Die Anlage des Modelleisenbahnclubs Stuttgart glänzt durch ihren Detailreichtum. . Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Modelleisenbahnclub Stuttgart präsentiert an zwei Sonntagen seine Gleisanlage. 990 Meter Gleise und 80 Bahnen: die Anlage des Modelleisenbahnclubs Stuttgart wartet mit beeindruckenden Zahlen auf. In einem Häuschen wartet gar eine besondere Überraschung.

Stuttgart - Stolz präsentiert Peter Anhalt eine Miniaturlandschaft, die auf ein Holzbrett aufgebracht ist. Kleine Bäumchen stehen auf felsigem Gelände. „Das ist eines der Ergebnisse vom letzten Sonntag“ erklärt der Geschäftsführer des Modelleisenbahnclubs Stuttgart (MECS), während ein langer Zug den Schienenstrang in seinem Rücken passiert. „Wenn wir die Türen zu unserer Anlage öffnen, gehören Bastelangebote für den Nachwuchs immer dazu.“ Die Eisenbahnwelt im Zwischengeschoss der S-Bahn-Haltestelle Universität hat beeindruckende Ausmaße: 990 Meter Gleis stehen für 80 Bahnen zur Verfügung. 95 000 Meter Kabel wurden verlegt. 330 Weichen ermöglichen verschiedene Fahrstrecken. „Hier wurde schon eine Menge Zeit investiert“, stellt Anhalt mit einem Blick ins Rund des Modelleisenbahn-Dorado fest und ergänzt: „Für Unterhalt, Gestaltung und Erneuerung kann man sicher 75 000 Arbeitsstunden veranschlagen.“

Märklin-Krokodil spielte Rolle in SOKO-Folge

Der 65-Jährige ist seit 1968 Mitglied im Club. Mit vollem Einsatz: „Allein mit der jährlichen Reinigung habe ich schon Tage verbracht“ gibt er lächelnd zu Protokoll. „Jedes Bäumchen muss einzeln abgestaubt werden.“ Dass der Sohn eines Eisenbahners die Säuberung allein vornehmen musste, ist allerdings etliche Jahre her. „Wir sind ein klasse Team“, schwärmt er. „Derzeit kümmern sich bis zu zwanzig Aktive darum, dass hier alles in Schuss bleibt.“ Mehr noch: Die Anlage entwickelt sich stetig weiter. „Dieser Berg war voriges Jahr noch kahl“, erklärt Anhalt und zeigt auf ein begrüntes, fachmännisch modelliertes Gesteinsmassiv, das von einer Kapelle gekrönt wird. Die Felsstruktur wird erzeugt, indem Abgüsse von echten Steinbrocken genommen und arrangiert werden. Außer der Größe ist es der Detailreichtum der Modellwelt, der begeistert. Entlang der Gleise sind immer wieder kleine Szenen gestaltet, etwa ein Filmteam, das ein Krokodil aufnimmt. Das sei eine Anspielung auf eine Folge von „SOKO Stuttgart“, die 2014 auch in den Clubräumen gedreht wurde, verrät der Fachmann. „Dort spielte eine Märklin-Lokomotive eine Rolle, die auch unter dem Namen ,Krokodil‘ bekannt ist.“ Ein weiteres Schmankerl findet sich im Inneren eines bahnhofsnah gelegenen Häuschens: Peter Anhalt hebt das Dach an und gibt den Blick auf eine geschnitzte Miniatur-Modelleisenbahnanlage frei. „So hat alles angefangen“, kommentiert er das Objekt. „Der Grundriss ähnelt dem unseres alten Domizils auf dem Untertürkheimer Bahnhofsgelände.“ 1993 erfolgte der Umzug an den neuen Standort.

Neu dabei: schwedischer Erz-Zug mit Doppellok

Von in Öl gemalten Hintergründen für Teile der plastischen Miniaturwelt über den Geländebau bis zur Einrichtung der Elektronik hat jedes der aktiven Vereinsmitglieder sein Spezialgebiet. Stolz präsentiert Anhalt eines der Gleisbild-Steuerpulte, die den gesamten Schienenverkehr im Raum steuern. 2000 Leuchtdioden wurden verbaut. Jede Platine wurde eigenhändig gelötet. Auf einem kleinen Bildschirm lässt sich überwachen, ob die Schienenfahrzeuge unbeschadet durch die Tunnel kommen. In diesem Jahr ist unter anderem ein schwedischer Erz-Zug mit Doppellok hinzugekommen. „Bei uns gibt es immer Neues zu entdecken“, stellt Peter Anhalt fest. „Etliche Besucher kommen jedes Jahr wieder, um zu schauen, was sich verändert hat. Das freut mich genauso wie die Tatsache, dass sich Kinder immer noch von unserer kleinen Welt faszinieren lassen.“