Der Tatort in Nürtingen Foto: Horst Rudel

Im Fall des 43 Jahre alten Nürtingers, der im Herbst vergangenen Jahres seine Mutter mit einer Axt erschlagen hat, kommt die psychiatrische Sachverständige zum Schluss, dass der Mann die Tat im Zuge einer schizo-affektiven Psychose begangen haben könnte.

Stuttgart/Nürtingen - Im Fall des 43 Jahre alten Nürtingers, der im Herbst vergangenen Jahres seine Mutter mit einer Axt erschlagen hat, kommt die psychiatrische Sachverständige zum Schluss, dass der Mann die Tat im Zuge einer schizo-affektiven Psychose begangen haben könnte. Begleitet sei diese von Verfolgungswahn und Halluzinationen. Wenn der Mann sich gekränkt fühle, neige er zu Gewaltübergriffen. Die Gutachterin schloss aber in der Verhandlung am Montag vor dem Landgericht Stuttgart nicht aus, dass der Beschuldigte lediglich vermindert schuldfähig ist.

Die Krankheitsgeschichte des Mannes begann im Jahr 1996, als er erstmals in einer Psychiatrie behandelt werden musste. Es folgten fünf weitere stationäre Aufenthalte, meist nach Übergriffen auf Familienangehörige. Denn der 43-Jährige attackierte seine Großmutter und seinen Vater. 2010 hatte er auch seine Mutter erstmals bedrängt, dabei aber ohne ernste Folgen.

Der Beschuldigte räumt ein, seine Mutter, mit der er in einem kleinen Haus wohnte, in der Nacht zum 1. Oktober mit einer Axt im Schlaf getötet zu haben. Eine Stimme, möglicherweise von einer germanischen Göttin, habe ihn zu der Tat getrieben, weil seine Mutter eine „Hexe“ sei. Nach seiner Festnahme berichtete der Mann von telepathischen Fähigkeiten und von Bombern, die über dem Haus gekreist seien,

Die Beziehung zu seiner Mutter war spannungsgeladen. Offenbar wurmte es den Mann, dass die 69-Jährige mit ihrem Leben zu Recht kam, während er wegen seiner psychischen Erkrankung in der Misere steckte. Er hatte keine Partnerin und keine Freunde, nur lose Bekannte. Bereits im Jahr 2004 war der Mann wegen Erwerbsunfähigkeit in Rente gegangen, von den etwa 800 Euro konnte er aber insbesondere sein Hobby Motorradfahren nicht ausreichend finanzieren. Wenn er seine Mutter um Geld bat, sage sie immer wieder Nein. „Sie hat mich wie einen Schulbuben behandelt“, sagte der Mann nun im Prozess.

Seit seinem letzten Klinikaufenthalt ließ sich der Mann ambulant behandeln. Jahrelang nahm er seine Medizin und ging zum sozialpsychiatrischen Dienst. Zwei Termine unmittelbar vor der Tat ließ er aber platzen. Sein behandelnder Arzt sagte als Zeuge aus, dass ihm bei den letzten Treffen nichts aufgefallen sei. Es gebe aber Patienten, die einen Krankheitsschub verbergen könnten. Mehrere Zeugen berichteten indes davon, dass der Mann in den Wochen vor der Tat meinte, dass „die alte Hexe endlich verrecken“ solle, dass „sie nicht mehr lange“ lebe und er dann das Haus bekomme. Der Prozess wird fortgesetzt.