Izdehar Abdalla ist Motopädin. In ihrer Praxis mit dem Namen „Fußspuren“ bietet sie diverse Kurse an: für Kinder und Jugendliche, aber auch für Eltern. Foto: Caroline Holowiecki/i

Es gibt nur nur wenige mototherapeutische Praxen in Baden-Württemberg, eine davon in Stuttgart-Heumaden. Doch was ist das überhaupt? Izdehar Abdalla erklärt es.

Heumaden - Izdehar Abdallas Fragen wurden immer drängender. Wieso fallen manche Kinder ständig hin, wollte die staatlich geprüfte Erzieherin wissen. Warum reagieren einige Kinder empfindlich auf Wasser oder Berührungen? Warum kriegen wieder andere den Vierfüßlerstand nicht hin oder können nicht auf dem Trampolin hüpfen? „Ich habe unheimlich viel gesehen und mich gefragt, was ist da los? Ich habe das Gefühl gehabt, den Kindern nicht gerecht werden zu können.“ Sie suchte Antworten. Und fand sie in einer Zusatzausbildung an einer Privatschule in Düsseldorf. Nach einem berufsbegleitenden Studium darf sich Izdehar Abdalla Motopädin und Mototherapeutin nennen.

Die Motopädie – die Anfangssilbe leitet sich vom lateinischen Wort für bewegen ab – verknüpft psychologische, pädagogische, sport- und erziehungswissenschaftliche Inhalte mit medizinischen Erkenntnissen. Zur Zielgruppe gehören vor allem Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten, Bewegungsschwächen sowie Problemen in punkto Aufmerksamkeit, Konzentration oder Sozialkompetenz. Die Mototherapie geht davon aus, dass Bewegung, Sinneswahrnehmung, Erleben und Handeln eine Einheit bilden. Die Arbeit orientiert sich an den Stärken und Ressourcen des Kindes und soll ihm helfen, Defizite und Ängste abzubauen. Die Maßnahme sei ärztlich verordnet, betont Abdalla.

Ihren Beruf muss sie oft erklären

Was sie beruflich macht, muss die 34-Jährige häufig erklären. „In Nordrhein-Westfalen ist das total geläufig“, sagt sie, in Baden-Württemberg besetzt sie indes eine Nische. Das Internet landet tatsächlich so gut wie keine Treffer. Das Klinikum Stuttgart verweist zwar online auf die ganzheitliche Mototherapie, der Berufsverband der Motopäden und Mototherapeuten nennt indes auf Nachfrage nur zwei Praxen, die Verbandsmitglieder im Ländle betreiben. Eine ist in Heumaden. Seit 2016 hat Izdehar Abdalla an der Fenchelstraße ihre Praxis mit dem Namen „Fußspuren“.

Dort bietet sie gemeinsam mit zwei Trainerinnen diverse Kurse an, die mal sehr gezielt, mal eher beiläufig etwas mit ihrer Fachausbildung zu tun haben: Elternberatung und Mototherapie für Kinder bis 17 Jahren einzeln und in Kleingruppen, darüber hinaus Fitnessangebote für Eltern mit Kleinkind, Spiel-, Turn-, Tanz- und Psychomotorikkurse. „Außerdem kooperiere ich mit der Stadt“, erklärt Izdehar Abdalla. Sie referiere regelmäßig vor Pädagogen, Tagesmüttern, auch Eltern. Abseits der Praxis, in Zuffenhausen, arbeite sie zudem in Motogeragogik-Programmen mit Senioren.

Kinder lernen, sich zu behaupten

Ein neuer Kurs beginnt in Heumaden am 14. Januar. Bei den „Kampfkatzen“ lernen Vier- bis Siebenjährige spielerisch, sich zu behaupten und zu wehren. Neben Grundelementen aus Kampfsportarten üben die Kleinen unter anderem eine selbstbewusste Körperhaltung. „Mobbing beginnt in der Grundschule“, sagt die zweifache Mutter, „da geht es nicht darum, wie man boxt, sondern wie man seine Stimme einsetzt.“