Der Musikverein Münchingen ist in der Stadt so angesehen wie verankert. Frank Di Marco (links im Bild) ist seit Jahrzehnten dabei. Mehr Fotos finden Sie in der Bildergalerie. Klicken Sie sich durch. Foto: factum/Andreas Weise

100 Jahre alt ist der Musikverein Münchingen jetzt. Das ist Grund genug, um auf die lange Geschichte zurückzublicken – und voraus auf die anstehenden Feierlichkeiten. Aus einer Familie prägen besonders viele Mitglieder den Verein.

Korntal-Münchingen - Wie sauer er war, daran erinnert sich Frank Di Marco noch genau: Da durfte sein ein Jahr älterer Bruder Jörg in den Siebzigern im Musikverein Münchingen spielen – und ihm selbst blieb dies verwehrt. Gerade in die Schule gekommen, sollte er sich aufs Lesen und Schreiben konzentrieren, so die Eltern. Schließlich durfte er bei der Jugendkapelle mitmachen, mit der Blockflöte. „Alle fingen so an“, sagt Di Marco. Der 51-Jährige kommt aus einer äußerst musikalischen Familie: Der Großvater spielte im Musikverein, die Eltern folgten, der Onkel, der Patenonkel, der Cousin, die Neffen. Selbst Frank Di Marcos Frau und seine zwei Töchter sind dabei. Sein Bruder Jörg sitzt dem Verein, der jetzt 100 Jahre alt ist, seit 1998 vor. Der Vater Karl war ebenfalls einmal der Chef.

Später dann wollte Frank Di Marco eigentlich Trompete oder Saxofon spielen. Aber er hatte die Rechnung ohne Heinz Burum gemacht: Der damalige Dirigent (1967-1981) und Kammervirtuose bildete den Nachwuchs aus. Und kam, nachdem er Mund und Zungenform inspiziert hatte, zu dem Schluss: Frank Di Marco eignet sich für Posaune, Bariton oder Horn. „Posaune spielte mein Vater, daher nein, Bariton kannte ich nicht“, sagt Frank Di Marco, den Burum „nachhaltig geprägt“ habe. Horn, befand er, klinge gut. „Also spielte ich Horn.“ Eine Entscheidung, die er nach Jahren korrigierte: Er stieg auf Bariton und Euphonium um. Das Waldhorn biete wenig Melodie, er empfinde es als ermüdend. Dagegen gefalle ihm der warme, sonore Klang der Bügelhörner. Ohnehin ist Frank Di Marco davon überzeugt: „Jedes Instrument hat seinen Charakter und sucht seinen Spieler.“

Ein „gutes Sozialgefüge“, aber . . .

Im Musikverein finden aktuell 54 Musiker im Blasorchester und 32 Musiker in der Jugendabteilung, bestehend aus Jugendgruppe und -kapelle, ihr Instrument. Ebenfalls zum Verein gehört der seit 1931 bestehende Handharmonika Club. „Mit den Mitgliederzahlen sind wir zufrieden“, sagt Frank Di Marco. Der frühere Jugendleiter führt den Geschäftsbereich Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, der mitten in den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum Jubiläum steckt. Und in dem sich die Bläser offenbar wohl fühlen: Die Hälfte der Mitglieder des Blasorchesters wohne zwar nicht mehr im Ort, bleibe dem Verein aber trotzdem treu, sagt Di Marco. „Wir haben ein gutes Sozialgefüge.“ Gleichwohl sei es schwieriger geworden, neue Mitglieder zu bekommen.

1920 gründete sich der Musikverein als Kapelle der Feuerwehr. Sechs Jahre später wurde er als Musik- und Theaterverein eigenständig. Unter dem Dirigenten Paul Hofmann wuchs er von 24 Mitglieder 1928 auf 51 anno 1964. Die erste Jugendkapelle entstand 1954. Seitdem ist die Jugendarbeit ein wichtiges Anliegen.

Unterricht in Eigenregie – „aus der Not heraus“

In der Musikschule erhält der Nachwuchs eine Instrumentalausbildung, ehe er nach maximal einem Jahr in die Jugendgruppe und dann -kapelle wechselt. Bis zur Gründung der Musikschule 1980 unterrichteten Vereinsmitglieder und vor allem der Dirigent Burum den Nachwuchs – „aus der Not heraus“, sagt Di Marco.

Nach wie vor gewinnt und hält der Verein mit viel Einsatz die Jugend, die längst mehr als nur ein Hobby hat und schulisch stark gefordert ist. „Wir bieten attraktive Aktivitäten wie eine Freizeit oder Weiterbildungen“, sagt Di Marco. Auch habe man dank des langjährigen Jugenddirigenten gewachsene Strukturen und Kontinuität geschaffen. Etwa jeder zehnte Jugendliche geht ins Blasorchester. „Eine gute Quote.“ Schwer tue man sich indes, fördernde Mitglieder zu locken. Anders als früher treten heute kaum noch die Eltern als passive Mitglieder in den Verein ein und helfen obendrein bei Veranstaltungen.

Weniger Feste bedeuten weniger Unterhaltungsmusik

So organisiert der Musikverein mittlerweile weniger eigene Feste, den Maitreff speckte er ab. „Es gibt insgesamt weniger Feste. Wir sind im Ort der einzige Verein mit eigenen Faschingsveranstaltungen“, sagt Frank Di Marco. Diese Entwicklung spüren die Bläser auch musikalisch: „Wir gehen mehr in die konzertante Richtung, da es weniger Feste und damit weniger Möglichkeiten gibt, Unterhaltungsmusik zu spielen“, sagt Frank Di Marco. Angesichts dieser Entwicklung freut er sich umso mehr, dass der Musikverein für das große Festwochenende im Juni sogar Unterstützung anderer Vereine bekommt.

Termin Der Festakt ist am 3. April um 20 Uhr im Münchinger Widdumhof. Um 18 Uhr öffnet im Heimatmuseum die Ausstellung „100 Jahre Musikverein“. Vom 26. bis 29. Juni ist das große Festwochenende des Vereins. Mehr Informationen im Internet auf www.musikverein-muenchingen.de.

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