Baby-Auszeit bei der Rocky-Premiere in Stuttgart: Die frischgebackenen Eltern Daniela Katzenberger und Lucas Cordalis. Foto: Martin Stollberg

Der Nervenkitzel eines Kampfes wird bei „Rocky“ zum Spektakel, das nicht nur Boxfans und geladene Promis wie Daniela Katzenberger, Richy Müller und Barbara Becker begeistert. Dank rasanter Technik gab es am Mittwoch bei der Premiere im Palladium viele Sieger. Dieses Musical punktet mit Fäusten und Feingefühl.

Stuttgart - Sein Scheißleben soll er nicht aus dem Fenster schmeißen, ruft der alte Trainer Mickey seinem Schützling Rocky zu, den er eigentlich schon aufgegeben und ihm den Spind weggenommen hat. Doch dann zeigt dieser Außenseiter, dass man seinen Rhythmus finden und den Kampf annehmen muss. Wer Angst vor sich selber hat und herumlungert, statt was zu tun, landet auf den Brettern.

„Keine Übungen unter der Gürtellinie“, lautet noch ein Rat des Trainers. In der Kampfphase soll es keine Ablenkungen geben. Im Publikum sitzt eine „Tussi“, die zur „Mama“ geworden ist, was zu einem Buch geführt hat. In ihrem Werk „Tussi wird Mama“ geht’s häufig unter die Gürtellinie. Kurz vor der „Rocky“-Premiere hat Daniela Katzenberger mit Lucas Cordalis zugesagt (der Kindsvater ist großer Boxfan). Die Stage Entertainment will den Pressefotografen und Fernsehteams nicht nur geballte Fäuste bieten, sondern auch Tussis und tiefe Einblicke. Dass für den Erfolg einer Inszenierung Futter für die Medien wichtig ist, wird in der Show mit Kameraleuten eines fiktiven Senders vorgeführt, dessen Bilder auf den Bühnen-Leuchtwänden live laufen.

Der erste Musicalbesuch von Daniela Katzenberger

„Katze“ sagt, sie sei zum allerersten Mal in ihrem Leben auf dem roten Teppich eines Musicals. Freundlich muss ich ihr widersprechen. Denn der Teppich ist in dieser Boxernacht schwarz. „Oh“, sagt die 29-Jährige, schaut nach unten und freut sich: „Schwarz macht schlank!“ Ihre Figur, über die Sidos Frau gelästert hat, ist Thema im Foyer des Palladium-Theaters. Beim Getuschel sagen die einen, wie toll sie abgenommen habe, während sich andere überlegen, ob sie schon wieder schwanger sei.

Zweifelsohne schwanger hingegen ist Laura Gauthier, die Frau von Ballett-Chef Eric Gauthier. „Endlich ein Mädchen“, freut sich der Choreograf. Die Brüder hätten dafür plädiert, es „Biene Maja“ zu nennen. Sophia heißt das Baby von Daniela Katzenberger, das nicht mit nach Stuttgart gekommen ist. Gleich nach dem furiosen Finale wollen die Eltern zurück in den Schwarzwald, wo die Oma auf ihr Kind aufpasst.

Vergeblich hatten sich die Musicalmacher bemüht, Sylvester Stallone nach Stuttgart zu holen. Der 69-Jährige befindet sich in den Staaten auf Werbereise, um fast 40 Jahre nach dem ersten „Rocky“-Film den neuen Streifen der wohl ewigen Serie nach oben zu bringen. Am 25. November kommt „Creed“ in die US-Kinos. Stallone spielt darin den alternden Champion Rocky Balbao. Im Palladium ist diese Figur noch blutjung – ergreifend gespielt, so schnoddrig wie sympathisch, von Nikolas Heiber, dem neuen Stern am Musicalhimmel. Bei aller Härte lässt er seine weiche Seite raus. Natürlich ist die Technik der Megastar. Mit unglaublichem Tempo werden Bühnenbilder mit viel Liebe zum Detail hin- und hergefahren. Wie der drei Tonnen schwere Boxring zum Finale auf die ersten sechs Reihen geschoben wird, während die Zuschauer von dort auf die Tribüne der Bühne wechseln, wird Gesprächsstoff in Stuttgart werden.

Sven Ottke ärgert sich über einen Ordner

Die Show haut die geladenen Promis um. Immer auf die Zwölf! Selten sah man so viele geballte Fäuste bei einer Premiere.Barbara Becker, die wohl berühmteste Ex-Frau Deutschlands, war erst in letzter Minute gekommen. Nur einen Box-Star sieht man bei dieser Box-Show: Sven Ottke ärgert sich über einen Ordner, der ihn von der Tür vertreibt. „Das ist typisch deutsch“, schimpft er, „wir stehen keinem im Weg, aber müssen gehen.“ Außerdem gesehen: Ringer-Weltmeister Frank Stäbler, Europameister Marcel Nguyen, die Schauspieler Walter Sittler und Richy Müller, Schönheitschirurg Werner Mang (falls die Nase doch nicht hält).

Dass kaum Boxer eingeladen wurden, hat seinen Rund: „Rocky“ soll nach dem Willen der Stage kein Halbwelt-Image bekommen. 2012 hatte die Show als Eigenproduktion in Hamburg mit guten Kritiken Premiere. Der Ausflug 2014 an den Broadway währte nicht lang. Schon nach fünf Monaten fiel der letzte Vorhang in New York. Die Menschen dort wollten keine amerikanischen Träume sehen, für die Deutsche die Strippenzieher sind. „In Stuttgart bleibt ,Rocky’ mindestens zwei Jahren“, glaubt der aus Hamburg angereiste Stage-Sprecher Stephan Jaekel. Zwei neue Titel, darunter „Livin In America“, sind dazugekommen. Nach „Chicago“, einer Tanzshow ohne Kulissenwechsel, kommt nun ein Knaller zum Staunen. Wer ein Fan von Musicals ist, dürfte diese Inszenierung lieben, auch wenn er nicht auf blutende Männer in einem Boxring steht.