Der Mondbrief wird zur Auktion angeboten – und niemand meldet sich Foto: Ines Rudel

Der Mondbrief aus dem Jahr 1971 ist das Ergebnis eines historischen Husarenstück. Nun sollte er zum Startpreis von 22 000 Euro in der Eppli-Auktionshalle in Leinfelden verkauft werden. Doch es kam ganz anders.

Stuttgart - Die Landung auf dem Mond hat einiges länger gedauert, ebenso der Aufenthalt auf dem Erdtrabanten, ganz zu schweigen von Hin- und Rückflug. Die angesetzte Versteigerung von einem der so genannten Mondbriefe am Freitagnachmittag im Stuttgarter Auktionshaus Eppli ging dagegen ganz schnell und unspektakulär über die Bühne: Nach einer sehr langen Minute war sie gelaufen. Der Grund: Es gab null Gebote bei dem Startpreis von 22 000 Euro.

Ein Husarenstück hat seinen Preis

Die Enttäuschung war nicht nur bei den Eppli-Angestellten in der Auktionshalle im Industriegebiet von Leinfelden zu greifen. Etliche Interessierte waren zusätzlich noch da neben den Auktions-Besuchern, die sich auch noch für die anderen Versteigerungsobjekte interessierten. Kein Wunder, wehte hier doch ein guter Hauch der Geschichte durch die Halle: Die erste Mondlandung von Menschen war vor 50 Jahren, und zwei Jahre später wagten die drei Astronauten von Apollo 15 ein Husarenstück, indem sie hinterrücks 100 Briefumschläge auf ihre Mission mitnahmen, auf dem Mond frankierten, stempelten und unterschrieben – und dies auf der Erde zurück von einem Notar beglaubigen ließen.

Auktionen sind eine eigene Welt mit einem eigenen Regelwerk in Sachen Angebot und Nachfrage. Dazu gehört, möglichst emotionslos mit einem eher gelangweilten Habitus unterwegs zu sein. Juniorchef Ferdinand Eppli, der Auktionator dieser Stunde, macht da seine Sache sehr gut. Wie bei den Regionalia zuvor ruft er Katalog- und Postennummer auf. Einzig der länger im Publikum verharrende Blick macht klar, dass es hier nun um etwas Besonderes geht. „Es ist eigentlich nur ein dünner Umschlag“, fügt Eppli junior hinzu, „die Nummer fünf von insgesamt hundert“. Und dann folgte ein langes Schweigen – im Saal, bei den drei Damen, die Telefonanbieter betreuten, ebenso bei jenen, die für die Online-Gebote zuständig sind. Danach ging es routiniert zur Tagesordnung über: Ein Leuchterpaar aus dem 19. Jahrhundert, vermutlich aus Nürnberg, Salieren und Henkelschalen des Wiener Jugendstils sowie Kuchengabeln, Kaffeelöffel und ein Kuchenheber, alles hart vergoldet. Riesig freuen dürfte sich jene Person, welche eine chinesische Trinkgarnitur aus dem 20. Jahrhundert angeboten hatte, die nur wenige Minuten nach dem Mondbrief aufgerufen wurde: Bei einem Startpreis von 4000 Euro erzielte diese am Ende 8000 Euro.

Goldene Löffel und Gabel

„Wir sind schon enttäuscht“, bemerkte René Waldrab, einer der Eppli-Auktionatoren: „Wir haben viel Zeit und Leidenschaft in diese Versteigerung gesteckt, damit es dafür eine optimale Aufmerksamkeit gibt.“ Aber, und da klingt wieder der Auktionator durch: „So ein Brief ist halt eine absolute Liebhabersache. Und da findet sich jemand, dem es das wert ist, oder eben nicht“.

Zocken im Nachverkauf

Vielleicht schlägt jetzt die Stunde der Mondbrief-Zocker: „Was bei einer Auktion nicht verkauft wird, landet für die nächsten acht Wochen im Nachverkauf. Da können die Dinge zum Startpreis erworben werden“, so Julia Pietsch, Sprecherin von Eppli.

Der Coup mit den Mondbriefen kam übrigens mit Hilfe aus Schwaben zustande. Der Stuttgarter Horst Walter Eiermann arbeitete in den 1960er Jahren im Umfeld der Nasa. Dort traf er auf Hermann Sieger, einen sehr umtriebigen Briefmarkenhändler aus Lorch: Letzterer hatte die Idee, der andere die Kontakte zu den Astronauten