbau, General Jean-Louis Georgelin. Macron betonte, dass nun stattdessen bei der Umgestaltung der Umgebung der Kathedrale auf eine zeitgenössische Geste gesetzt werden solle. Außerdem solle bei der Wahl der Materialien auf Nachhaltigkeit geachtet werden.

Giftiger Staub verschmutzte Umgebung

Die Pläne für den Wiederaufbau sehen nun „Respekt für die ursprünglichen Materialien für das Tragwerk und das Dach“ vor. Im Vierungsturm und auf dem Dach der Kathedrale waren Tonnen von Blei verbaut, das bei dem Feuer geschmolzen war. Die Umgebung war massiv mit giftigem Staub verschmutzt worden. Der Vorplatz der Kathedrale wurde deswegen erst im Frühjahr wiedereröffnet. Die Restaurierungsarbeiten mussten wegen der Blei-Kontamination unterbrochen werden, auch von Anwohnern gab es viel Kritik.

Macron hatte nach dem Brand versprochen, Notre-Dame innerhalb von fünf Jahren wiederaufzubauen. Pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 2024 sollte die berühmte Sehenswürdigkeit wieder öffnen können. Anfang Juni hatte der Abbau des bei dem Brand geschmolzenen Gerüsts begonnen, das bereits vor dem Feuer auf dem Dach angebracht war. Diese Arbeiten sollen Ende September abgeschlossen sein.