In welchen Mülleimer soll der Müll? Foto: dpa/Kay Nietfeld

Marktbeschicker in Stuttgart-Heumaden sind verwirrt. Laut Anwohnern dürfen sie in eine Mülltonne Abfälle werfen, in die andere aber nicht. Ein Unterschied ist allerdings nicht erkennbar. Gibt es ihn überhaupt?

Heumaden - Eigentlich ist alles gleich. Rechts und links vom kleinen Marktplatz im Heumadener Zentrum, direkt an der Bildäckerstraße, sind zwei kleine Grünstreifen. Auf jedem dieser Grünstreifen wächst ein Bäumchen. Und auf jedem dieser Grünstreifen steht ein Mülleimer mit einem Deckelchen obendrauf. Erst wer genau vergleicht, sieht die Abweichung. Ein Kübel ist eckig, einer ist rund. Und das ist für manche Anwohner offenbar ein wichtiger Unterschied.

Felix Leyde aus Rommelshausen ist jeden Mittwoch mit seinem Gemüsestand da. Seinen geschäftlichen Abfall nimmt er nach einem Markttag wieder mit nach Hause, betont er, „aber ich hab’ auch mal ein Bonbonpapierle“, sagt er. Das soll er aber nicht in die runde Tonne werfen, neben der er seinen Stand hat, sondern etwa 15 Meter weiter zum eckigen Pendant gehen. Den Grund hat er von Anwohnern erfahren. „Die eckige Tonne soll der Stadt, die runde der SWSG gehören“, sagt er. Die SWSG, kurz für Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft, verwaltet den großen Gebäudekomplex, der den kleinen Marktplatz einrahmt. Mehrfach schon hätten Bewohner Felix Leyde für falsch eingeworfenen Unrat gerügt. „Sie kommen dann raus und erklären mir, dass die Kosten für den Kuttereimer auf die Wohnsiedlung umgelegt werden“, sagt er.

Vor dem Abfalleimer sind alle gleich

Die anderen Marktbeschicker sind verwirrt. „Das kann ich mir einfach nicht vorstellen“, sagt die Blumenverkäuferin Monika Glemser. Auch Ulrike Maier, die neben Felix Leyde einen Käsewagen betreibt, zuckt mit den Schultern. „Das ist seltsam. Der Abfalleimer steht so öffentlich“, sagt sie. Tatsächlich ist die Ecke die am besten besuchte von ganz Heumaden. Menschen gehen hier einkaufen oder besuchen den Spielplatz. Was erlaubt ist und was tabu sein soll, ist nicht erkennbar. Auch Felix Leyde findet das „in keinster Weise nachvollziehbar. Das erklären Sie doch keinem Bürger, dass er da nichts reinwerfen darf.“ Es sei im allgemeinen Interesse, dass die Sache geklärt werde, findet der 56-jährige Marktverkäufer.

Saskia Bodemer-Stachelski, eine Sprecherin der SWSG, bringt Licht ins Dunkel. Sie bestätigt, dass das Runde nicht wie das Eckige ist. Letzterer sei ein öffentlicher Abfallbehälter der Stadt. „Bei dem genannten runden Mülleimer handelt es sich um einen Mülleimer der SWSG.“ Entlang des Theodor-Schöpfer-Wegs befänden sich einige dieser Kübel, das solle die Sauberkeit in der Siedlung erhöhen. Die Entleerung werde von der SWSG veranlasst, und „die daraus resultierenden Kosten werden auf die gesamte Wohnsiedlung umgelegt“. Aber, und da dürften nicht nur die Marktbeschicker aufatmen: Vor dem Abfalleimer sind alle gleich. Bodemer-Stachelski stellt klar: „Da die Mülleimer an einem öffentlich gewidmeten Weg angebracht sind, dürfen Anwohner und Passanten gleichermaßen Müll einwerfen.“