Polizisten behalten die Eisbahn nach der Bedrohung im Blick. Foto: 7aktuell.de/Fabian Geier

Ein terrorverdächtiger IS-Unterstützer sitzt in Untersuchunghaft. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sieht eine „sehr ernste Bedrohung“ entschärft.

Karlsruhe - Nach der Festnahme eines Terrorverdächtigen, der einen Anschlag auf den Karlsruher Schlossplatz geplant haben soll, geht der Alltag fast wie gewohnt weiter. Auf der Eisbahn vor dem Schloss drehen am trüben Donnerstagmorgen die Schlittschuhläufer ihre Runden. Zwei Polizisten haben den Platz vor der Eisfläche im Blick. Die Eisbahn war möglicherweise das Ziel des vereitelten Anschlags. Zur gleichen Zeit wird der Verdächtige, der 29-jährige Dasbar W., ein mutmaßlicher IS-Unterstützer, nur wenige hundert Meter entfernt, dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Er war am Mittwoch festgenommen worden.

Deutscher mit irakischen Wurzeln

Inzwischen sitzt der gebürtige Freiburger, ein Deutscher mit irakischen Wurzeln, in Untersuchungshaft, wie der Generalbundesanwalt mitteilte. Der Mann werde dringend verdächtigt, eine schwere staatsgefährdende Straftat vorbereitet zu haben.

Nach der Festnahme des Verdächtigen hatten Spezialkräfte noch am Mittwoch am Abend auch die Wohnung des Terrorverdächtigen nach möglichen Hinweisen durchsucht. Nach Angaben des Landeskriminalamts waren an der Durchsuchung 70 Einsatzkräfte beteiligt, darunter auch Kräfte des Polizeipräsidiums Karlsruhe.

Hausdurchsuchung in Rüppurr

Die Durchsuchung soll im südlich von Innenstadt und Hauptbahnhof liegenden Stadtteil Rüppurr stattgefunden haben. Weitere Details sind bislang aber nicht bekannt. Den Einsatz hat niemand mitbekommen. Und gekannt hat den Mann bei dem nahegelegenen Bäcker, dem Optiker oder Zeitschriftenladen niemand. In dem gut-bürgerlichen Stadtteil wohnen auch einige prominente Karlsruher – überörtlich bekannt ist der Stadtteil Rüppurr durch seine seit über 100 Jahren bestehende Gartenstadt-Siedlung.

Wie lange der gebürtige Freiburger in Karlsruhe-Rüppurr gewohnt hat, ist unklar. Unter den Klingelknöpfen hängt provisorisch ein weißer Zettel mit seinem Namen, ebenso am Briefkasten. Die Rollläden im Erdgeschoss sind heruntergelassen. Das Haus scheint verwaist.

Innenminister spricht von wichtigem Schlag gegen den Terror

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) zeigte sich am Donnerstagmittag erleichtert. „Spezialkräften der baden-württembergischen Polizei ist ein wichtiger und erfolgreicher Schlag gegen den islamistischen Terror gelungen“, sagte Strobl bei einem eilends einberufenen Auftritt vor Journalisten im Innenministerium. Man müsse davon ausgehen, „dass wir es mit einer sehr ernsten Bedrohung zu tun hatten“. Die Bundesanwaltschaft nimmt an, dass der Mann unter anderem plante, mit einem Fahrzeug einen Anschlag auf die Stände rund um die Eisfläche auf dem Karlsruher Schlossplatz zu begehen - ähnlich wie vor einem Jahr Anis Amri, der das Attentat auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz mit zwölf Toten verübte.

Strobl ist voll des Lobes für die Polizei. „Mit Besonnenheit und Wachsamkeit“ seien die Sicherheitsbehörden der Bedrohung begegnet. Der Minister erklärte, „die Sicherheitsbehörden hatten den Tatverdächtigen über einen längeren Zeitraum genau im Blick“. Sie hätten „akribisch und umfangreich ermittelt.

Sicherheitsbehörden mit vollem Programm

Der Mann galt als Gefährder. Nach Informationen der „Tagesschau“ soll sogar seine Wohnung verwanzt gewesen sein. Auf die Weise hätten die Fahnder mitbekommen, dass der Mann sich als Paketzusteller beworben habe. Fehler wie im Fall Amri in Berlin sollten sich nicht wiederholen - die Sicherheitsexperten fuhren das volle Programm auf: „Da ist alles gemacht worden, was es gibt“, sagte einer von ihnen der Deutschen Presseagentur. Erst recht, als der 29-Jährige seit Ende August die Örtlichkeiten rund um das Karlsruher Schloss auskundschaftete.

Innenminister Strobl erklärte, ohne zu Details Stellung zu nehmen, der Zugriff sei zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, nachdem sich die Hinweise verdichtet hätten, dass der Verdächtige möglicherweise ein Attentat plane. Dieser Überzeugung ist auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).

Strobl sieht keine überproportional starke Bedrohung für Baden-Württemberg

Ob Freiburg, wo der Festgenommene herstammt, ein Schwerpunkt der Islamistenszene sei, beantwortete Strobl nicht. Im Südwesten sei „eine hohe zweistellige Zahl von Gefährdern“ bekannt. Die Sicherheitskräfte hätten „die Szene insgesamt im Blick“. Der Minister versicherte, „wir wollen alles tun, um die Bevölkerung zu schützen“ und verwies auf die Verschärfung der Sicherheitsgesetze. Ein großer Teil der Szene seien Ausländer. Baden-Württemberg habe als erstes Bundesland eigens einen Sonderstab gefährliche Ausländer eingerichtet, „um noch konsequenter und schneller abschieben zu können“.

Strobl sieht jedoch „keine überproportional starke Bedrohungssituation in Baden-Württemberg“. Die Behörden würden aber „auch in Zukunft außerordentlich wachsam bleiben“, so der Innenminister.