Viele Blumen, eine Trophäe für die Meister-Turnerinnen des MTV Stuttgart: Emelie Petz, Carina Kröll, Elisabeth Seitz, Pauline Schäfer mit Pokal , Kim Ruoff , Dorien Motten, Tabea Alt, Kim Bui (von links). Foto: Baumann

Kim Bui holt mit dem MTV Stuttgart ihren elften deutschen Mannschafts-Meistertitel und beweist, wie eminent wichtig sie für das Team ist. Auch mit 30 Jahren hat sie noch weiter ihre Ziele.

Ludwigsburg - Vielleicht war es Zufall, vielleicht aber hatte es auch eine tiefere Bedeutung, dass Kim Bui als erste die Goldmedaille um den Hals bekommen hat bei der Siegerehrung in der MHP-Arena in Ludwigsburg. Es war der achte Titel in Serie beim Finale der Deutschen Turnliga (DTL) für die Turnerin des MTV Stuttgart und der elfte insgesamt. „Diese Meisterschaften waren alle besonders, da will ich eigentlich keinen herausheben“, sagt Kim Bui. Aber als sie dann noch ein bisschen tiefer in ihren Erinnerungen kramt, fällt ihr doch der Wettkampf 2015 in Karlsruhe ein, als die Mannschaft nach vier Geräten und insgesamt 16 Übungen gerade mal zwei Zehntel vor der TG Karlsruhe-Söllingen ins Ziel rettete.

Lesen Sie hier: Spitzenturnen in Stuttgart

Am Samstag war der Vorsprung deutlicher. 206,25 Punkte erturnten Bui & Co und wurden Meister vor dem TSV Tittmoning (203,50) und dem SSV Ulm 1846. 53,75 Zähler hat Kim Bui zu diesem Erfolg beigetragen, musste an allen vier Geräten ran, weil Emely Petz und Carina Kröll nicht antreten konnten. Sie zeigte, dass sie immer noch eine Stütze des Teams ist, blieb stabil auf dem Balken und trat auch am Boden nicht aus der Matte heraus. Zwischen den einzelnen Geräten sprang sie dann auch noch als Trösterin ein, wenn die eine oder andere Kollegin gepatzt hat. Bui, die Teamplayerin. Bui, die Unverzichtbare. Bui das Synonym für Beständigkeit und Konstanz. Solide, verlässlich, stabil, so beschreibt auch Marie-Luise Hindermann die Athletin, die sie mit Unterbrechungen seit über 25 Jahren betreut. „Kim, das ist praktisch die Mannschaft, denn sie fühlt sich unheimlich verbunden mit dem Team“, sagt Probst-Hindermann.

Mit Khuklova kommt Knowhow

Bui hätte nach der anstrengenden WM in Stuttgart auch auf das Finale verzichten können. „Hat sie aber nicht, und es war wichtig für uns, dass sie dabei war“, sagt die Trainerin. Hindermann-Probst und Bui sind zusammen gewachsen am Kunstturnforum (KTF). 2001 sei wichtig gewesen, als man mit der Trainerin Tamara Khuklova viel Knowhow aus Russland nach Stuttgart geholt habe, erzählt Hindermann. Nach und nach sei immer noch was dazugekommen. Elisabeth Seitz zum Beispiel, oder wie kürzlich Pauline Schäfer.

Lesen Sie hier: Stuttgarter Serientäterinnen

Kim Bui aber war schon dabei, als die MTV-Frauen 2002 in die Bundesliga aufgestiegen sind. Die erfahrene Turnerin hat inzwischen auch Routine im schnellen Vergessen von Rückschlägen. Zweimal riss sie ein Bänderriss aus ihrer Topform. Die MTV-Mannschaft hat sie beim DTL-Finale dann als Betreuerin unterstützt. In alle ihren Phasen war Kim Bui immer fokussiert und hat sich ein sehr gutes Gespür für ihren Körper angeeignet. Mit Weltklasse und Glamour hat man sie nie in Verbindung gebracht.

Komplimente fürs Trainerteam

Ihre Position beim DTB festigt sie über ihre Mannschaftsdienlichkeit. Und im KTF dient sie den ganz jungen Turnerinnen als Vorbild. Emelie Petz zum Beispiel hat sich die Trainingsdisziplin und Präzision über viele Jahre täglich bei Bui abgeschaut. „Und wir haben noch weitere Juniorinnen, die von ihr profitieren“, sagt Probst-Hindermann. Wenn die Arrivierten wie Bui oder Seitz einmal abtreten, dann könne es für den MTV auch mal ein Jahr ohne Titel geben. „Ich habe sehr viel Respekt vor der Hingabe, mit der alle Turnerinnen dabei sind“, sagt die Trainerin. Bui wiederum gibt das Kompliment an das Trainerteam zurück. „Man muss sehen, wie viele Stunden sie mit uns verbringen. Sie machen es auch aus Leidenschaft. Wir wären ohne die Trainer nicht dort, wo wir sind“, sagte Kim Bui.

Masterarbeit steht an

Nach der Meisterfeier in Ludwigsburg wird sie sich erst einmal ihrer Masterarbeit in Technischer Biologie widmen und dann alles auf die Qualifikation für Olympia ausrichten. Bundestrainerin Ulla Koch darf vier, vielleicht auch fünf Athletinnen nominieren. Die Teamplayerin könnte wieder dabei sein. Und Titel Nummer zwölf mit dem MTV ist auch nicht ausgeschlossen.