Jürgen Klinsmann, Vereinslegende des VfB Stuttgart Foto: Baumann

Die Fans des VfB Stuttgart diskutieren über die Misere des Fußball-Bundesligisten – und über Jürgen Klinsmann. Aber: Welchen Job könnte der Ex-Profi bei seinem früheren Verein eigentlich übernehmen?

Stuttgart - Der VfB Stuttgart liegt sportlich mal wieder am Boden, der erhoffte Aufschwung hat sich umgekehrt, und die jüngsten Auftritte legen nicht gerade den Verdacht der schnellen Gesundung nahe. Diese gefährliche Gemengelage allein erhitzt bereits die Gemüter der Fans des Tabellenletzten der Bundesliga. Doch es gibt noch mehr Diskussionsstoff – seit der Name Jürgen Klinsmann die Runde macht.

Der Welt- und Europameister hat im Gespräch mit unserer Zeitung seine Bereitschaft für eine Rückkehr nach Deutschland und ins Profigeschäft klar signalisiert, der Kontakt zur Führung des VfB besteht in regelmäßigen Abständen, bei den Weiß-Roten schlägt man auch nicht die Hände über dem Kopf zusammen ob der möglichen Verbindung – und am Montag sagte Klinsmanns Berater Roland Eitel dann noch dem SWR: „Beim VfB Stuttgart würde Jürgen Klinsmann immer ans Telefon gehen.“

Den konkreten Anruf hat es bislang jedoch nicht gegeben. Und aktuell stellt sich ohnehin die Frage: In welcher Konstellation könnte der frühere Weltklassestürmer den VfB denn tatsächlich voranbringen? Ein Engagement als Vereinstrainer ist ausgeschlossen, bleiben drei Gedankenspiele:

1) Klinsmann statt Reschke Vor der nun bereits verkorksten Saison gab es nicht wenige, die das Hohelied auf den Sportvorstand des VfB, Michael Reschke, sangen. Der Kader war schnell beisammen und hoffnungsvoll bestückt. Nach zehn Spieltagen allerdings steht der VfB mit fünf Punkten am Tabellenende, kaum einer der Neuen hat sich – Stand heute – als Überflieger entpuppt, und auch die Achse der Routiniers funktioniert nicht mehr. All das ist nicht allein Reschkes Schuld, doch prasselt viel Kritik auf den Sportchef ein, weshalb es durchaus Menschen gibt, die mit dem Namen Klinsmann auch Hoffnungen auf Besserung verbinden.

Als Sportchef könnte der frühere VfB-Profi (1984 bis 1989) die sportlichen Leitlinien ziehen, wie einst beim Deutschen Fußball-Bund (2004 bis 2006) mit neuen Ideen an den Start gehen sowie Begeisterung und Aufbruchstimmung entfachen. Allerdings: Mit der Kernaufgabe eines Sportdirektors, der Kaderplanung eines Bundesligisten mit besten Kontakten in den internationalen Spieler- und Beratermarkt, hatte der 54-Jährige bislang kaum etwas zu tun. Und eine Einarbeitungszeit erlaubt diese Hochgeschwindigkeitsbranche nicht – schon gar nicht in der aktuellen Lage. Würde Klinsmann diese Aufgabe übernehmen, wäre eine helfende Hand im Tagesgeschäft wohl unabdingbar.

Trotz der bereits aufgekommenen Zweifel genießt Reschke noch das Vertrauen vom Großteil der Clubführung. Zudem soll sich zumindest auf dieser Position Kontinuität einstellen.

2) Klinsmann mit Reschke In Sachen Kaderplanung und Marktkenntnis hat sich Reschke über viele Jahre ein hohes Ansehen in der Branche erworben. Weil er in der Außendarstellung zuletzt aber zielsicher Fettnäpfchen ansteuerte, hätte diese Variante durchaus Charme: Reschke meistert das Tagesgeschäft (Scouting/Kaderplanung/Talententwicklung) wie schon in zahlreichen Jahren im Dienste von Bayer Leverkusen, Klinsmann übernimmt die strategische Ausrichtung und dient als Gesicht nach außen. So ähnlich, wie Reschke einst im Duo mit Rudi Völler agiert hat. Doch ist eine solche Lösung nahezu ausgeschlossen.

Der VfB könnte schlecht einen zweiten AG-Vorstand Sport neben Stefan Heim (Finanzen), Jochen Röttgermann (Marketing) und Reschke installieren. Bedeutet: Einer der beiden Verantwortlichen für den sportlichen Bereich müsste auch strukturell zurückstecken. Schwer vorstellbar, dass das Klinsmann wäre, der schon beim DFB und später beim FC Bayern absoluten Gestaltungsspielraum beansprucht hat. Reschke wiederum trat mit dem Engagement beim VfB ganz bewusst in die erste Reihe, ist von seinen Fähigkeiten überzeugt und nun eigentlich kein Mann mehr fürs zweite Glied.

3) Klinsmann als übergeordnete Instanz Der VfB Stuttgart hat sich im Zuge der Ausgliederung seiner Profisparte in eine Aktiengesellschaft bewusst für ein Führungsmodell mit drei gleichberechtigten Vorständen entschieden – und damit gegen einen übergeordneten Vorstandsvorsitzenden. Beim FC Bayern etwa füllt diese Rolle Karl-Heinz Rummenigge aus, bei Borussia Dortmund Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung), beim Hamburger SV Bernd Hoffmann. Wäre eine solche Position denkbar für Jürgen Klinsmann?

Dafür spräche die Strahlkraft, die der weit gereiste Weltbürger (Italien, England, Frankreich, USA) mitbringt. Doch ist auch klar: Ein Vorstandsvorsitzender verkörpert die Spitze der AG mit Kenntnissen in allen Unternehmensbereichen, das Anforderungsprofil endet nicht bei sportlichen Strategien. Zudem steht beim VfB und in der VfB AG eine Erweiterung der Vorstandsriege um eine solche Spitzenposition derzeit nicht zur Debatte.

Ein Name, drei Varianten für eine Tätigkeit im operativen Geschäft beim VfB – auch als Sofortmaßnahme? Als Antwort dient ein Zitat, unter anderem von Jürgen Klinsmann: „Man soll nie nie sagen.“