„Der Boden war so matschig, dass ich einen Mähdrescher abschleppen musste“. – Axel Brodbeck, Obmann der Landwirte Foto: Kratz

Es regnet, hagelt, blitzt und donnert, oder die Sonne knallt auf die Felder. Aber noch sind die Bauern gelassen.

Möhringen - Axel Brodbeck hat dieser Tage jede Menge zu tun: Denn derzeit dominiert die Ernte den Arbeitstag des landwirtschaftlichen Obmanns Möhringens. Bis in den späten Abend oder gar in die Nacht hinein arbeitet er auf dem Feld.

Um diese Jahreszeit ist das Getreide ausgereift, der kritisch Punkt ist überstanden. Jetzt muss Brodbeck nur noch ernten. Doch genau das wird ihm zurzeit schwer gemacht. Entweder ist es zu heiß, oder es regnet in Strömen. In den vergangenen Wochen wechselte das Wetter bisweilen so rasch, dass Brodbeck von einem Tag auf den anderen die Arbeit einstellen musste. Für die Landwirte sei das zwar nicht der Weltuntergang, aber ärgerlich und umständlich. „Für die Ernte sind 20 bis 25 Grad perfekt“, sagt Brodbeck. Darüber hinaus sei bei Hagel die Arbeit gefährlich.

Der starke Regen in der vergangenen Woche hat Axel Brodbeck die Ernte besonders erschwert. „Der Boden war so aufgeweicht, dass ich einen Mähdrescher abschleppen musste, weil er stecken geblieben war.“ Eigentlich habe das Getreide einen zum Ernten idealen Trockenheitsgrad erreicht gehabt. Ein bis zwei Tage Verschnaufpause schadeten dem Getreide zwar nicht. Jedoch: „Wenn das Korn wieder sprießt, ist es nicht gut“, sagt Brodbeck. Dadurch sinke die Qualität. Die Gefahr, dass dies geschieht, steige, je länger er mit der Ernte warten müsse, erläutert der Landwirt. Wichtig sei nun, ein bis zwei Wochen durcharbeiten zu können.

Zehn bis fünfzehn Liter Regen pro Quadratmeter

Bislang hat, so berichtet Brodbeck, das Getreide das wechselhafte Wetter relativ unbeschadet überstanden. Der Starkregen vom 30. Juli sei gerade so an der Grenze gewesen, sagt Brodbeck. Hätte es mehr geregnet, wäre die Ernte beschädigt gewesen. Bisher gebe es lediglich kleine Ausfälle bei Gerste und Raps. Der Mais stehe auf manchen Feldern zwei Meter hoch.

Nach Angaben der Stuttgarter Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes auf dem Schnarrenberg soll am heutigen Donnerstag die Luft wieder schwülheiß werden. Gewitter und Hagel sind möglich. Am Freitag scheint wieder die Sonne. Allerdings gehen die Temperaturen zurück, so dass es am Wochenende kühler, aber immerhin noch zu bis 25 Grad warm wird.

Könnte sich Axel Brodbeck das Wetter eines ganzen Jahres aussuchen, dann würde er gerne bis ungefähr Mitte Juni zehn bis fünfzehn Liter Regen pro Quadratmeter haben – und das einmal in der Woche. Für Landwirte sei ein Tag konstanter Regen über den Tag verteilt ideal. Die größte Angst würden die Landwirte vor den Wetterextremen – also Hagel, Hitze und Sturzregen – haben. Denn die sind es, die dem Getreide schaden und die Ernte erschweren.

Getreide und Wald litten unter Unwetter

Im Wald ist ein abwechslungsreiches Wetter gut für die Bäume. So sieht es zumindest der Förster der Wildmeisterei, Michael Seifert. Er ist Revierleiter im Rot- und Schwarzwildpark. „Bei mir im Revier ist alles im Lot“, sagt er. Der Frühling sei für den Wald sehr gut verlaufen. Besonders die Kastanie sei in diesem Jahr gut gediehen. Wegen der langen Kälteperiode hätten sich die Miniermotte nicht wie üblich bereits im April vermehrt, sondern erst im Sommer. Die Larven der Miniermotte zerfressen die Blätter der Kastanie und hindern so den Baum daran, richtig zu wachsen.

Durch die Kälte hatte der Baum eine ungestörte Wachstumsphase und konnte sich gut erholen. Wie das Getreide hat auch der Wald unter den Unwettern bisher wenig gelitten. Ein paar Bäume wurden entwurzelt, einige Wege beschädigt oder durch umgestürzte Bäume blockiert. Seifert: „Das ist aber nichts, was man nicht schnell wieder beheben kann.“ Dadurch sei kein großer finanzieller Schaden entstanden.

Das Wetter am kommenden Wochenende entspricht unterdessen genau Axel Brodbecks Vorstellung von idealen Erntebedingungen. Er wird wohl die kommenden Tage mit seinem Traktor auf den Feldern verbringen.