Sie haben Redebedarf: Charles Leclerc (links) und Sebastian Vettel Foto: imago/Laci Perenyi

In Brasilien kam es mal wieder zum Krach zwischen den Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Teamduelle waren in der Formel 1 schon oft brisant.

Stuttgart - Sebastian Vettel stellte beim Großen Preis von Brasilien eindrucksvoll sein Talent als Fußballer unter Beweis. Als die Streckenposten seinen havarierten Ferrari an den Haken des Krans nahmen, kickte der Heppenheimer seinen Helm derart wuchtig vor sich hin, dass vermutlich auch Nationalkeeper Manuel Neuer Probleme gehabt hätte, das Ding zu kontrollieren. Der Wutausbruch resultierte aus dem Crash mit seinem aufmüpfigen Teampartner Charles Leclerc. Und wieder rauschen die Rotkäppchen aneinander. Glücklich werden sie miteinander nicht mehr. Aber das haben die Experten ja schon geahnt, als Ferrari den hoch veranlagten Monegassen Leclerc verpflichtete. Das geht nicht gut – nie und nimmer.

Vettel gegen Leclerc ist das jüngste brisante Teamduell der Formel-1-Geschichte, und manch ein Beobachter ist geneigt zu sagen: zum Glück. Die Serie lebt von den herrlichen Scharmützeln zwischen Teampartnern, die eigentlich an einem Strang ziehen sollten, sich aber nicht das Schwarze unterm Fingernagel gönnen, weil der größte Feind nun einmal im eigenen Lager hockt – und nirgendwo sonst. Das ist weitaus unterhaltsamer fürs Publikum als das klaglose Hinnehmen des Nummer-zwei-Status, wie es der offenbar leidensfähige Finne Valtteri Bottas bei Mercedes zeigt. Kaum macht der teaminterne Chefpilot Lewis Hamilton seinen sechsten WM-Titel klar, gewinnt Bottas wieder ein Rennen. Geht im Bolidenzirkus eigentlich alles mit rechten Dingen zu?

Gegenseitige Missachtung

Zwei, die das niemals glaubten, sind Alain Prost und Ayrton Senna gewesen, die sich bei McLaren am liebsten die Augen ausgekratzt hätten – diese geheimen Wünsche aber hinter gegenseitiger Missachtung versteckten. Offensiver sind da schon die Williams-Streithähne Nelson Piquet und Nigel Mansell miteinander umgegangen. Sie kultivierten ihren Hass derart spektakulär, dass immer mal wieder die Grenze des guten Geschmacks überschritten wurde. Der Brasilianer Piquet bezeichnete Mansells Frau als „hässlich“, was wirklich nicht schön war, doch Piquets zweite Attacke, die hatte es dann wirklich in sich. Als Mansell über Magen-Darm-Probleme klagte, ließ der Brasilianer auf sämtlichen Teamtoiletten das Klopapier verschwinden.

Piquet wurde nicht nur dreimal Weltmeister, er war auch ein Meister der Stichelei und Intrige. Als vor dem Saisonfinale 1984 die zerstrittenen McLaren-Piloten Alain Prost und Niki Lauda den Weltmeister untereinander ausfahren sollten, bot Piquet dem Österreicher Lauda Schützenhilfe an. Er, so Piquet, möge den Franzosen Prost auch nicht. Wenn er also wolle, würde er ihn von der Piste räumen, sprach Piquet. Lauda lehnte dankend ab – und wurde trotzdem Champion.

Sprengstoff-Konstellationen

Bei McLaren hatten sie schon immer ein Händchen für die sogenannten Sprengstoff-Konstellationen. Im Jahr 2007 kam Fernando Alonso als Weltmeister zu den Briten, doch das selbstbewusste McLaren-Talent Lewis Hamilton gab Vollgas und steckte keinen Millimeter zurück. Der Streit gipfelte im Qualifying von Budapest, wo Alonso den Teamrivalen blockierte. Dieser Ärger, aber vor allem auch die Spionageaffäre, in die Alonso verwickelt war, führten dazu, dass der Spanier wieder zurück zu Renault wechselte.

Unvergessen sind auch die Teamkonstellationen bei Ferrari in der Ära Michael Schumacher. Rubens Barrichello leidet vermutlich bis heute daran, dass er den Kerpener einmal früh in der Saison für die Weltmeisterschaft passieren lassen musste – auf Order von Teamchef Jean Todt. Doch viel schlimmere Folgen hatte das Ferrari-Duell zuvor für Eddie Irvine, dessen Mundwerk lauter war als seine Leistung („Michael ist wie Cola ohne Kohlensäure“) und der immer wieder Giftpfeile in Richtung des Deutschen abgeschossen hatte. So war es Schumacher wohl gar nicht so unrecht, im letzten Rennen der Saison 1999 als Polesetter nur Zweiter geworden zu sein. So hieß der Weltmeister Mika Häkkinen – und nicht Eddie Irvine.

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