Abba Foto: Promo

In der schwedischen Metropole Stockholm schert sich kaum einer mehr um die Erfolgsgruppe Abba. Aber unter Touristen stehen Stadtführungen auf den Spuren der vier Sänger und das Abba-Museum hoch im Kurs.

Stuttgart - Schweden: Wer in Klischees denkt, hat Möbelgeschäfte, Pippi Langstrumpf, Elche und Abba im Kopf. In der schwedischen Hauptstadt Stockholm allerdings entdeckt man wenig von der schwedischen Popband Abba, die in den 1970 und 1980 Jahren Welterfolge feierte. Am Flughafen hängen neben Bildern von Kinderbuchfiguren und dem Königspaar zwar auch Fotos von der Band. Doch das war es dann auch erst einmal.

Aber es gibt sie, die mehr oder weniger versteckten Orte in Stockholm, an denen man Abba entdecken kann. Allerdings begeben sich immer noch viel mehr Touristen als Schweden auf den Spaziergang mit Elisabeth Daude. Dabei seien auch immer viele junge Menschen. „Sie haben die Liebe zu Abba von ihren Eltern“, sagt die Stadtführerin.

Bei dem eineinhalbstündigen Spaziergang durch Stockholm führt Daude zum Sheraton Hotel. Im Zimmer 819 wurden Szenen aus dem Abba-Movie von 1977 gedreht. „Im Film befinden sich die Musiker in Perth“, sagt Daude. Sie erzählt von der Begeisterung der Musiker für ihre Stadt. Mit Fotoaufnahmen auf ihren Platten und einer schwedischen Jeansmarke hätten sie die Stadt bekannt gemacht.

Mit dem Song „Money, Money, Money“ wollten die Musiker ein politisches Statement setzen. Es war die Zeit, in der der schwedische Wohlfahrtsstaat gegründet wurde. Doch in politisch linken Gruppen kam die musikalische Unterstützung nicht gut an. Angeblich störten sie sich an den Plateauschuhen und den Seidenhosen der Band. Mit Bescheidenheit hatte das aus ihrer Sicht nichts zu tun.

Bei ihrer Tour durch die Stadt spielt die Stadtführerin immer wieder Abba-Songs. Beim Betreten der Altstadt am Stadtschloss zwischen den alten Gebäuden schallt es besonders gut. Und es klingt blechern. Die Reaktion der vorbeieilenden Fußgänger ist zurückhaltend bis abweisend. Einige drehen sich um, weil sie wissen wollen, wer die Musik spielt. Begeisterung ist nicht zu erkennen. Andere schütteln gleich den Kopf und laufen schnell weiter. Vielleicht stören sie sich an der Vermarktung ihrer Stadt, die sich eines der gängigen Schweden-Klischees bedient.

Elisabeth Daude lässt sich davon nicht beirren und läuft, begleitet vom Lied „Dancing Queen“, weiter durch die Altstadt. Bei der Wachablösung der schwedischen Armee sei dieses Lied das beliebteste. Und selbst im Land der Beatles soll der Song in einer Marschmusik-Version an erster Stelle stehen. Auch die Touristen, mit denen sie hauptsächlich unterwegs ist, „fangen an zu tanzen und zu singen“.

In der kleinen Straße Baggensgatan bleibt sie stehen und deutet auf ein orangefarbenes Haus mit ein paar Fenstern. Anfang der 1970er Jahre haben Beni und Frieda im Haus mit der Nummer 21 gewohnt.

Auch Ingmarie Halling hat die Erfahrung gemacht, dass die Schweden Abba zurückhaltend gegenüberstehen. Sie war Mitte der 1970er und Anfang der 1980er Jahre mit der Band auf Tour in Australien, den USA und Japan. Zusammen mit Frieda kümmerte sie sich um die Kostüme und machte die Bandmitglieder für ihren Auftritt zurecht. „Das Wort Stylistin mag ich nicht. Diesen Beruf gab es damals noch gar nicht“, sagt Halling.

Schon damals hat sie festgestellt, dass ihre schwedischen Mitbürger nicht vor Begeisterung überquellen. „Sie konnten einfach nicht stolz auf den Erfolg von Abba sein“, sagt sie. Im Ausland dagegen würden die Menschen sofort anfangen zu singen und zu tanzen, wenn Abba läuft.

Die schwedische Zurückhaltung gegenüber ihrem Musikexportschlager Abba stellt Halling auch im Abba-Museum fest. Sie leitet das im Mai dieses Jahres eröffnete Museum. Von den 180 000 Besuchern, die das Haus in den ersten sechs Monaten dieses Jahres besuchten, hatte nur ein Bruchteil einen schwedischen Pass.

In das Museum kommen wahre Fans. So wie Manuel aus Venezuela. „Er ist nur wegen des Museums nach Stockholm geflogen“, sagt Halling. Und hatte dann noch das Glück, mit einem der Abba-Mitglieder zu telefonieren. Im Museum steht ein rotes Telefon, und gelegentlich rufen die Musiker mal an. Daher hatte Manuel das Glück, mit Frieda zu sprechen.

Das Museum auf der Insel Djurgarden ist eine Reise in die Zeit von Discolichtern, schrillen Farben und Schlaghosen. Und an vielen Stellen begegnen die Fans ihren Idolen. Wenn Beni auf seinem digitalen Klavier in seinem heutigen Studio spielt, dann bewegen sich auch die Tasten des Klaviers im Museum.

Abba-Fans können die Songs selbst neu einsingen und dabei den Blick ins Original- Studio der Band werfen. Viele Exponate sind nur durch Zufall im Museum gelandet. „Das Mischpult haben wir in Hannover gefunden. Als das Leder erneuert wurde, fielen noch die Essensreste heraus“, sagt Halling. Noch heute bekommt sie Nachrichten von Leuten, die ein Stück Abba für das Museum beisteuern möchten.

2014 feiert das Museum das 40. Jubiläum des Grand-Prix-Sieges von Abba 1974 mit dem Song „Waterloo“. Ingmarie Halling hofft auf großen Zuspruch. Denn bei der Eröffnung des Museums kam das schwedische Fernsehen erst, als es mitbekommen hatte, dass die britische BBC einen Beitrag zur Museumseröffnung sendet.