Patrick Siben hat im Park der Villa Franck in Murrhardt rund 80 Sitzgelegenheiten aufgestellt. Foto: Gottfried Stoppel

Der Murrhardter Musiker Patrick Siben sieht seine Branche massiv benachteiligt. Er hat ein Konzept erarbeitet und will am Sonntag vor Publikum im Park der Villa Franck spielen – das ist eigentlich verboten.

Murrhardt - Der Musiker Patrick Siben von den Stuttgarter Salonikern hat die Faxen dicke. Der Mann aus Murrhardt will trotz der Coronakrise wieder vor Publikum spielen. Das sei ihm und allen anderen Musikern aber laut Corona-Verordnung verboten. Im Fünfpunkteplan der Regierung würden Musiker erst in der Stufe fünf aufgeführt, demnach dürften die Saloniker und anderen Musiker erst nach dem 31. August wieder vor größerem Publikum auftreten, also arbeiten.

Siben hat deshalb bei der Stadt Murrhardt beantragt, am Sonntag, 17. Mai, ein „Corona-übertragungsfreies Konzert“ ausrichten zu dürfen. Er habe ein Konzept erarbeitet, das Infektionen ausschließe. Bereits am vorigen Sonntag hatte der Musiker, der in der Villa Franck in Murrhardt lebt, im Park der Villa zu einem „Probesitzen“ eingeladen. Gekommen seien über mehrere Stunden verteilt immerhin gut drei Dutzend Gäste.

Konzert auf der Königstraße in Stuttgart geplant

Der Park ist seither mit 80 Sitzgelegenheiten bestuhlt. In seinem „Corona-übertragungsfreiem-Open-Air-Conzert-Conzept“, kurz CoCoCo, sei klar geregelt, dass es sich nicht um eine Großveranstaltung handele. Siben sagt, er wolle die Zahl der Zuhörer für solche Veranstaltungen auf 100, maximal 200 Personen begrenzen. Je Zuhörer müsse es mindestens zehn Quadratmeter Platz geben – im Park der Villa seien es sogar gut elf Quadratmeter. Es solle sich grundsätzlich um geschlossene Veranstaltungen handeln, die Personalien aller Anwesenden seien den Veranstaltern bekannt und würden dokumentiert. Karten gebe es nur im Vorverkauf, am Eingang werde eine Besucherliste ausliegen. Zwischen allen Stühlen werde ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten, es gebe „breite Korridore“, die Besucher würden über eine Art Einbahnsystem geführt: Eingang links, Ausgang rechts. Paare und Familien dürften zusammensitzen, auf den Toiletten und am Einlass gebe es Papierhandtücher und Desinfektionsmittel.

Mit diesem Konzept, so Siben, müsse es Musiken landauf, landab gestattet werden wieder aufzutreten. Er sieht seine Branche massiv benachteiligt. Er sei nicht neidisch auf Gaststätten mit Außenbericht, aber diese dürften schon vor Pfingsten wieder öffnen. Mit dem Konzert im Rosengarten der Villa „wollen wir zeigen, dass wir ein Open-Air-Konzert genauso gut können wie Gastronomen den Biergartenausschank“. Notfalls, sagt Siben, solle das Konzert halt als angemeldete Demonstration über die Bühne gehen – als Demo, auf der auf die Bedürfnisse und Nöte der Musiker hingewiesen wird. Siben hat weitere Pläne: Am Pfingstmontag solle ein Konzert im Musikpavillon auf der Königstraße in Stuttgart stattfinden. Und am 20. Juni will er mit seinen Salonikern dann auf Schloss Solitude auftreten, „notfalls angemeldet als Demo“.

Gefesselter Kasper im Park der Villa Franck

Der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner erklärt auf Anfrage, das Landratsamt in Waiblingen sei für eine Genehmigung der Veranstaltung am kommenden Sonntag zuständig, Siben habe das Konzert „als Demonstration verpackt“. Er könne den Musiker ja gut verstehen, sagt der Schultes, Siben brenne für seine Arbeit und wolle halt wieder vor Publikum spielen. Das sei zurzeit laut Coronaverordnung aber nicht erlaubt. Mößner sagt, Siben solle sich „noch ein paar Tage gedulden“, der Rathauschef geht offenbar davon aus, dass die Regelungen für Musiker bald gelockert werden könnten.

Eine Sprecherin des Landratsamt hingegen erklärt, dass der Antrag von Patrick Siben so nicht genehmigungsfähig sei. „Eine politische Demonstration, bei der man Eintritt zahlen soll...?“ Das habe man dem Musiker auch so vermittelt, dass dieser wohl einen neuen Antrag stellen werde, der mit dem Demonstrations- und Versammlungsrecht voraussichtlich in Einklang zu bringen sei.

Unabhängig davon will Patrick Siben demnächst eine übergroße Kasperfigur auf einem der Stühle platzieren. Der Kasper solle sich die Augen, Ohren und den Mund zuhalten und zudem an Händen und Füßen gefesselt werden.