Konnte ihr Glück kaum fassen: Wimbledon-Siegerin Garbiñe Muguruza aus Spanien Foto: AFP

Spanien feiert die Siegerin Garbiñe Muguruza, die im Finale von Wimbledon Venus Williams keine Chance lässt.

London - Den Rest ihres beeindruckenden Finalauftritts erledigte Garbiñe Muguruza sozusagen mit dem kleinen Finger. Also tätschelte die überglückliche Spanierin sanft und liebevoll den goldenen Schriftzug auf grünem Untergrund, der traditionell unmittelbar nach dem verwandelten Matchball auf der Siegertafel im noblen All England Tennis Club angebracht wird. „2017 G. Muguruza“, so steht es dort bei den Ladies’ Singles nun für alle Ewigkeit.

„Ich kann es gar nicht glauben, dass es wirklich passiert ist“, sagte Muguruza, die bei ihrem 7:5, 6:0-Erfolg über die fünffache Wimbledon-Championesse Venus Williams in nur 77 Minuten zum ersten Titel an der Londoner Church Road gestürmt war. Auf dem Court war die 23-Jährige letztlich in die Knie gesunken, während ihrer Trainerin Conchita Martinez die Tränen über die Wangen kullerten. Spanien besitzt nun neben Martinez, die 1994 gewann, eine zweite Wimbledon-Siegerin.

Diese hielt ihre Siegestrophäe, den silbernen Rosewater Dish, in Händen, als der ehemalige König Juan Carlos an der Seite der Ex-Spielerin Arantxa Sánchez-Vicario zu den ersten Gratulanten zählte. „Sonst steht immer etwas im Weg – aber diesmal hat alles zusammen gepasst“, sagte Muguruza, die über ein gutes Service und kraftvolle Schläge verfügt – es aber teilweise an Konzentration und Konstanz vermissen lässt. In den kommenden Monaten muss sie nun die Frage beantworten, ob sie dem Frauentennis die Aufmerksamkeit verschaffen kann, wie es die Williams-Schwestern und Maria Scharapowa lange Zeit getan haben.

In Spanien kennt der Jubel keine Grenzen

Für ihren ersten Wimbledon-Sieg erhält die 23-Jährige ein kleineres Duplikat ihrer Trophäe, mit der früher bei Tisch das Rosenwasser zum Händewaschen angereicht wurde – und sie darf sich vor allem über die Rekordsumme von 2,6 Millionen Euro an Preisgeld für ihren zweiten Grand-Slam-Sieg nach dem Gewinn der French Open von 2016 freuen.

Vor zwei Jahren hatte Muguruza noch gegen Serena Williams im Wimbledon-Finale chancenlos den Kürzeren gezogen. Diesmal war sie gegen deren ältere Schwester Venus im zweiten Satz deutlich überlegen. Die 37 Jahre alte Rivalin, die zur ältesten Grand-Slam-Siegerin aller Zeiten hätte avancieren können, vergab im ersten Satz bei 5:4-Führung zwei Satzbälle; danach ging bei ihr rein gar nichts mehr. 2001 hatte Venus Ebony Starr Williams erstmals in Wimbledon gesiegt, am Samstag holte sie beim 0:6 im zweiten Satz lediglich zwölf Punkte. „Es gab trotzdem viele schöne Momente. Heute war Garbiñe besser“, sagte die dieser Tage in sich gekehrte Williams.

Am 9. Juni war sie – offenbar schuldlos – in einen tödlichen Verkehrsunfall in ihrem Wohnort Palm Springs Gardens verwickelt, nach dem Finale richtete sie den Blick aber wieder nach vorn: „Es wird hier auch künftig Möglichkeiten für mich geben.“ Auch mit 38 Jahren will es Venus Williams in Wimbledon wissen.

In Spanien kennt der Jubel derweil keine Grenzen. „Von welchem Planeten bis du gekommen?“, jubelte die Sportzeitung „As“ der neuen Tenniskönigin Garbiñe Muguruza zu, die im gesamten Turnier nur einen Satz abgab: im Achtelfinale gegen Angelique Kerber, als das Match im Gegensatz zum Finale bis zuletzt ganz eng war.