Hannelore Elsner ist gestorben. Foto: dpa-Zentralbild

Schauspielerin Hannelore Elsner ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Zuletzt war Elsner im Kino in „Kirschblüten und Dämonen“ zu sehen.

München - Egal ob Komödie, Charakterrolle oder die als Fernsehkommissarin: Hannelore Elsner gehörte viele Jahrzehnte zu den bekanntesten und beliebtesten Schauspielerinnen in Deutschland. Im Alter von 76 Jahren ist die temperamentvolle Theater-, TV-, und Filmschauspielerin am Ostersonntag nach kurzer, schwerer Krankheit in München gestorben. Sie galt als eine der großen Diven des deutschen Nachkriegsfilms.

Schon als Jugendliche stand die 1,60 Meter große Elsner vor der Kamera. Mehr als 200 Fernseh- und Kino-Rollen nahm die ausdrucksstarke Schauspielerin mit dem strahlenden Lachen und der markanten Stimme seither an.

Dreharbeiten im März

Einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte war Ende Februar in München bei der Premiere des zweiten „Kirschblüten“-Films von Doris Dörrie. Mitte März begann Elsner in München und Umgebung mit den Dreharbeiten zu einem Märchenfilm.

Oft als kapriziöse Diva beschrieben, war Elsners Geburtsdatum lange nicht klar: An ihrem 52. Geburtstag wurde sie „öffentlich als Fünfzigjährige gefeiert, mit großem Tamtam und Interviews“, schreibt sie in ihrer Autobiografie „Im Überschwang“. Darin beschwert sie sich auch: „Ich muss über mein Alter reden, seit ich 25 bin.“ Und: „Mir gefällt die buddhistische Idee, die sagt, bis 60 ist man jung, ab 60 wird man älter.“

Bewegtes Leben

Das Leben der gebürtigen Bayerin ist bewegt: Schon als kleines Mädchen muss sie den Tod ihres geliebten älteren Bruders verkraften. Bald darauf stirbt der Vater. Sie wechselt häufig die Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. „Ich war nirgendwo richtig daheim“, schreibt sie über ihre Jugend, schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust.

Mit 16 Jahren sei sie in München bei einem Spaziergang mit ihrer Mutter entdeckt worden - von dem türkischen Regisseur Halit Refig. Nach Proben in Istanbul durfte sie auf die Schauspielschule und übernahm bald kleinere Rollen in Filmen mit Stars wie Hans-Joachim Kulenkampff und Freddy Quinn. Sie schwärmte jedoch für den französischen Film.

So entstand ihr Künstlername

Ihre Agentin habe ihr damals geraten, die Nase schmaler machen und die Zähne begradigen zu lassen, sowie sich einen Künstlernamen zuzulegen, erinnert sich Elsner. Sie hörte nicht darauf, strich nur das „t“ aus ihrem Geburtsnamen Elstner. Mit etwa 19 Jahren stand sie zum ersten Mal auf einer Theater-Bühne. Ihre erste von zahlreichen Auszeichnungen bekam Elsner mit 29 Jahren: die Goldene Kamera für die Rolle der Sasha in Tschechows Stück „Iwanow“. Ihren Ruhm als preisgekrönte Charakterdarstellerin begründete sie erst um die Jahrtausendwende.

Ihr Kinodebüt gab sie 1961 in dem Film „Das Mädchen mit den schmalen Hüften“. Starregisseur Jürgen Roland vertraute ihr ein Jahr später in der Krimiserie „Stahlnetz“ ihre erste Hauptrolle an. Als Durchbruch zu internationaler Anerkennung gilt ihre Hauptrolle in Alf Brustellins Film „Berlinger“ (1975). Drei Jahre später drehte sie mit ihm „Der Sturz“ nach einem Roman von Martin Walser.

Dominik ist ihr einziger Sohn

Brustellin war seit 1973 ihr Partner. Von ihrem ersten Ehemann, dem 18 Jahre älteren Schauspieler Gerd Vespermann, war sie längst geschieden. Sie lernte Brustellin bei den Dreharbeiten für den Kinofilm mit Elke Sommer und Mario Adorf „Die Reise nach Wien“ (Regie: Edgar Reitz) kennen. Die Dreharbeiten helfen ihr über den plötzlichen Tod der Mutter hinweg, das Verhältnis schilderte sie als schwierig.

Der Filmemacher starb 1981 bei einem Verkehrsunfall. Da war Elsners einziges Kind, ihr Sohn Dominik, gerade ein halbes Jahr alt. Sie hatte Monate mit dem Neugeborenen im Krankenhaus verbracht, weil es zu früh auf die Welt gekommen war. Vater ist der Regisseur Dieter Wedel.

Im Fernsehen erfolgreich

Später war Elsner „drei wunderschöne Jahre“ mit dem Filmproduzenten Bernd Eichinger zusammen. 1993 heiratete sie den Theaterdramaturgen und Verlagsleiter Uwe Carstensen und zog mit ihm von München nach Frankfurt am Main, die Ehe ging 2000 auseinander.

Im Fernsehen war Elsner in der ARD-Serie „Die Kommissarin“ (1994-2006) besonders erfolgreich. Als Lea Sommer war sie eine der bekanntesten deutschen TV-Ermittlerinen. In Pumps, Kostüm und schwarzer Lederjacke ermittelte sie in fast 70 Folgen. Til Schweiger war anfangs ihr Assistent.

Auf die Bühne kehrte sie 1996 mit dem Solostück „Eine tot-normale Frau“ zurück. Ohne dieses sei sie nicht bereit gewesen für „Die Unberührbare“ (2000), berichtete sie. Ihre Darstellung einer vom Leben gekennzeichneten Schriftsellerin brachte ihr den Deutschen Filmpreis ein. Gleich noch einmal bekam sie ihn für ihren Leinwandmonolog einer Schauspielerin in „Mein letzter Film“ (2002) nach einem Drehbuch von Bodo Kirchhoff.