Rund hundert Cannabispflanzen aht die Polizei in dem Hof bei Murrhardt gefunden. Foto: dpa-Zentralbild

Ein 44-jähriger Konstrukteur muss sich vor dem Stuttgarter Landgericht wegen Drogenhandels und Waffenbesitzes verantworten. Die Mindeststrafe dafür beträgt fünf Jahre.

Murrhardt - Mehr als 100 Cannabispflanzen hat die Polizei am 27. April entdeckt, als sie zu einem Aussiedlerhof bei Murrhardt gefahren war – eigentlich um zu überprüfen, ob der 44-jährige Bewohner sich illegal eine Schusswaffe zugelegt hatte. In dem mehr als hundert Jahre alten Gehöft fanden die Polizisten dann nicht nur eine, sondern mehrere Schusswaffen. Neben einem Luftgewehr und einer Schreckschusspistole war auch eine scharfe Pistole der Marke Glock im Haus. Eine Laser-Übungspatrone darin hätte innerhalb weniger Sekunden mit scharfer Munition ersetzt werden können, heißt es in der Anklage. Patronen dazu waren vorhanden.

Völlig ausgemergelt vom Morphin

Seit Dienstag muss sich der 44-Jährige nun vor der 7. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts verantworten. Den Saal betrat ein Mann, der einem auf der Straße nicht auffallen würde, er ist weder ein Hippie-Typ wie Jeff Bridges in „The Big Lebowsky“ noch ein martialisch wirkender Drogendealer mit einer Knarre im Hosenbund. Ein adretter, selbstbeherrschter Mann gab dem Gericht bereitwillig Auskunft über seinen Lebenslauf. Dieser ist von schwerer Drogensucht bestimmt. „Als ich festgenommen wurde, habe ich noch 58 Kilogramm gewogen“, sagte er zu dem Vorsitzenden Richter. In der Untersuchungshaft habe er 13 Kilogramm zugenommen. Am 27. April sei er eine ausgemergelte Gestalt gewesen, gezeichnet von der Wirkung des Morphins, das er über Schmerzpflaster zu sich nahm. „Ich hab da immer ein Stückchen abgeschnitten und es gekaut.“ Die verschreibungspflichtigen Pflaster habe er sich im Darknet bestellt. Zuletzt habe ein solches Pflaster zwei bis drei Tage gereicht.

Alkohol und Drogen seit der Jugend

„In der Untersuchungshaft habe ich anfangs stark unter Entziehungserscheinungen gelitten“, berichtete er vor Gericht. „Ich hatte Schmerzen, ständige Unruhe und meine Beine haben nur noch gezuckt.“ Das Medikament, das ihm verabreicht wurde, habe ihn als Nebenwirkung regelrecht orientierungslos gemacht. Erst allmählich sei sein Zustand besser geworden.

Mit 15 Jahren habe er begonnen, Bier zu trinken. „Ich hab im Verein Fußball gespielt. Dort haben wir an den Wochenende in Maßen getrunken.“ Doch mit der Zeit sei es mehr geworden, auch unter der Woche. „Mit 17 habe ich gesoffen, bis ich dann im ersten Lehrjahr jemanden kennenlernte, der kiffte. Von da an habe ich den Alkohol bleiben lassen und nur noch gekifft.“ Mit Anfang zwanzig habe er auch harte Drogen ausprobiert, quer durch die Reihe, aber keine habe ihm zugesagt. In den vergangenen Jahren habe er jeden Tag Marihuana in großen Mengen geraucht und begonnen, das Morphin zu konsumieren.