Die Rettungstaucher des DLRG brauchen eine spezielle Ausbildung. Foto: Bernd Zeyer

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) wird im August 100 Jahre alt.

Mühlhausen - Im August 1913 stieg Fritz Peter in den Neckar bei Bad Cannstatt und wurde zum Pionier. Er gab den ersten Rettungsschwimmkurs Deutschlands. „Die Quote der Schwimmer war damals deutlich geringer als heute“, sagt Thomas Ruhland, der technische Leiter im DLRG-Bezirk Stuttgart. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ertranken jährlich bis zu 5000 Menschen bei Badeunfällen, Wiederbelebungsmaßnahmen beherrschte kaum jemand. Schon lange forderte daher der deutsche Schwimmverband, einen Verein zu gründen, der sich mit der Lebensrettung und der Schwimmausbildung befasst.

Nach dem Einsturz eines Anlegerstegs auf Rügen, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen, fand diese Forderung Gehör. Im Oktober 1913 wurde der Landesverband der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft gegründet. Auch der Stuttgarter Fritz Peter gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Die Schwaben waren ihrem Dachverband einen kleinen Schritt voraus, wie Ruhland sagt: „Die DLRG Ortsgruppe Stuttgart ist rein formal gesehen drei Tage älter als der Landesverband.“

Im Neckar, am Max-Eyth-See und in anderen Gewässern bildete die DLRG Nichtschwimmer zu Schwimmern und Schwimmer zu Rettungsschwimmern aus. Als in den 20er Jahren die ersten Bäder in Stuttgart gebaut wurden, konnte der Schwimmunterricht das ganze Jahr angeboten werden. „Am Anfang bestand die DLRG-Gruppe Stuttgart aus ein paar Leuten“, sagt Ruhland und ergänzt: „Heute haben wir 3000 Mitglieder in sechs Ortsgruppen. Jedes Jahr lernen bei uns 400 Kinder und Jugendliche das Schwimmen oder werden zu Rettungsschwimmern ausgebildet.“

„Wenn ein Notruf eingeht, müssen wir von der Arbeitsstelle weg und zum Einsatzort“

Bis heute sind der Schwimmunterricht, die Erste-Hilfe-Ausbildung und der Rettungsdienst ein Schwerpunkt der DLRG. Doch im Laufe der Zeit kamen neue Aufgaben. „Seit den 60er Jahren hat sich die Gefahrenlage verändert“, erklärt Ruhland. Nach starken Regenfällen kam es immer öfter zu Überschwemmungen. Der Katastrophenschutz und die Technische Rettung mit Tauchern und Booten gehören seitdem auch zum Aufgabenfeld des DLRG. Zuletzt halfen die Wasserretter bei der Evakuierung der Innenstadt von Backnang, als der Ortskern im Jahr 2011 überflutet worden war.

Für Ruhland ist das eine Herausforderung. „Es wird vermutet, das die Anzahl lokaler Hochwasser zunimmt.“ Damit steigt auch die Zahl der Einsätze für die ehrenamtlichen Retter. Und das ergibt das zweite Problem: „Bei uns ist es ähnlich wie bei der Freiwilligen Feuerwehr. Wenn ein Notruf eingeht, müssen wir von der Arbeitsstelle weg und zum Einsatzort. Aber nicht jeder Arbeitgeber ist bereit, die Retter gehen zu lassen“, sagt Ruhland. Es werde immer schwieriger, Helfer für den Bereitschaftsdienst zu finden. Wie viele Vereine, die von dem Engagement ihrer ehrenamtlichen Mitglieder abhängig sind, sorgt man sich bei der DLRG um den Nachwuchs. Zwar seien die Kinder- und Jugendschwimmkurse bisher gut besucht, aber bei den Aktiven macht sich nach den Worten von Ruhland das veränderte Freizeitverhalten bemerkbar: „Die Leute haben immer weniger Freizeit. Sei es wegen der Ganztagsschule, der Einführung der Bachelorstudiengänge oder der Anspannung in der Berufswelt.“

Um für die Zukunft gewappnet zu sein, prüft die DLRG, wie das Angebot geändert werden kann, um möglichst viele Menschen zu erreichen.