Der US-amerikanische Musiker Moby Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Der New Yorker Popstar Moby hat seine größten Hits mit einem Orchester neu eingespielt. Dazu hat er sich von Gregory Porter über Kris Kristoffersen bis Mark Lanegan viele renommierte Gäste eingeladen.

Stuttgart - Satte fünfzig Jahre ist’s auch schon wieder her, dass Deep Purple mit dem London Royal Philharmonic Orchestra erstmals das Cross-over zwischen Popmusik und klassischem Klangkörper angingen. Das Konzept ist also schon gut abgehangen, reichlich Irrungen und Wirrungen hat es schon gezeitigt – man denke nur an den Lederfrack (!) des Dirigenten Christian Kolonovits beim Zusammenspiel der Berliner Philharmoniker mit den Scorpions zurück – und leider nur wenige Glanzlichter, Peter Gabriels „Scratch my Back“ oder Portisheads „Roseland NYC live“ etwa.

Illustre Gäste schmücken das Album

Nicht zwingend originell ist folglich, dass sich nun auch der US-amerikanische Musiker Moby einmal diesbezüglich ausprobiert. Als Begleiter hat er sich das Budapest Art Orchestra ausgewählt, sicherlich nicht das renommierteste Ensemble, aber mit hinreichend Grenzgängererfahrung: Immerhin hat das Orchester zum Beispiel mit Conchita Wurst den ESC-Siegertitel von 2014 „Rise like a Phoenix“ eingespielt. Illuster sind auf jeden Fall die Gäste, die Moby geladen hat – vom Countryaltmeister Kris Kristoffersen über den Souljazzer Gregory Porter, den isländischen Klassikpianisten Vikingur Ólafsson und den Alternativerocker Mark Lanegan bis hin zum Gospelsänger Deitrick Haddon, um nur einige zu nennen, musiziert eine wahrlich bunte Truppe auf dem an diesem Freitag bei der Deutschen Grammophon erschienenen Album „Reprise“.

Tatsächlich wird hier eine Reprise von 13 Moby-Songs geboten (zuzüglich einer Hommage-Adaption des nicht totzucovernden David-Bowie-Klassikers „Heroes“), darunter sind in neues Gewand gekleidet vom ersten Hit „Why does my Heart feel so bad“ bis zur vorerst letzten erfolgreichen Single „Almost home“ mehr oder weniger alle großen Erfolge aus der gut dreißig Jahre und fünfzehn Alben umspannenden Karriere des New Yorkers.

Moby-Hits mit filmorchestralem Klang

Und? Ist’s mal wieder ein Kreuz mit dem Kreuz-über? Nein. Das Orchester verleiht den wohlbekannten Stücken zwar einen filmorchestralen Klang mit entsprechendem Breitwandsound, der die ohnehin ja nicht gerade kantigen Originalvorlagen aber keineswegs übermäßig glattbügelt. Die blitzsaubere Einspielung überzeugt, die gesanglichen Qualitäten durch die Bank sogar umso mehr.

Wie Lanegans und Kristoffersens Reibeisenstimmen im Duett in „The lonely Night“ mit den süßen Streichersätzen kontrastieren, ist so hörenswert wie Skylar Greys fragiler Gesang über dem wuchtig orchestrierten „The last Day“, Gregory Porters Predigerduktus zu dem eufonischen „Natural Blues“ oder das erstaunlich wandlungsfähige Timbre der jungen Vokalistin Apollo Jane.

Gewiss ist es also in erster Linie nicht die Musik des von frechen Zungen gerne mal als „Bessergestelltenlistening“ geschmähten Moby, die auf „Reprise“ besonders punkten kann – weil sie durch ihre Neueinspielung mit dem bisweilen übrigens auch mit Gitarre und Schlagzeug verstärkten Orchester wenig zusätzliche Reibungsflächen erhält – , sondern eher das hier zu hörende, doch ja: Fest der Stimmen, das dieses Album zu deutlich mehr macht als nur einer konturlosen Hintergrunduntermalung.

Moby: Reprise. (Deutsche Grammophon)