Die Fahrradgarage vor dem Hauptbahnhof soll vor allem Pendlern die Möglichkeit bieten, ihr Fahrrad sicher und witterungsgeschützt abzustellen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stuttgart, die fahrradfreundliche Stadt – für viele eine unpassende Beschreibung. Die Stadt unternimmt einiges, um die Landeshauptstadt für Fahrradfahrer sicherer und attraktiver zu gestalten. Ein Beispiel sind die Fahrradgaragen. Wie gut werden die angenommen?

Im Dezember 2019 wurde die erste Fahrradgarage in der Tübinger Straße unter der Paulinenbrücke aufgestellt, weitere folgten 2020 im mittleren Schlossgarten und am Hauptbahnhof. Seit knapp einem Jahr steht auch im Stuttgarter Westen in der Hasenbergstraße eine Abstellmöglichkeit. Die Standorte für die Fahrradgaragen wurden als Interims- und Pilotstandorte ausgewählt. Am Hauptbahnhof sollen die Garagen während der Großbaustelle Stuttgart21 als Zwischenlösung dienen, um Fahrräder wetter- und diebstahlgeschützt abstellen zu können. Unter der Paulinenbrücke und in der Hasenbergstraße dienen die Garagen für die Einkaufs- und Wohnnutzung.

Mit den Fahrradgaragen will die Stadt den Radverkehr fördern und damit zur Mobilitätswende beitragen. Insgesamt 200 Stellplätze stehen Radfahrerinnen und -fahrern in den Fahrradgaragen zur Verfügung.

Wer einen dieser sicheren und überdachten Plätze nutzen möchte, kann für einen Euro pro Tag, vier Euro pro Woche, zehn Euro pro Monat und 90 Euro pro Jahr sein Fahrrad einstellen. Dafür ist eine Registrierung über ein elektronisches Zugangs- und Buchungssystem nötig, die Garage lässt sich dann mit einem Code öffnen. Weitere überdachte Abstellmöglichkeiten gibt es mit den Fahrradboxen in der Rotebühlstraße, an der Haltestelle Schwabstraße sowie in den Fahrrad-Servicestationen in Möhringen, Vaihingen, Feuerbach und Bad Cannstatt. Stuttgart sieht sich als Vorreiter beim Thema Fahrradgaragen. Das zeige sich an den Anfragen anderer Städte und Gemeinden, so die Stadt. Generell sehe man in den Fahrradgaragen ein hohes Entwicklungspotenzial.

Gut gemeint, aber schlecht genutzt?

Die Garagen im Schlossgarten und am Hauptbahnhof kosteten die Stadt inklusive Dachbegrünung, Buchungssystem, Stromanschluss und Herrichtung der Aufstellfläche 630 000 Euro brutto, dazu kommen jährlich circa 10 000 Euro Instandhaltungskosten. Aus den Gebühren werden zwar Einnahmen erzielt, die jedoch die Investitions- und Betriebskosten nicht decken.

Auch wenn laut dem Radbericht seit Corona immer mehr Menschen in Stuttgart Fahrrad fahren, die mittlere Auslastung der Garagen lag bis zum ersten Halbjahr 2022 bei jeweils circa 35 Prozent. Am besten angenommen wird die neueste Abstellmöglichkeit im Stuttgarter Westen, die erste Fahrradgarage in einem Wohngebiet. Sie soll Menschen, die privat keinen Platz haben, die Möglichkeit bieten, ihr Fahrrad unterzustellen. An der guten Nutzung möchte man künftig anknüpfen und weitere Garagen in Wohngebieten anbieten. Hierzu wurde in einem studentischen Designwettbewerb der Media-Akademie – Hochschule Stuttgart ein Designvorschlag erarbeitet. Derzeit laufen Herstelleranfragen zur Umsetzung des siegreichen Designs. Im Rahmen der Mobilitätswoche 2021 befragte die Stadt Nutzerinnen und Nutzer der Fahrradgaragen. Der Preis und die Lage wurden dabei gut bewertet, bei der Bedienbarkeit äußerten die Teilnehmer Verbesserungspotenzial.

Stuttgart – die Fahrradstadt?

Neben den Fahrradgaragen werden weitere Versuche unternommen, die Stadt fahrradfreundlicher zu machen. Dazu gehört der Bau der Hauptradroute zwei von der Innenstadt nach Hedelfingen. Der erste Bauabschnitt wurde im vergangenen Jahr fertiggestellt. Außerdem wurde die Wiesbadener Straße in Bad Cannstatt zur Fahrradstraße umgebaut, mit der Möhringer Straße im Stuttgarter Süden wurde begonnen. Langfristig sollen pro Einwohner jährlich 40 Euro für den Radverkehr ausgegeben werden und in allen Stadtvierteln mindestens eine Fahrradstraße auf Nebenstraßen ausgewiesen werden. Außerdem ist entlang der gesamten Theodor-Heuss-Straße beidseitig ein Radweg geplant, in der Jahnstraße im Stuttgarter Osten wird 2024 bis 2025 eine Fahrspur stadtauswärts zu einem Gegenrichtungsradweg umgebaut.

E-Lastenrad für Stuttgarter

Neben den derzeitigen Umbauten gibt es öffentlichkeitswirksame Aktionen von der Stadt für den Radverkehr wie die Sicherheitskampagne „Miteinander läuft’s besser“ oder die Aktion Stadtradeln, bei der Teams tägliche Pendelstrecken mit dem Rad zurücklegen. Seit Dezember gibt es den Verleih der „Stuttgarter Rössle“. Damit sollen alle Stuttgarter die Möglichkeit bekommen, ein E-Lastenrad für mindestens sechs Monate zu mieten. Monatlich kostet das Lastenrad 55 Euro, Familien mit Bonuscard+Kultur oder Familiencard zahlen weniger.