Am Montagabend ist ein Lkw in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gefahren. Nun reklamiert der IS den Anschlag für sich. Foto: dpa

Der IS hatte schon früher mehrere Terrorangriffe in Europa für sich in Anspruch genommen. Die neue Wortmeldung kommt am Ende eines Jahres, in dem die Terrormiliz in Syrien und im Irak schwere Niederlagen erlitten hat.

Berlin/Kairo - Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff auf den Weihnachtsmarkt in Berlin für sich in Anspruch genommen. Der Täter sei ein „Soldat des Islamischen Staates“ gewesen, meldete das IS-Sprachrohr Amak am Dienstag im Internet. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle im Internet verbreitet. Auch die Form der Erklärung entspricht früheren Bekenntnissen der Extremisten. Die Operation sei eine Reaktion auf Aufrufe, die Bürger der Staaten der internationalen Koalition anzugreifen.

Die Sicherheitsbehörden hatte zuvor die Vermutung geäußert, dass der Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt einen islamistischen Hintergrund hat. Die Vorgehensweise des Täters und die Tatsache, dass dieser einen Weihnachtsmarkt als Ziel ausgewählt habe, ließen auf ein islamistisches Motiv schließen, sagte Generalbundesanwalt Peter Frank. Dabei handle sich aber um keine unumstößliche Annahme. Man müsse weiter in alle Richtungen ermitteln.

Deutschland seit längerem im Visier der Terroristen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach der Todesfahrt eines Lkw von einem Terroranschlag gesprochen. „Wir müssen nach jetzigen Stand von einem terroristischen Anschlag ausgehen“, sagte sie am Dienstag in Berlin. Bei der Tat im Westen Berlins war am Montagabend ein Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast und hatte mindestens zwölf Menschen getötet. Rund 50 Menschen lagen am Morgen zum Teil schwer verletzt in Krankenhäusern.

Der IS hatte sich im vergangenen Juli auch zu dem Anschlag in Nizza bekannt, wo ein Tunesier mit einem Lastwagen 86 Menschen tötete. Die Extremisten reklamierten kurz danach auch die Anschläge in einem Zug in Würzburg und bei einem Musikfestival im fränkischen Ansbach für sich. Auch für die Terrorakte in Paris und Brüssel hatte der IS die Verantwortung übernommen.

Deutschland steht schon seit längerem im Visier der Extremisten, da sich die Bundeswehr in Syrien und im Irak am Kampf gegen den IS beteiligt. Im Irak unterstützt die Bundeswehr kurdische Peschmerga-Kämpfer mit Waffen und Training. Deutsche Tornados fliegen zudem in Syrien Aufklärungsflüge, mit denen sie die von den USA geführte internationale Koalition unterstützen.

Täter womöglich noch auf freiem Fuß

Die Extremisten hatten in den vergangenen Monaten in Syrien und im Irak mehrere schwere Niederlagen erlitten. So verloren sie in beiden Ländern wichtige Bastionen. Im Nordirak läuft seit Wochen eine Offensive auf die IS-Hochburg Mossul. Beobachter hatten damit gerechnet, dass der IS auf die Niederlagen mit Terrorakten reagiert.

Der Attentäter ist dabei womöglich trotz einer Festnahme nach der Tat noch auf freiem Fuß. Die Polizei hat Zweifel, ob sie den Richtigen festgenommen hat. „Es ist in der Tat unsicher, dass es der Fahrer war“, sagte Polizeipräsident Klaus Kandt am Dienstag auf einer Pressekonferenz.

Der dunkle Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fuhr laut Polizei gegen 20.00 Uhr auf einer Strecke von 50 bis 80 Metern über den Markt und zerstörte dabei mehrere Buden. Ein weiterer Mann, der auf dem Beifahrersitz saß, starb laut Polizei vor Ort. Er war Pole. Weitere Details, etwa die Todesursache, gab die Polizei zunächst nicht.