„Hut ab! Pickelhaube, Pussyhat und andere Kopfgeschichten“ lautet der Titel“ Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Museum stellt die Themen für das Jahr vor und muss kurzfristig eine neue Stauffenberg-Ausstellung planen. Zudem hat sich die neue Museumsleiterin ein ganz klares Ziel auf die Fahnen geschrieben.

Stuttgart - Dass sich das Haus der Geschichte in den kommenden Jahren „weiterentwickeln und verändern wird“, wie Paula Lutum-Lenger am Donnerstag anlässlich eines Ausblicks auf das Museumsjahr betont, ist keine Überraschung. Muss und will die neue Museumsleiterin doch einerseits auf sich verändernde Besucheransprüche und -verhaltensweisen reagieren, andererseits dem Museum auch ein Profil geben, das nach dem Führungswechsel an der Spitze der Einrichtung ihre Handschrift zeigt. Stichwort: Digitalisierung.

Doch mit einer Veränderung ist das Haus der Geschichte nun ganz ungeplant konfrontiert. Denn die Umbaumaßnahmen, die demnächst im Alten Schloss beginnen, kommen für das Museum zur Unzeit. Eigentlich stünde am 75. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 die Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Alten Schloss in Stuttgart im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch am 5. Mai findet dort die letzte öffentliche Führung statt, danach ist wegen der anstehenden Bauarbeiten „Schluss mit Stauffenberg im Schloss“, lässt das Haus der Geschichte Baden-Württemberg wissen, zu dem die Erinnerungsstätte gehört. Durchblicken lässt man auch, dass bei der Planung des Umbaus im Alten Schloss dieses Problem wohl zu spät erkannt wurde.

Schülergruppe besucht „Wolfsschanze“

„Wir machen jetzt aus der Not eine Tugend, auch wenn das ein immenser Kraftakt ist“, sagt Paula Lutum-Lenger. In kürzester Zeit wird deshalb als Ersatz eine Sonderausstellung zu Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Galerieraum des Hauses der Geschichte auf die Beine gestellt. Ab 2. Juli soll dort für mindestens ein Jahr die Schau zu sehen sein, bevor die Erinnerungsstätte im Alten Schloss wieder bezogen werden kann. Dann wiederum mit einer neu konzipierten Stauffenberg-Ausstellung.

Zum 75. Jahrestag des Hitler-Attentats ist im Haus der Geschichte neben der Schau ein Veranstaltungsmonat geplant. In Hinblick darauf wird eine zehnköpfige Schülergruppe des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums in Zuffenhausen zusammen mit ebenfalls zehn Schülern einer polnischen Partnerschule den Ort des Attentats besuchen und ein Filmprojekt realisieren. Die Schüler der Klassenstufen 10 und 11 sollen sich gemeinsam im ehemaligen militärischen Lagezentrum „Wolfsschanze“ auf Spurensuche begeben. Dabei sollen Fragen aufgeworfen werden wie die „nach dem unterschiedlichen Erinnern an das Geschehen in Deutschland und Polen“, erklärt die Museumspädagogin Natalia Kot, die das Projekt im Haus der Geschichte begleitet. Der unter Mithilfe eines professionellen Filmteams entstehende Kurzfilm wird anschließend in die Stauffenberg-Ausstellung integriert. „Wichtig ist uns, dass sich vor allem junge Menschen zum Thema Diktatur und Widerstand Gedanken machen“, betont Lutum-Lenger.

Von der Burschenschaftsmütze bis zum Kopftuch

Ab Dezember blickt eine Sonderausstellung unter dem Titel „Hut ab! Pickelhaube, Pussyhat und andere Kopfgeschichten“ Menschen auf und in den Kopf: „Kopfbedeckungen“, sagt der Kommissarische Ausstellungs- und Sammlungsleiter Rainer Schimpf, „sind Symbole und Zeichen.“

Für was genau, danach fragt die Ausstellung, die von der Pickelhaube über die Burschenschaftsmütze bis zum Kopftuch die verschiedenen Bedeutungsebenen der Kopfbedeckungen ausleuchtet. Zwischen 2020 und 2022 soll dann eine Ausstellungstrilogie zu den Themen Gier, Hass und Liebe folgen und darstellen, welche Gefühle Gesellschaften zusammenhalten oder gefährden.

Als großes Thema für die Zukunft hat das Haus der Geschichte die digitale Entwicklung des Museums in Auge gefasst. Ein Baustein soll die „interaktive Geschichtsplattform“ sein, die im Sommer 2020 an den Start gehen soll. „Im Kern ist das ein Museumsführer“, so Joachim Rüeck, Sprecher des Hauses. „Das Museum selbst ist darin aber nur eine Ebene.“

Die Plattform will nicht nur Ausstellungsstücke und Themen präsentieren, sondern durch sie das Museum mit der Öffentlichkeit verbinden. „Es geht um die Kommunikation mit den Besuchern und Besucherinnen“, erklärt Rüeck. Wie das Museum dies dann personell leisten will, ist derzeit freilich ungeklärt.