Wenn nun nichts mehr schiefgeht, hält am Heimerdinger Bahnhof bald wieder regelmäßig eine Bahn. Foto: factum/Weise

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Strohgäubahn fährt wieder nach Heimerdingen. Die Ditzinger haben lange daraufhin gearbeitet. Ein turbulentes Jahr liegt hinter ihnen – und unruhige Monate stehen ihnen möglicherweise bevor.

Ditzingen - Fährt der Zug am Montag wirklich nach Heimerdingen? Mancher mag es erst glauben, wenn es wirklich so weit ist. Zu viel war geschehen in den vergangenen Monaten, als dass die Heimerdinger, wie überhaupt etliche Ditzinger, das Unvorhersehbare nicht mehr von vornherein einkalkulieren. Hinter vorgehaltener Hand war die Strohgäubahn bereits in einem Atemzug genannt worden mit dem Berliner Flughafen oder Stuttgart 21. Doch vom 10. September an fährt das Bähnle tatsächlich von frühmorgens bis spätabends von Korntal in den Ditzinger Teilort. Bisher endete die Fahrt tagsüber in Hemmingen.

Die Anbindung Heimerdingens freut den Oberbürgermeister Michael Makurath, der dies als „entscheidenden Schritt“ preist. Er hatte Heimerdingen in der Vergangenheit als „schlafenden Riesen“ bezeichnet, den es zu wecken gelte. „Ein Schienenanschluss mit regelmäßiger Anbindung an die S-Bahn erhöht die Attraktivität des Wohn- und Wirtschaftsstandorts erheblich, und ich hoffe, dass viele Einwohner Heimerdingens diese neue Möglichkeit nutzen werden.“ Die Möglichkeit also, mit dem Bähnle nach Korntal zu fahren, wo die S 6 nach Stuttgart hält. Drei Jahre haben die Ditzinger darauf warten müssen. In dieser Zeit wurde Heimerdingen nur zweimal täglich angefahren, einmal am Morgen, einmal am Abend.

Die Software wurde zum Problem

Mit dem Grundsatzbeschluss von Landkreis und der Anrainerkommunen zum Weiterbetrieb der Bahn zwischen Korntal und Heimerdingen verständigten sich die Beteiligten auch auf eine abschnittsweise Modernisierung der Trasse. Der Abschnitt zwischen Hemmingen und Heimerdingen war der längste und teuerste – weshalb die Heimerdingen am längsten warten mussten. Allerdings hätte die Warterei bereits vor einem Jahr beendet sein sollen. Doch daraus wurde nichts. Die Ursache lag am anderen Ende der Strecke.

Dort, in Korntal, regelt Software den Übergang zwischen der S-Bahn – dem Netz der Deutschen Bahn – und der Strohgäubahn. Für diese Sicherungstechnik war der Ditzinger Technologiekonzern Thales verantwortlich, ein Subunternehmer der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG), die den Verkehr auf der Bahntrasse wie auch die 50 Millionen teure Modernisierung verantwortet. Die nötige Software jedoch stand nicht zur Verfügung. Im schlimmsten Fall, so der Ditzinger OB bei Bekanntwerden, bedeute dies eine Verzögerung von einem Jahr. So kam es dann.

Für den Heimerdinger Ortsvorsteher Fritz Hämmerle geht es bei aller Freude nun deshalb zunächst um etwas anderes. „Ich will für die Bahn werben.“ Ob das unter den Schülern ist, die ins Korntaler Gymnasium fahren, oder unter den Pendlern, die bisher den Bus nutzen, um über Korntal und die S-Bahn in die Landeshauptstadt zu fahren. „Wir bekommen eine pünktliche Anbindung nach Stuttgart.“ Er ist optimistisch, die prognostizierten 300 Fahrgäste pro Tag deutlich zu überschreiten. Als Beispiel führt er die Schönbuchbahn an, die deutlich mehr Fahrgäste hat, als vorhergesagt.

Ein großer, kein umgebauter Bahnhof

Hämmerle hätte den Festgästen am Montag gerne nicht nur einen großen, sondern auch einen schönen Bahnhof bereitet. Doch „mehr geht nicht“, sagt er über das noch immer nicht umgebaute Areal. Dafür fehlt die Genehmigung des Regierungspräsidiums – und das ist nicht die einzige.

Wie in Heimerdingen pochen auch in Korntal Anwohner auf einen Lärmschutz. Sie machen geltend, dass bei einem Endhaltepunkt, wie Heimerdingen einer werden soll, mehr Lärm entsteht, als bei einem Durchgangsbahnhof, als den ihn der Bahnbetreiber sieht. Heimerdingen war einst, als die Strohgäubahn nach Weissach weiterfuhr, Durchgangsbahnhof. Solange der Bahnhof nicht umgebaut ist, fährt die Bahn abends nach Korntal zurück, morgens von dort wieder nach Heimerdingen. Die Genehmigung für diese Sonderfahrten hatten die Richter in der laufenden Auseinandersetzung um den Korntaler Lärmschutz angemahnt. Sie fehlt nach wie vor.

Diskussionen über das Bähnle

Stopp
Ursprünglich fuhren die Züge in den Hauptverkehrszeiten über Korntal hinaus auf den Gleisen der Deutschen Bahn bis zum Bahnhof Stuttgart-Feuerbach. Nachdem mehrfach über die Stilllegung der Strecke diskutiert worden war, verständigten sich der Landkreis Ludwigsburg und die Anrainerkommunen 2009 auf den Fortbetrieb der Bahn auf der Strecke zwischen Heimerdingen und Korntal. Dafür mussten die Bahn und die Trasse modernisiert werden. Daran wird nun hauptsächlich während der Schulferien gearbeitet. Im Sommer 2014 wurden zudem die Bahnhöfe Hemmingen und Münchingen umgebaut.

Weiterfahrt
Die Anrainerkommunen hatten stets auf die Verlängerung der Trasse gehofft, um wieder bis nach Feuerbach fahren zu können. Dem hat der Verband Region Stuttgart zuletzt eine Absage erteilt. Offen ist, wie die Diskussion weitergeführt wird.